Die Zahl der bargeldlosen Transaktionen ist in den vergangenen Jahren nicht zuletzt aufgrund Corona gestiegen, doch werden zwischen 65 und 70 Prozent aller Transaktionen nach wie vor bar beglichen. Und der Großteil der Menschen in Österreich will nicht auf Bargeld verzichten - aus ganz unterschiedlichen Gründen, wie aus einer am Dienstag präsentierten Studie von marketmind hervorgeht.
Bargeld erweist sich vor allem für Personen in einer finanziell schwierigen Situation als echter Notgroschen: So sind acht Prozent der Befragten in einer finanziell schwierigen und 22 Prozent in einer finanziell angespannten Situation. Diese Personen wollen sich die Gebühren - etwa für Buchungszeilen oder die Kosten für Kreditkarten - sparen. Niedrigverdiener mit einer relativ geringen Bildung - das sind 14 Prozent der Bevölkerung - greifen ebenfalls lieber zum Bargeld. Insgesamt sind für etwa 44 Prozent der Befragten Einsparungen bei den Gebühren ein wesentlicher Grund, bar zu bezahlen.
Etwa 18 Prozent der Befragten konnten zu den Pragmatikern gezählt werden, die sowohl bar als auch bargeldlos bezahlen - je nachdem, was gerade angenehmer ist. Dem bargeldlosen Zahlungsverkehr zuzurechnen sind mit etwa 17 Prozent die Lebenskünstler, die weniger Überblick in finanziellen Angelegenheiten haben. Und 13 Prozent sind den digitalen Gutverdienern zuzurechnen, die ihre Ausgaben unter Kontrolle haben.
Reines Bezahlen versus Geschäftsmodelle
„Bargeld ist die einzige Bezahlform, bei der es rein nur um das Bezahlen an sich geht. Alle anderen Formen sind Geschäftsmodelle“, erklärte Direktor Matthias Schroth von der Oesterreichischen Nationalbank im Rahmen einer Pressekonferenz. „Diese Kosten müssen dann teilweise von allen getragen werden; auch von jenen, die zum Beispiel aufgrund eines zu geringen Einkommens gar keine Kreditkarte bekommen beziehungsweise auch wollen.“ Diese Gruppe umfasst 48 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer.
Für Generaldirektor Gerhard Starsich von der Münze Österreich ist dies nicht der einzige Grund, sich für Bargeld einzusetzen: „Auch im Sinne der österreichischen Wirtschaft ist die Aufrechterhaltung einer gut ausgestatteten Bargeldinfrastruktur wesentlich“, hielt Starsich fest.
Besserer Umgang mit Geld
Einig sind sich die Befragten über die Bedeutung des Bargeldes, wenn es um den persönlichen Umgang mit Geld geht: So sind 76 Prozent überzeugt, dass mit Bargeld der Geldumgang besser zu lernen sei. Und 83 Prozent reden mit ihren Kindern über Geld. Weiters erhalten 59 Prozent der Kinder Taschengeld - zuerst bar, als Teenager dann öfter per Überweisung. Allerdings sei die aktuelle Situation nicht ideal, merkte Starsich an: Denn demnach könnten 41 Prozent der Kinder den Umgang mit Geld nicht lernen. Und 21,8 Prozent der Klienten der Schuldenberatung sind 30 Jahre oder jünger. Tendenz steigend.
Bankomat-Sterben
Für Schroth und Starsich ist Bargeld eine wesentliche Zahlungsmöglichkeit, die nicht eingeschränkt werden sollte. Sie verweisen auf Länder wie die Niederlande und Schweden. Dort wird in Geschäften oft kein Bargeld mehr angenommen. Konsumenten ohne Konto seien massiv eingeschränkt. Die beiden Experten hoffen, dass Konsumenten in Österreich - bis auf Ausnahmen wie Online-Shops - auch künftig zwischen Bargeld oder bargeldlosen Transaktionen wählen können. Dazu bedürfe es rechtlicher Anpassungen und auch einer entsprechenden Infrastruktur. Doch zuletzt nahm die Zahl der Bankomaten ab. Nicht nur, weil Filialen geschlossen wurden, sondern auch, weil bei Supermärkten und Tankstellen Bankomaten abgebaut wurden.
Andreas Kollross, kommunalpolitischer Sprecher der SPÖ, forderte laut einer Aussendung „die Regierung auf, ein Konzept gegen das Bankomat-Sterben vorzulegen und für einen uneingeschränkten Zugang zu Bargeld in ganz Österreich zu sorgen“.
FPÖ-Konsumentenschutzsprecher Peter Wurm verwies in seiner Stellungnahme auf die Bedeutung des Bargelds: „Gerade vor dem Hintergrund, dass mehr als 530.000 Bürger das Volksbegehren mit dem Titel ‘Für uneingeschränkte Bargeldzahlung‘ unterzeichnet haben, ist es mehr als opportun, die Wichtigkeit des Anliegens zu erkennen.“ Nur der Erhalt des Bargelds in einem verfassungsrechtlich geschützten Rang „kann noch Schlimmeres verhindern“, sagte Wurm weiters.
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