Herbert Prohaska:

Ganz großer Respekt vor Salzburg ist nicht mehr da

14.11.2023 06:50

Herbert Prohaska in der „Krone“: Was er beim Meister in dieser Saison vermisst, welche Gründe er dafür sieht, dass die Liga Lunte gerochen hat. Diskussion um Rapid-Trainer versteht er zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

comment0 Kommentare

Ich war Sonntag in der Generali-Arena live dabei und sah vor allem zwei Dinge: Erstens eine Austria, die wirklich gut, bissig und giftig spielte, sich den Sieg absolut verdient gehabt hätte. Und zweitens eine Salzburger Truppe, die mich nicht an die Mannschaft der letzten Jahre erinnerte. Salzburg spielt normalerweise mit viel Dominanz, viel Power, aber diesmal? Angriffe mit untauglichen Mitteln, keine Ideen, einfach enttäuschend.

Gründe dafür sehe ich mehrere:

Die Abgänge konnten nicht eins zu eins ersetzt werden. Ich sehe keinen neuen Nicolas Seiwald, keinen neuen Benjamin Sesko, keinen neuen Junior Adamu, keinen neuen Noah Okafor. Einzig Alexander Schlager kann Philipp Köhn im Tor vergessen machen.

Salzburg hat die jüngste Mannschaft aller Zeiten, das ist für Trainer Gerhard Struber Fluch und Segen zugleich. Die vielen jungen Spieler haben noch sehr viele Auf und Abs, das sieht man an den Ergebnissen und der Leistung. In der Champions League tun sie sich leichter, weil sie Außenseiter sind, da können sie nur überraschen, befreit aufspielen - in der heimischen Liga wird praktisch immer ein Sieg erwartet, da stehen sie viel mehr unter Druck.

Die Liga hat Lunte gerochen, man sieht, dass Salzburg nicht unschlagbar ist, man verlor gegen den LASK und Blau-Weiß Linz, gab Punkte gegen Sturm, Klagenfurt und die Austria ab. Die Trainer sehen, wie es die Kollegen machen, stellen ihre Teams immer besser auf Salzburg ein, der ganz große Respekt ist nicht mehr da, man hat eine breitere Brust.

Kleingeld wäre da
Natürlich hat Salzburg das nötige Kleingeld, um im Winter nachzubessern. Aber sogar Europas Großklubs tun sich schwer, im Winter Topspieler zu verpflichten - daher wird es für Salzburg bis zum Schluss in der heimischen Liga schwer.

PS: Noch ein Wort zu Rapid - man hätte vielleicht schon ein paar Mal über den Trainer diskutieren können, aber nicht nach dem Hartberg-Spiel. Zoran Barisic kann die Tore ja nicht selbst schießen, diese Diskussion verstehe ich nicht.

Aber natürlich steht er weiter sehr unter Druck, Platz acht ist nicht der Anspruch von Rapid - so wie Platz sieben nicht der Anspruch der Wiener Austria sein kann ...