2022 wurde in Graz ein Israeli zu neun Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, mit dem „Chef-Trick“ (CEO-Fraud) Firmen um mehr als 56 Millionen Euro betrogen zu haben. Wegen mehrerer Formalfehler muss der Prozess nun wiederholt werden. Der heute 65-Jährige, der bereits seit exakt fünf Jahren in U-Haft sitzt, kam am Montag gegen Gelöbnis frei. Ende März startet sein Prozess.
So schnell kann es gehen, wenn der große Chef weit weg residiert und der kleine Chef ihn nur aus dem Firmen-Organigramm kennt. Da kommt eine E-Mail mit der Anweisung zu einer Geldtransaktion. Alles geheimnisvoll und brisant. Druck wird aufgebaut - denn alles muss schnell gehen, damit wichtige Projekte nicht gefährdet werden. Und plötzlich sind Millionen weg. Denn der Chef war nur ein Betrüger.
Gefälschte Mails an Finanzabteilung
„CEO Fraud“ nennt die Polizei die Betrugsmasche: Chef-Trick. In dem Millionenfall, der nun Ende März erneut in Graz verhandelt wird, war das größte Opfer der oberösterreichische Flugzeugzulieferer FACC. 2015 kam von einer Fake-Mailadresse des damaligen Vorstandschefs eine Nachricht an Finanzverantwortliche, dass Millionenbeträge auf ausländische Konten zu überweisen wären.
Alles streng vertraulich
Den Mitarbeitern wurde vorgegaukelt, es handle sich um streng vertrauliche Transaktionen für eine Firmenübernahme. Als der Betrug im Jänner 2016 bemerkt wurde, waren bereits mehr als 90 Überweisungen erfolgt und die Spur verwischt. Das Unternehmen bezifferte die Schadenssumme mit 42 Millionen Euro.
Verdächtiger in Israel in Fälscherwerkstatt gefasst
Der Angeklagte wurde am Montag vor genau fünf Jahren von österreichischen und israelischen Polizisten in Aschdod in Israel festgenommen. Dort saß er sieben Monate in Haft, bevor er nach Österreich ausgeliefert wurde. Er soll ein Unternehmen geleitet haben, das im Internet mit dem Verkauf von Firmen und Bankkonten beschäftigt war. Dieses Unternehmen soll er mit gefälschten Ausweisen gegründet haben.
Laut der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wurde in seinem Büro eine Fälscherwerkstatt ausgehoben. Die Ermittler gehen von keinem Einzeltäter aus, die Hinterleute sind aber schwer zu fassen. Der Verdächtige bestreitet jede Schuld.
Angeklagter berief gegen Urteil
Der Fall wird in Graz verhandelt, weil sich die ersten geschädigten Firmen in der Steiermark befanden. Insgesamt geht es um über 56 Millionen Euro Schaden. Im ersten Prozess wurden an 19 Verhandlungstagen über 30 Zeugen gehört. Er endete mit neun Jahren (nichts rechtskräftiger) Haft.
Der Angeklagte berief und bekam recht - ab Ende März beginnt der Prozess von Neuem, da der Oberste Gerichtshof einige gröbere Formalfehler bemängelte.
Die Zeit bis zur Verhandlung darf der 65-Jährige nun in Freiheit verbringen. Er wurde am Montag in Graz gegen das Gelöbnis, nicht zu flüchten, enthaftet. Er musste außerdem seinen Reisepass abgeben und bekam die Auflage, sich zweimal pro Woche bei der Polizei verlässlich zu melden.
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