Knackpunkt Ausbildung

Kinder ohne Ärzte! Klinik-Chef schlägt jetzt Alarm

Tirol
02.08.2022 12:00

Kinderärzte mit Kassenvertrag sind rar in Tirol. „Das müsste nicht sein“, zeigt der Innsbrucker Kinderklinik-Chef Thomas Müller auf. Denn am Interesse junger Mediziner fehlt es nicht. Müller ortet gefährliche und folgenschwere Engstellen in der Ausbildung. 

Die Kinderklinik in Innsbruck feiert 125-Jahr-Jubiläum. Heute kann sich keiner mehr vorstellen, dass es am Beginn des 20. Jahrhundert kaum Fachärzte für Kinder gab. Die Zeiten sind zum Glück vorbei. Doch Tirols Kindern fehlen heute wieder Ärzte. In Innsbruck und in St. Johann sind Kassenstellen seit Jahren unbesetzt – in St. Johann bereits seit 2015 (!). Immer mehr Regionen sind unterversorgt.

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Wir müssen und können deutlich mehr ausbilden. Derzeit ist das System zu starr.

Thomas Müller, Direktor der Innsbrucker Kinderklinik

Zu wenig Kassenstellen in den einzelnen Regionen
„Tirol hat im Bundesländervergleich zu wenig Kassenstellen“, zeigt Thomas Müller, Leiter der Pädiatrie I an der Kinderklinik Innsbruck, das grundsätzliche Problem auf. 23 Kassenärzte gibt es. Das deutlich kleinere Vorarlberg hat nur eine Stelle weniger. Der Ärztemangel hat Folgen: der Druck auf die Spitalsambulanzen wächst, die Qualität der Versorgung droht zu sinken. „Wir brauchen dringend mehr Mediziner in den Regionen“, lautet Müllers Diagnose.

An Interesse von jungen Medizinern fehlt es nicht
Doch woran scheitert es? „Am Interesse junger Mediziner nicht“, stellt der Klinik-Chef klar. In seiner Abteilung würden sich viele um einen Ausbildungsplatz bemühen. Nur - es gibt sie schlicht nicht. Die Praxisstellen sind limitiert und folgen einem strengen Ausbildungsschlüssel, der das Verhältnis zwischen Ausbilder und Assistenzärzten genau regelt.

Müller bezeichnet dieses System als viel zu starr: „Wir müssen und können deutlich mehr ausbilden.“ Dafür brauche es aber eine Finanzierung durch die öffentliche Hand oder die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Müllers Konzept sieht solche „Sonderfinanzierungen“ bei drohenden Engpässen vor. „Ein Ausbildungsplatz für die Zusicherung, dass der Arzt eine Kassenstelle übernimmt“, umreißt er die Idee. Mit der ÖGK wird derzeit darüber verhandelt. Dort ist man offen für das Modell.

Neues Modell für die Ausbildung zeigt Wirkung
In Tirol gibt es bereits gelungene Beispiele. Müller nennt das Krankenhaus Zams. Dort habe man sich an den Kosten für die Ausbildung beteiligt. So bekam Zams einen Kinderarzt. „Es ist ja nicht gesagt, dass die ganze Ausbildung an der Klinik stattfinden muss. Ein Teil kann in den Bezirksspitälern erfolgen. So wird eine Bindung zur Region aufgebaut“, spricht Müller von mehreren Vorteilen. Passiert nichts, droht in einigen Regionen ein Rückfall in alte Zeiten mit Kindern ohne Ärzte.

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