Gefährliche Echokammer

Amnesty: Facebook befeuerte Gewalt gegen Rohingya

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29.09.2022 13:30

Schwerer Vorwurf von Amnesty International gegen den Facebook-Mutterkonzern Meta: Dessen „gefährliche Algorithmen und rücksichtslose Gewinnmaximierung“ sollen einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation zufolge „wesentlich“ zu den Gräueltaten des myanmarischen Militärs gegen die ethnische Gruppe der Rohingya im Jahre 2017 beigetragen haben.

Die ethnische Gruppe der Rohingya ist eine mehrheitlich muslimische Minderheit, die vornehmlich im nördlichen Bundesstaat Rakhine lebt. Im August 2017 flohen mehr als 700.000 Rohingya aus Rakhine, als myanmarische Sicherheitskräfte in einer gezielten und großangelegten Offensive systematisch Angehörige der Minderheit töteten, vergewaltigten und ihre Häuser niederbrannten. Dieser Gewalt seien jahrzehntelange staatlich gestützte Diskriminierung, Strafverfolgungsmaßnahmen und Unterdrückung vorangegangen, die einem System der Apartheid gleichkommen, so Amnesty in einer Mitteilung.

„Anti-Rohynga-Echokammer“
Mit verantwortlich dafür zeichnen soll Facebook:
In den Monaten und Jahren vor dem gewaltsamen Vorgehen der Streitkräfte sei das soziale Netzwerk in Myanmar zu einer „Echokammer für gegen Rohingya gerichtete Inhalte“ geworden, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht „The Social Atrocity: Meta and the right to remedy for the Rohingya“. Akteure mit Verbindungen zum myanmarischen Militär und radikalen nationalistischen buddhistischen Gruppen fluteten das soziale Netzwerk demnach mit anti-muslimischen Beiträgen, verbreiteten Falschinformationen zu einer bevorstehenden Machtübernahme durch Muslime und stellten die Angehörigen der Rohingya als „Eindringlinge“ dar.

Meta wusste oder hätte zumindest wissen müssen, so der Vorwurf von Amnesty International, dass die eigenen Algorithmen die Verbreitung von gegen Rohingya gerichteten Beiträgen „stark vorangetrieben haben“. Dennoch sei das Unternehmen untätig geblieben und habe es immer wieder versäumt, seiner Verantwortung gemäß internationalen Standards nachzukommen und unternehmerische Sorgfaltspflichten im Hinblick auf die Menschenrechte umzusetzen.

Gewalt begünstigt
„Interne Untersuchungen aus dem Jahr 2012 legen nahe, dass Meta bewusst war, dass die eingesetzten Algorithmen zu schwerwiegenden Problemen in der realen Welt führen könnten. 2016 wurde im Rahmen eigener Recherchen in Bezug auf Extremismus eingeräumt, dass ‘unsere Empfehlungs-Systeme das Problem verstärken‘“, schreibt Amnesty. Örtliche Aktivisten hatten sich demzufolge zwischen 2012 und 2017 mehrfach an Meta gewandt und davor gewarnt, dass das Unternehmen zu extremer Gewalt in der analogen Welt beitragen könnte.

Forderung nach Entschädigungszahlung
Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Berichts lancierte Amnesty daher eine Kampagne, mit der Meta aufgefordert wird, den von Gruppen geflüchteter Rohingya gestellten Forderungen nach Entschädigung in Höhe von einer Million US-Dollar zur Finanzierung eines Bildungsprojekts in Bangladesch nachzukommen. „Diese Summe entspricht lediglich ca. 0,002 Prozent des 2021 von Meta erzielten Gewinns von 46,7 Milliarden US-Dollar“, so die Menschenrechtsorganisation. Der Social-Media-Gigant hatte den Antrag im Februar 2021 mit der Begründung abgelehnt, „sich nicht direkt an philanthropischen Aktivitäten“ zu beteiligen.

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