Gängige Medikamente beeinflussen mitunter die Sehorgane negativ. Also schlechte Nachrichten für Männer, die auf Potenzmedikamente setzen, um „Hänger im Bett“ zu vermeiden: Sie könnten Probleme mit dem Farbsehen bekommen. Muss auch noch der Blutdruck gesenkt werden, kann das die Augen zusätzlich austrocknen.
Wenn Medikamente eingenommen werden, wirkt sich das manchmal auf den ganzen Körper aus. Ein Organ, das öfter einmal in Mitleidenschaft gezogen wird, man aber kaum im Blick hat, ist das Auge. Dabei ist es das am zweithäufigsten von Arzneistofftoxizität betroffene Organ. Das bedeutet, dass Arzneistoffe neben ihrer positiven Wirkung auch Gewebe und Zellen zu schädigen vermögen. Durchforsten Sie Ihren Arzneischrank nach „Augenschädlingen“!
Viele Blutgefäße
„Diese besondere Empfindlichkeit des Auges für solche Arzneimittelnebenwirkungen ist darauf zu rückzuführen dass es viele Blutgefäße hat sowie stark durchblutet wird und außerdem über eine relativ kleine Organmassen verfügt“, erklärte Mag. pharm. Dr. Gunar Stemer, MBA, Anstaltsapotheker am AKH Wien kürzlich auf dem Apothekerkongress in Schladming (Stmk.).
Symptome nicht immer erkennbar
Die meisten Nebenwirkungen sind, wenn sie früh erkannt werden, wieder rückgängig zu machen. Oft ist es aber gar nicht so einfach, Symptome der zu behandelnden Krankheit und eben jene der unerwünschten Auswirkungen einwandfrei zu unterscheiden. So kann es dann passieren, dass es in manchen Fällen auch zu Problemen bis hin zu Sehbeeinträchtigungen kommt, die nicht mehr zu beheben sind. „Risikofaktoren für so eine Reaktion der Augen stellen etwa Langzeiteinnahme von Arzneimitteln dar, ein höheres Alter und natürlich die Dosis der Medikamente“, erklärt der Experte.
Welche Arzneien sich auswirken
Grundsätzlich beeinflussen die meisten Arzneien die Augen in unterschiedlichen Bereichen. Den Beipacktext lesen! „Bei Verdacht einer Nebenwirkung mit Einschränkung des Sehvermögens muss immer eine augenärztliche Abklärung erfolgen“, appelliert Dr. Stemer. Sie sollten allerdings keine Arznei ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt absetzen.
Anschließend eine kleine Auswahl an Arzneien, die sich auswirken können:
Anti-Baby-Pille: Diese Tabletten trocknen die Augen mitunter aus. Mit dem Gynäkologen nach Alternativen suchen!
Antiallergika: Verschiedene äußerlich anzuwendende Antihistaminika gegen allergische Reaktionen können ähnliche Beschwerden auch auslösen, vor allem, wenn sie langfristig eingetropft werden. Es vermag zu vorübergehendem Brennen, trockenem Auge oder Schwellungen der Lider zu kommen. Arzneimittel, welche eine Zusammenziehung der Blutgefäße bewirken (Vaskokonstriktoren) bringen mitunter Austrocknung und rote Augen mit sich.
Glaukom-Arzneien: Wer Tropfen gegen den grünen Star träufelt, muss ebenfalls mit Irritationen oder Trockenheit rechnen. Auch wurden Pigmentstörungen der Haut am Lidrand beobachtet, sogar die Irisfarbe kann sich verändern. Weiters regen diese Prostaglandin-Analoga das Wimpernwachstum an. Das hat sich bereits die Kosmetik-Industrie zu Nutzen gemacht und bietet dementsprechende Schönheitshelfer, etwa für Patienten nach Chemotherapien, an. Diese sind aber in Europa nicht zugelassen.
Blutdrucksenker: Beta- sowie Alphablocker sind in der Lage, trockene Augen zu verursachen. „Künstliche Tränen“ können Abhilfe schaffen.
Medikamente bei Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika): Hier kommt es in seltenen Fällen zu einer Schwellung des Sehnervenkopfes. Auch entwicklen etliche Patienten nach langer Einnahme Ablagerungen in der Hornhaut.
Mittel gegen überaktive Blase, Inkontinenz oder Asthma (anticholinerg): Diese Medikamente betreffen mitunter mehrere Strukturen des Auges gleichzeitig. So lösen sie etwa verschwommenes Sehen aus oder trocknen das Organ aus. Sie können auch den Augeninnendruck erhöhen und verschiedene Glaukomarten auslösen.
Kortisonpräparate: Sie kommen oft bei Entzündungen im Körper zum Einsatz, vermögen aber ebenfalls den Augeninnendruck zu erhöhen und somit ein Glaukom zu begünstigen. Auch ein Katarakt (grauer Star) kann bei langandauernder Einnahme auftreten.
PDE-5-Inhibitoren gegen Erektile Dysfunktion: Hier wurden Sehveränderungen beschrieben, (verändertes Farbsehen).
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