Kopftuch „freiwillig“
Vollverschleierung in Schulen in Ägypten verboten
In Ägypten ist in staatlichen und privaten Schulen die Vollverschleierung verboten worden, was zu heftigen Diskussionen in dem bevölkerungsreichsten arabischen Land geführt hat. Das neue Dekret zu Schuluniformen, das insbesondere den Gesichtsschleier verbietet, war am Montag im staatlichen Blatt Akbar Al-Jum veröffentlicht worden. Das Tragen des Kopftuchs wird als „freiwillig“ eingestuft - ohne Druck von wem auch immer.
Im überwiegend muslimischen Ägypten trägt die Mehrheit der Frauen zwar Kopftuch, den Gesichtsschleier Nikab jedoch nur eine Minderheit. In den Online-Netzwerken gab es am Dienstag viel Aufregung über das neue Dekret: „Die Leute sind wütend, weil keinerlei Begründung geliefert wurde, das ist eine tyrannische Entscheidung“, schrieb Mohammed im Online-Dienst X, der früher Twitter hieß. Darauf antwortete ein Nutzer namens Al-Masri: „Niemand ist wütend, mit Ausnahme der Unterstützer der (radikalislamischen) Taliban und des (dschihadistischen) Islamischen Staats (IS).“
„Zerschlagung des Extremismus“
Der Talk-Show-Moderator und Anhänger von Präsident Abdel Fattah al-Sisi, Ahmed Mussa, begrüßte mit Blick auf die „terroristische Gruppe der Muslimbrüder“ seinerseits „einen wichtigen Schritt in Richtung der Zerschlagung des Extremismus“. Seit Sisi im Jahr 2013 den Präsidenten Mohamed Mursi ablöste, der Mitglied der Muslimbrüder war, wurde die Organisation in Ägypten als „terroristisch“ eingestuft und verboten, Tausende ihrer Mitglieder kamen ins Gefängnis und Hunderte Anführer wurden getötet.
Kritiker weisen auf andere Probleme an Schulen hin
In den Online-Netzen verwiesen die Nutzer aber auch auf andere Probleme im Bildungswesen des Landes mit 105 Millionen Einwohnern, das unter einer hohen Inflation und Verschuldung ächzt. Ein Nutzer fragte ironisch, ob der Nikab schuld sei an „überfüllten Klassen, veraltetem Material und Schwierigkeiten der Lehrer“. Ende 2015 hatte bereits die Universität von Kairo ihren Lehrkräften das Tragen des Gesichtsschleiers untersagt, 2020 wurde dies gerichtlich bestätigt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.