Nachteile befürchtet

Kartellgericht soll Yesss-Verkauf an Telekom prüfen

Elektronik
28.06.2012 12:06
Die 900 Millionen Euro schwere Übernahme des Mobilfunkers Orange durch "3" (Hutchison 3G) verzögert sich weiter, ebenso der Verkauf der Orange-Billigtochter Yesss an den Branchenprimus Telekom Austria als Teil des Orange/"3"-Deals. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) befürchtet durch die Yesss-Übernahme durch die Telekom "gravierende Nachteile für den österreichischen Markt und vor allem für die Konsumenten" und hat deshalb am Donnerstag beim Kartellgericht in Wien beantragt, den Deal zu prüfen.

"Beide Anbieter haben die Bedenken der Wettbewerbsbehörde bislang nicht ausräumen können", teilte die BWB in einer Aussendung mit. Daher gehe die Prüfung in die nächste Phase, die mindestens fünf weitere Monate dauern könne. Die Telekom Austria betonte in einer Stellungnahme, die erforderlichen Unterlagen fristgerecht eingereicht und auch Nachbesserungen vorgenommen zu haben. CEO Hannes Ametsreiter hofft auf eine "zeitnahe Entscheidung".

Der Yesss/Telekom-Deal wird von der BWB in Wien abgehandelt, für die Orange/"3"-Fusion ist hingegen die EU-Kommission zuständig. Auch bei diesem Deal "gibt es von der Kommission zahlreiche Bedenken", so die BWB am Donnerstag. Die EU-Kommission muss bis Freitag entscheiden, ob sie eine vertiefte Prüfung einleitet - was als wahrscheinlich gilt, da es bislang noch kein grünes Licht gab. Die BWB würde den Orange/"3"-Deal eigentlich gerne selbst abhandeln und hat Ende Mai einen sogenannten Verweisantrag eingebracht. Dass diesem stattgegeben wird, gilt aber als unwahrscheinlich.

Preiserhöhungen bei Wertkartenhandys befürchtet
Die Bundeswettbewerbsbehörde fürchtet durch den Yesss/Telekom-Deal Preiserhöhungen bei Wertkartenhandys. Denn durch das Verschwinden der "aggressiven Preispolitik" von Yesss würde der einzige Mitbewerber der bisherigen Telekom-Billigmarke bob wegfallen, der Wettbewerb im Prepaid-Segment also ausgeschaltet, so die BWB. Bei der Sprachtelefonie würde der Marktanteil der Telekom auf mehr als 39 Prozent anwachsen, im Segment "Breitband Festnetz plus Mobil (Privatkunden)" sogar auf über 53 Prozent, wird argumentiert.

Orange wirft BWB "Ahnungslosigkeit" vor
Orange-Boss Michael Krammer wirft der BWB "Ahnungslosigkeit" vor. Während nämlich die Orange-Billigtochter Yesss 90 Prozent Prepaid-Kunden habe, seien es bei der Telekom-Billigmarke bob 90 Prozent Postpaid-Kunden. "Die Yesss-Mitbewerber sind tele.ring, S-Budget (tele.ring-Wertkartenmarke von Spar) und GeOrg (tele.ring-Wertkarte von Saturn und MediaMarkt)", so Krammer. Diese drei gehören allesamt zum T-Mobile-Konzern.

Den Vorwurf, keine Ahnung von der Materie zu haben, lässt BWB-Sprecher Stefan Keznickl nicht auf der Behörde und sich sitzen. Yesss und bob stünden ganz klar in direktem Wettbewerb miteinander, das gehe auch eindeutig aus den Werbeeinschaltungen hervor, mit denen versucht werde, einander Kunden abspenstig zu machen. "Die RTR sieht das auch so", sieht Keznickl in der Telekom-Regulierungsbehörde einen Verbündeten.

Hutchison 3G weiter optimistisch
Hutchison 3G indes hofft weiter auf grünes Licht durch die Wettbewerbshüter. Die Entscheidung der BWB, den Yesss/Telekom-Deal tiefergehend zu prüfen, "nimmt eine endgültige Entscheidung über den Ausgang dieses Verfahrens nicht vorweg", so "3"-Österreich-Chef Jan Trionow.

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