Schrom musste gehen

ORF bekommt nach Chataffäre nun Ethikkommission

Politik
11.11.2022 16:09

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann wird in Reaktion auf die Chataffäre rund um den zurückgetretenen ORF-TV-News-Chefredakteur Matthias Schrom eine Ethikkommission einrichten. Das kündigte er am Freitag in einem Schreiben an die Mitarbeiter an. Die Kommission soll in Zusammenarbeit mit dem bereits bestehenden Ethikrat einen „Code of Conduct“ erarbeiten, der die bestehenden Verhaltensregeln zusammenfassen und gegebenenfalls Nachschärfungen vorsehen soll, heißt es darin.

Der Schwerpunkt solle dabei auf dem Umgang mit politischen Entscheidungsträgern und -trägerinnen im journalistischen Kontext liegen. Die Ereignisse der vergangenen Tage hätten die Frage nach möglichem politischem Einfluss auf den ORF und seine Berichterstattung aufgeworfen, so Weißmann in der Mitarbeiterinformation. „Wir können und werden nicht zulassen, dass diese Unabhängigkeit infrage gestellt wird“, hält er fest.

„Wünsche und Begehrlichkeiten dürfen keine Rolle spielen“
Die ORF-Redakteurinnen und Redakteure hatten zuvor in einer Resolution gefordert, alle drei Chefredaktions-Positionen im multimedialen Newsroom „unverzüglich“ neu auszuschreiben. Die Ausschreibung müsse unabhängig und extern begleitet und die Bestellung frei von politischer Einflussnahme im Konsens mit der Redaktion getroffen werden. „Wünsche und Begehrlichkeiten aus dem Stiftungsrat dürfen bei diesen Besetzungen keine Rolle spielen“, heißt es.

Auf diese Forderung geht Weißmann nicht ein. „Bei den anstehenden personellen Entscheidungen in der ORF-Information werde ich selbstverständlich darauf achten, dass ausschließlich nach sachlichen Kriterien und ohne jegliche externe Beeinflussung vorgegangen wird“, verspricht er aber. Noch offen ist, wer die multimedialen Ressortleitungen für Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft und Chronik übernehmen wird. Diese Funktionen sollen Ende des Jahres ausgeschrieben werden, sagte Weißmann vor Kurzem im APA-Interview.

Kommt neues Medienmagazin?
In der am Donnerstag im Rahmen einer Redaktionsversammlung beschlossenen Resolution wird auch die Einführung eines regelmäßigen Medienmagazins im TV gefordert. Bisher existiert im ORF lediglich auf Ö1 ein monatliches Medienmagazin namens „Doublecheck“. Laut „Standard“ arbeitet bereits der Satiriker Florian Scheuba an einem Konzept für ein TV-Medienmagazin. Ein solches Format wäre eine wesentliche Plattform für den ORF auch zur selbstkritischen Eigendarstellung, findet Scheuba. Dem Thema wolle er sich über Satire annähern. Am Konzept arbeite er mit der Satireplattform „Tagespresse“ und der Rechercheplattform „Dossier“. Ob die Sendung auch realisiert wird, ist fraglich.

„Die Ereignisse der vergangenen Tage haben die Glaubwürdigkeit des ORF massiv erschüttert. Daher muss jetzt alles unternommen werden, das Vertrauen unseres Publikums wieder zurückzugewinnen“, hielt die ORF-Redaktion fest. Die Chat-Affäre - Schrom tauschte sich 2019 als ORF 2-Chefredakteur mit Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zur inhaltlichen Ausrichtung der ORF-Berichterstattung und Personalwünschen der FPÖ aus - müsse transparent und öffentlich aufgearbeitet werden. Den Rücktritt von Schrom begrüßen die ORF-Journalistinnen und -Journalisten.

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