Weniger Wohnraum

Mikrohotel-Boom kostet immer mehr Platz

Salzburg
05.10.2022 07:00

Minihotels mit automatisierten Check-in im Herzen Salzburgs stehen bei Investoren hoch im Kurs. Das ruft nun die Stadtpolitik auf den Plan.

Die Wolf-Dietrich-Straße dürfte schon bald um ein Hotel reicher sein: Die Townhouse Paris Lodron GmbH plant, ihr derzeitiges Bürogebäude in ein Hotel mit 15 Zimmern samt 30 Betten umzuwandeln, berichtet Geschäftsführer Gerald Toifl.

„Momentan laufen die Ausschreibungen, frühestens nächstes Jahr ist Baustart“, sagt Toifl. Bereits Mitte 2024 soll das Haus auf 4-Stern-Niveau seine Pforten öffnen – samt Check-in-Automaten und Aufenthaltsraum. Ob dort auch ein Restaurant einziehen wird, ist noch unklar. Man wolle jedenfalls eine Marktlücke schließen. „Es gibt in Salzburg sehr gute Hotels und schlechtere Hotels. Dazwischen gibt es nicht sehr viel“, sagt Toifl. In der Villa Alma in St. Gilgen hätten er und seine Frau Erfahrungen gesammelt.

Wohnraum gehe durch das Hotel-Projekt nicht verloren. Die Nachfrage nach Büroimmobilien sei rückläufig. „Viele sind mittlerweile im Home Office. Deshalb müssen wir schauen, was man daraus macht“, erklärt der Geschäftsführer.

Nicht alle sehen das Projekt ganz so positiv: Etwa auch KPÖ-Gemeinderat Kay-Michael Dankl findet wenig Gefallen daran. Durch das Hotel gehe weiterer Raum in der Stadt verloren, zudem entfalle Kommunalsteuer viel – in automatisierten Hotels gäbe es kaum Arbeitsplätze. „Das ist nur ein Beispiel von vielen“, sagt er. Etwa auch in der Schallmooser Hauptstraße habe eine Unternehmerfamilie zwei Häuser mit Wohnungen verkauft – seit 2020 wurde dort ein personalarmes Automatenhotel errichtet. Ähnliche Projekte seien auch im Andräviertel oder der Steingasse geplant. Bereits Anfang 2021 habe die Stadt zudem medial verkündet, eine Initiative zu starten, um auf Landesebene eine Raumordnungsnovelle zu erreichen und eine „hoteltypische Mindestnutzung“ vorzuschreiben. Damit verbunden wäre etwa ein Restaurant und entsprechendes Personal. Passiert sei seither aber wenig, findet Dankl. Er fordert eine Gesetzesänderung nach dem Vorbild des Altstadterhaltungsgestzes, um Wohnraum außerhalb des Zentrums zu schützen.

„Man muss sich mit den Landeslegistikern ansehen, was das beste Instrument ist“, so der Gemeinderat.

Weiterhin keine Vorgaben für hoteltypische Nutzung
Im Büro der für Raumordnung zuständigen Vizebürgermeisterin Barbara Unterkofler (ÖVP) bestätigt man Gespräche in puncto Raumordnungsinitiative. „Es gab von Seiten der Landeslegistik Bedenken. Und diese sind bis dato nicht gelöst“, heißt es. Für Toifls Hotelprojekt liege zudem bereits ein Ansuchen vor, die Flächenwidmung spreche nicht gegen das Vorhaben.

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