Trauer mit Demenz

Wenn die Oma vergisst, dass der Opa tot ist

Allerheiligen gedenken wir unseren Toten. Für Martin Dobretsberger gehören Trauer, Tod und Begleitung der Hinterbliebenen das ganze Jahre zum Geschäft. Nun ließ sich der Linzer, Chef des größten privaten Bestattungsinstituts in Oberösterreich, zum ersten demenzfreundlichen Bestatter Österreichs ausbilden.

Hinterbliebene mit Demenz stellen Angehörige fast immer vor große Herausforderungen“, erklärt Martin Dobretsberger (41) die Motivation für seine Ausbildung zum demenzfreundlichen Bestatter in Berlin. Er will den Angehörigen mit seinem Wissen zur Seite stehen. „Es beginnt meist damit, dass die Familie fragt, ob sie zum Beispiel der demenzkranken Oma erzählen soll, dass der Opa gestorben ist“, weiß der Bestatter aus seinem Berufsalltag.

„Ich bestärke sie darin, den Tod des Partners nicht zu verschweigen. Man kann nicht jedes Mal, wenn ein Demenzkranker fragt, eine Lüge erzählen. Man sollte ihm die Zeit gönnen, die es braucht, um den Tod verarbeiten und trauern zu können.“

Richtige Gestaltung der Trauerfeier
Beratung bietet Dobretsberger in solchen Fällen auch bei der Gestaltung der Trauerfeier an. „Oft hilft ein älteres Foto oder Musik, die man früher gemeinsam gemocht hat, sich an den Verstorbenen zu erinnern. Gleichzeitig achten wir darauf, dass es bei der Trauerfeier nicht nur um Demenz geht. Wir ermöglichen allen Angehörigen einen guten und gemeinsamen Abschied.“

Eigenes Kinderbuch geschrieben
Der zweifache Vater ist ein Vorreiter bei inklusiven Trauerfeiern – auch bei kinderfreundlichen Feiern, die auf deren spezielle Bedürfnisse abgestimmt sind. Vor drei Jahren legte er für Kinder (4 bis 12 Jahre) das Erinnerungsbuch „Ich denke an dich . . .“ auf. „Indem sie schreiben, schneiden, kleben und zeichnen, schaffen Kinder eine Erinnerung, die für immer bleibt. Wenn die Eltern das Buch gemeinsam mit ihren Kindern gestalten, werden sie auch zur eigenen Trauerarbeit angeregt.“