Frühe Dämmerung

40% mehr Einbruchsdelikte: Tipps vom Experten

Leben
16.11.2022 16:30

Mit der frühen Dunkelheit beginnt auch die Saison der Einbruchsdiebstähle. Nachdem die Zahl der Wohnungseinbrüche im Jahr 2021 aufgrund von Corona bundesweit gesunken ist, ist laut Innenministerium heuer wieder das Anzeigenniveau von 2019 erreicht worden. Vor allem im Bereich des Einbruchsdiebstahls, also Einbrüchen in Wohnstätten, Garagen, Kellerabteilen, vermeldet das Bundeskriminalamt aktuell eine dramatische Steigung zwischen 20 Prozent und 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein Experte verrät, wie Sie sich und Ihr Zuhause schützen können.

Statistisch schlagen Einbrecher von Oktober bis Jänner öfter zu als in anderen Monaten. Täter sind besonders in der Dämmerungszeit zwischen 16 und 21 Uhr aktiv. Kriminelle versuchen laut Polizei zumeist durch Aufzwängen von Terrassentüren und gartenseitig gelegenen Fenstern, Türen oder Kellerzugängen in das Wohnobjekt einzudringen. Sie nutzen häufig einfachste Möglichkeiten und brechen mit Schraubenziehern oder Zangen schlecht gesicherte Türen oder Fenster auf.

Türschlösser, Schließanlagen, elektronische Sicherungssysteme
Wiens Sicherheitstechniker raten daher in den Herbst- und Wintermonaten 2022 und 2023 dringend zur Prävention. „Wenn es um den Einbruchschutz geht, sind Do-it-Yourself-Aktionen fehl am Platz. Besser ist es, auf einen Fachmann zu vertrauen, damit Ihr Eigentum wirklich abgesichert ist“, rät Metalltechnik-Landesinnungsmeister Georg Senft von der Wirtschaftskammer Wien. Die Möglichkeiten sind dabei vielfältig und ganz individuell. „Neben dem Angebot an Sicherheitstechnik wie Türschlössern, Schließanlagen, elektronischen Sicherungssystemen und Tresoren können Metalltechniker auch auf persönliche Bedürfnisse abgestimmte individuelle Sicherheitstüren und Vergitterungen anbieten.“

Tipp 1: Mechanische Sicherheitstechnik einsetzen
„Eine mechanische Absicherung mit Schlössern an Fenstern und Türen bildet die Basis für einen wirksamen Einbruchschutz. Bei Neubauten sollte man von Anfang an darauf achten, nur Fenster und Türen einzusetzen, die geprüft und zertifiziert einbruchhemmend sind“, so Senft. Geprüfte, einbruchhemmende Türelemente nach Ö-Norm B5338 sind laut Expertem jene ab der Widerstandsklasse (WK) 3 mit Mehrfachverriegelung und Distanzsperre. Doch die Kosten dafür sind relativ hoch (ab 3000 Euro). „Als Besitzer einer Wohnung, der keine neue, teure Türe einbauen will, empfehle ich ein Balkenschloss. Damit wird das Aufhebeln der Türe wesentlich schwieriger. Das Balkenschloss ist der mit Sicherheit erste, wichtige Schutz, der einen potenziellen Täter bereits massiv abschreckt.“ Die Kosten dafür liegen laut Experten je nach Beschaffenheit bei rund 800 Euro.

Tipp 2: Elektronische Schlüssel
Schlösser und Schlüssel können mechanischer Natur sein, oder eben elektronisch. „Der elektronische Schlüssel bringt viele Vorteile. Der Besitzer kann den alten Schlüssel ausprogrammieren und den neuen einprogrammieren.“ Doch sind elektronische Schlüssel auch einbruchssicher? „Absolut!“, so Senft: „Elektronische Türschlösser und elektronische Zylinder sind absolut empfehlenswert, denn sie sind sehr gut gesichert.“

Tipp 3: Sicherung von Fenstern
Für Fenster gibt es zahlreiche Nachrüstprodukte, um selbige einbruchssicher zu machen. „Verschiedene Verriegelungssysteme werden dabei an der Innenseite des Fensters angebracht, diese Systeme sind auch versperrbar.“ Und was empfiehlt der Experte als Gold-Standard? „Die höchste Sicherheitsgrad beim Fenster oder etwa auch bei einer Balkontüre ist eine Vergitterung. Ob Scherengitter oder normales, stabiles Schutzgitter, das schreckt Einbrecher nachhaltig ab.“ Die Kosten für versperrbare Fenstergriffe beginnen bei 150 Euro, bei der Vergitterung sind die Kosten nach Form und Größe ab etwa 800 Euro einzuschätzen. „Am besten macht man sich einen Termin mit einem Sicherheitstechniker aus, der sich die Situation vor Ort ansieht und die beste, individuelle Lösungen findet.“

Tipp 4: Sicherung von Dachluken
„Auch Dachluken sind Fenster, ein Einstieg leicht möglich, vor allem, wenn Aufstiegshilfen wie Sichtschutzwände, Blumenspaliere, Gartenmöbel oder frei herumliegende Leitern im Garten vorzufinden sind.“ Der Sicherheitsexperte rät daher dazu, den Schutzwert genauso hoch anzulegen wie bei Fenstern im Erdgeschoss - „mit Schutzgitter innen oder außen, je nachdem wo möglich.“

Tipp 5: Sicherung mit Rollläden
Rollläden sind zwar nicht so stabil wie Gitter, laut Senft aber dennoch eine gute Sicherungsmaßnahme: „Vorausgesetzt, sie laufen in stabilen, fest verankerten Führungsschienen, sind durch Stifte oder Sperren im oberen Drittel gesichert und möglichst WK 2 geprüft.“ Der Experte rät zur Vorsicht: „Man sollte aber beachten, dass ein über einen längeren Zeitraum heruntergelassener Rollladen einen potenziellen Täter erahnen lassen könnte, dass niemand zu Hause ist.“ Rollläden sollten daher grundsätzlich nur nachts geschlossen sein und nicht schon tagsüber auf Abwesenheit hinweisen. „Trotz des Einbaues von geprüften, einbruchshemmenden Rollläden kann nicht auf die Sicherung der Fenster verzichtet werden.“

Tipp 6: Alarmanlage installieren
Die Kombination von mechanischem Schutz und einer Alarmanlage ist eine kluge Sache, so der Experte - den besten Schutz erfährt man, wenn die Alarmanlage in enger Zusammenarbeit mit einem Sicherheitstechniker installiert wird. „Man unterscheidet zwischen verdrahteter Alarmanlage und Funkalarmanlage: Die verdrahtete Alarmanlage ist bei Neubauten sehr zu empfehlen und in der Wartung viel günstiger, die Funkalarmanlage ist hingegen eher mit Nachrüstungssektor anzutreffen. Egal, für welches Modell man sich entscheidet, von der Qualität sind beide hochwertig. Bei der Außenhautabsicherung werden jedes Fenster und jede Türe mit einem Melder versehen. Wenn ein Einbrecher in ein Objekt eindringt, wird schon der erste Angriff von der Anlage erfasst und gemeldet. Die zweite, kostengünstigere Möglichkeit ist die Raumabsicherung: Hier wird an einigen Stellen im Rauminneren ein Bewegungsmelder installiert. Wenn sich der Täter im Raum bewegt, wird Alarm ausgelöst.“

Tipp 7: Vorsicht bei „Smart Home“-Absicherung
Senft rät bei Smart-Home-Lösungen bewusst zur Vorsicht: „Smart-Home-Lösungen bieten zahlreiche Funktionen, aber im Sicherheitsbereich sind sie nicht zu empfehlen, hier sind sie nur bedingt einsetzbar, weil Hacker einfach leichter auf die Sicherheitsdaten zugreifen können als im Bereich von Profi-Alarmanlagen. Auch ist die Rufweiterleitung nicht so gewährleistet.“ Das Smart Home könnte aber im Täuschen der Täter nützlich sein und Anwesenheit simulieren, während man gemütlich im Urlaub chillt: „Dank intelligenter Vernetzung der verschiedenen Anwendungen im Haus, wie etwa Licht oder Rollladen, könnte man Anwesenheit vortäuschen, auch wenn man nicht zu Hause ist.“

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(Bild: kmm)



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