Nach Widmungsstopp

Rittern um neuen Standort der Digital-Uni geht los

Oberösterreich
08.10.2024 18:00

Nach dem überraschenden Aus für den geplanten IT:U-Standort in Linz-Auhof bringen sich nun Wels und Steyr als mögliche Alternativen in Stellung. Der Landeshauptmann hat indes die Standortsuche zur Chefsache erklärt und will sicherstellen, dass dabei „keine unerwarteten Verzögerungen mehr auftreten“.

Die Überraschung war groß – sowohl bei Befürwortern als auch Gegnern des Projekts –, als Dietmar Prammer (SPÖ) am Montag das Aus für den geplanten IT:U-Standort nahe der Johannes Kepler Uni (JKU) in Linz-Auhof verkündete. Er ziehe die Notbremse, nachdem das Projekt in einer Stellungnahme des Landes vor allem hinsichtlich Natur- und Klimaschutz als bedenklich eingestuft worden war, gab der geschäftsführende Vizebürgermeister bekannt.

„Dramatisch, unverantwortlich“
Der Umwidmungsstopp für das in einer Bund-Länder-Vereinbarung festgehaltene Areal sorgt auch am Dienstag noch für Gesprächsstoff. Der Präsident der Industriellenvereinigung, Stefan Pierer, hält ihn für „in jeder Hinsicht dramatisch“ für das Vorhaben, eine Digital-Uni in Oberösterreich zu etablieren – besonders auch deshalb, weil damit auch geplante Betriebsansiedlungen in Campus-Nähe vom Tisch sind.

In die gleiche Kerbe schlägt Wirtschaftskammerpräsidentin Doris Hummer. Sie finde es „unverantwortlich, dem Leuchtturmprojekt IT:U das Licht abzudrehen“. Der Linzer Vizebürgermeister Martin Hajart (ÖVP) kritisiert, Prammer habe mit seiner Vorgehensweise das Vertrauen gegenüber den Partnern, die es brauche, um die IT:U zu realisieren, zerstört.

SPÖ begrüßt neue Standortsuche
Wie schon Forschungslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) am Montag unterstellen Pierer, Hummer und Hajart dem Linzer SPÖ-Bürgermeisterkandidat Prammer „Wahlkampfmotive“. Der SPÖ-Landtagsklub hält das wiederum für „unwürdige Polemik“ und begrüßt die Standortsuche auf bereits versiegelten Flächen. 

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Ob oder wie eine Unterbringung der Digital-Universität am Linzer Areal der Post aussehen könnte, werden die folgenden Gespräche zeigen.

Markus Leitgeb, Sprecher Österreichische Post AG

Standortsuche ab sofort Chefsache
Diese Suche nach einem neuen Standort hat Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP), der sich noch am Montag gar nicht geäußert hatte, nun zur Chefsache erklärt. Land OÖ und Bund würden sich auf die Suche nach Alternativen begeben. Ob das die von Prammer ins Spiel gebrachte PostCity sein könnte, ist völlig offen. „Ob oder wie eine Unterbringung der Digital-Universität am Linzer Areal der Post aussehen könnte, werden die folgenden Gespräche zeigen“, heißt es auf „Krone“-Anfrage seitens der Post. 

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Wir hoffen sehr, dass unser Konzept ernsthaft in Betracht gezogen wird. Wels war und ist der ideale Standort für die IT:U.

Andreas Rabl (FPÖ), Bürgermeister Wels

Wels und Steyr bieten sich an
Unterdessen bringen sich Wels und Steyr als Alternativen in Stellung. Wels bot am Dienstag zwei Standorte in der Nähe von Bahnhof und Fachhochschule mit teils schon fertig genehmigten Projekten mit mehreren 10.000 Quadratmetern Bürofläche an. Auch die derzeitige Firmenzentrale der eww-Gruppe mit einem bezugsfertigen Büroturm stünde bald zur Verfügung. Auch aus Steyr hieß es, man habe als Standort von Industrie und großer IT-Unternehmen „interessante Flächen, auch in Zentrumsnähe, zu bieten“.

Wo und wann auch immer die IT:U ihre Bleibe findet: Die Räumlichkeiten der JKU, die sie derzeit schon nutzt, stünden bis dahin zur Verfügung, informiert Stelzer nach einem Gespräch mit Rektor Stefan Koch und IT:U-Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt. 

Kommentar
Nicht einfach durchziehen

Die Standort-Posse ist ein weiteres Kapitel in der holprigen Geschichte der Linzer Digital-Uni. Imagemäßig stehen Linz und Oberösterreich jetzt eher als Provinzkaffs denn als Standortkaiser da. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass die Causa auch ein Weckruf sein könnte: Dass negative Stellungnahmen von Experten ein Vorhaben zu Fall bringen können, ist offenbar eine neue Erfahrung für allzu machtbewusste Lokalpolitiker. Sie sind es vielmehr gewohnt, Projekte durchzuziehen, auch wenn absehbar ist, dass sie – wie in diesem Fall für Natur und Klima – problematisch sind.

(Bild: Krone KREATIV, Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)
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