„Lasst Kids forschen“

Cody Block: Der Lernroboter gegen „Junk-Spielzeug“

Digital
17.12.2022 06:00

Der Cody Block ist ein ganz besonderes, neues Spielzeug, das Kindern spielerisch beibringt, wie Programmierer zu denken - und das, ganz ohne Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen. Die Erfindung des Schweizer Unternehmens QUBS AG verbindet dabei den Charme von traditionellem Holzspielzeug mit den digitalen Technologien von heute. Der Wiener Bildungsserver hat das Robotik-basierte Spielzeugsystem genauer unter die Lupe genommen und mit Hayri C. Bulman, dem CEO der QUBS AG, in Zürich gesprochen.

Robotik für Kinder wird immer beliebter. Roboter bieten die ideale Möglichkeit, spielerisch erste Programmier-Erfahrungen zu sammeln. Fraglich ist dabei allerdings, ob die Vielzahl an angebotenen Robotern mit ihren unterschiedlichsten Fähigkeiten und Funktionen auch pädagogisch wertvoll sind und tatsächlich Kindern sinnvolles Lernen ermöglichen, das zugleich Spaß macht.

Das weiß man auch beim Wiener Bildungsserver, wo die medienpädagogischen Experten regelmäßig neue Spiel- und Lernroboter auf Herz und Nieren prüfen. Dabei ist man zuletzt auf einen faszinierenden neuen Roboter aus der Schweiz gestoßen: den Cody Block. Auffällig an dem neuen Spielzeug ist unter anderem die Verbindung von traditionellem Holzspielzeug und digitalen Technologien.

Spielerisches Lernen
Mithilfe des Roboters in Autoform und Holzklötzen werden die Kinder in die Grundbegriffe des Programmierens wie Debugging, Warteschlangen und Rekursionen eingeführt. Wie man auf die Idee gekommen ist, den Roboter in Form eines Autos zu konzipieren? Zuerst sei nicht gleich die Idee dagewesen, den Roboter in Autoform zu bauen, „aber wir wollten in jedem Fall ein sich bewegendes Objekt herstellen. Wir haben dann viel diskutiert: Wie sollte dieses Objekt aussehen? Soll es ein Roboter werden, oder soll es eher wie ein Tier aussehen? Dann kam die Idee auf einen Wagen, ein Auto. Und dafür haben wir uns dann entschieden im Team“, erklärt der Schweizer Unternehmer Hayri C. Bulman gegenüber dem Wiener Bildungsserver.

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„Wir wollten aber auch kein Tier, weil: In der Natur funktionieren diese nicht so, man kann die Tiere nicht programmieren. Das sind Lebewesen und wir wollten nicht vermitteln: Ein Tier, eine Biene (wie etwa den Lernroboter Bee-Bot) kann man programmieren. Aber ein Auto kann man auch ‘im echten Leben‘ programmieren. Zudem war uns auch der Gedanke wichtig, dass ein Auto sowohl von einer Frau wie einem Mann gefahren wird.“

Hayri C. Bulman, CEO der QUBS AG

Spaß beim Lernen und Nachhaltigkeit im Fokus
Cody Block regt der Firmenbeschreibung zufolge die Fantasie der Kinder an, entwickelt ihre Kreativität und fördert ihre Fähigkeit, Geschichten zu erzählen. Das Spielen mit dem Robotik-Spielsystem fördere zudem den Erfindungsreichtum, die Problemlösungskompetenz und die Teamfähigkeit der Kinder - und damit auch ihre Kommunikationsfähigkeit. Davon konnten sich auch die Medienpädagogen vom Wiener Bildungsserver selbst ein erstes Bild machen.

Ebenfalls positiv hervorzuheben: Im Gegensatz zum Großteil der weltweit produzierten Spielzeuge besteht das Schweizer Robotik-Spielzeugsystem eigenen Angaben zufolge zu weniger als 3 Prozent, inklusive der Verpackung, aus Plastik. Das Holz werde zudem aus verantwortungsvoll gewonnenem Holz gefertigt. Die globale Spielzeugindustrie, eine der Branchen mit dem höchsten Plastikverbrauch weltweit, verbraucht 40 Tonnen Plastik pro 1 Million Dollar Umsatz. Etwa 90 Prozent aller Spielzeuge - und Spielzeugverpackungen - bestehen aus Plastik.

„Sie brauchen keinen Screen, kein Internet, nichts“
„Es gibt eine neue Generation jetzt, wo das Umweltbewusstsein sehr hoch ist. Wir ernähren unsere Kinder sehr vorsichtig heute. Wir geben ihnen heute kein Junkfood mehr. Wieso sollten wir ihnen Junk-Spielzeug in die Hand geben?“, gibt Bulman zu bedenken. Daher sei Nachhaltigkeit in der Entwicklung von Cody Block sehr wichtig gewesen. „In Englisch sagen wir zu dieser Art Spiel/Spielzeug ‘Legacy‘: Das können Sie heute in den Keller schmeißen und in zehn Jahren wieder hervorholen und es funktioniert noch immer. Sie brauchen keinen Screen, kein Internet, nichts. Sie müssen es nur aufladen können, das ist alles“, so der Schweizer.

Produziert wird der Roboter zwar aktuell noch in China, doch man kämpfe darum, „die Produktion nach Europa zu bringen“, verspricht der Firmengründer. Man könne das Holzspielzeug auch hier in Europa produzieren, aber die Elektronik (Cody Block wird über RFID-Tags gesteuert, Anm.) und die Verarbeitung davon ins Holz momentan nicht, betont der Schweizer auf Nachfrage vom Wiener Bildungsserver. „Dazu müsste man einen Partner finden, der alles zusammenbauen kann. Diese Firmen gibt es momentan in Europa nicht - das ist abhandengekommen. Wir sind auch bereit, dafür mehr Geld zu bezahlen, weil wir momentan diese Kosten für den Transport aufwenden müssen“, merkt Bulman an.

Montessori als pädagogisches Konzept aufgegriffen
Die Entwicklung von Cody Block wurde von Anfang an auch wissenschaftlich begleitet, und pädagogische Konzepte hatten maßgeblichen Einfluss auf das Endprodukt. „Montessori als pädagogisches Konzept ist in unsere Überlegungen eingeflossen, also zumindest für die Entwicklung von Cody Block (QUBS AG plant bereits eine ganze Reihe anderer Lernroboter, Anm.)“, erklärt der Schweizer. Daher habe man sich etwa entschieden, Cody Block nicht mit Geräuschen, Lichtern oder zusätzlichen Effekten zu versehen.

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„Kinder muss man lassen, die wollen etwas machen. Wir wollen zulassen, die Kinder forschen zu lassen. Die werden schon selbst Lösungen finden. Daher war für uns Taktilität (Fühlbarkeit) auch ein ganz besonderer Punkt. Uns war wichtig, dass die einzelnen Stücke etwas repräsentieren. Unsere Stücke sollen für sich selbst sprechen. Kinder werden in zwei Sekunden herausfinden, was sie damit machen können. Sie sollen das Spielzeug in die Hand nehmen und damit aktiv werden“

QUBS-AG-Gründer Hayri C. Bulman

Bei Digitalisierung passiert für junge Kinder sehr wenig
Was das auch hierzulande wichtige Thema Digitalisierung betrifft, sieht Bulman in der Schweiz eine vergleichbare Situation wie in Österreich: Für junge Kinder passiere sehr wenig. „Die Erwartung ist hier oft auch: Die werden das zu Hause schon mitbekommen. Aber dann bekommen wir halt nur reine Benutzer:innen, aber keine Entwickler:innen. Wir sollten auch mehr Entwickler:innen haben, IT-Entwickler:innen, Software-Entwickler:innen etc.“, betont der Gründer der QUBS AG, der abschließend sagt: „Genügend User:innen gibt es auch woanders, aber entscheidend sind die Entwickler:innen.“

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