Fragwürdige Praxis

Großbank setzt kleine Sparer einfach vor die Tür

Tirol
04.06.2022 09:41

Eine fragwürdige Praxis greift bei Geldinstituten um sich: Immer öfter werden Konten von Kunden gekündigt. Eine Tirolerin wurde kürzlich von der Bawag/PSK verabschiedet. Kein Einzelfall, wie die AK Tirol bestätigt.

Frau M. (vollständiger Name der Redaktion bekannt) ist eine treue Seele. Seit Jahrzehnten ist die Tirolerin Kundin bei der Bawag (heute Bawag/PSK) - besser gesagt, sie war es. Denn vor Kurzem hat ihr die Bank das Girokonto gekündigt. „Leider können wir Ihnen das aktuelle Kontoprodukt nicht mehr anbieten“, lautet die lapidare Erklärung.

Ein Umstieg auf ein anderes und freilich teureres Konto ist möglich. Doch Frau M. will nicht mehr. „Für die Banken sind wir kleinen Sparer offenbar nur mehr eine Belastung. Dabei erledigen wir die meisten Aufgaben eh selbst am Automaten oder im Online-Banking“, konstatiert die Tirolerin. Wohin sie mit ihrem Geld jetzt gehen soll, weiß sie nicht. Ihr ist bewusst, dass jede Alternative teurer wird.

Immer mehr Anfragen und Beschwerden bei der AK
Wie Frau M. geht es derzeit vielen Sparern. Die Banken misten aus. Und das offenbar gründlich. „In letzter Zeit häufen sich Anfragen und Beschwerden, weil Konten gekündigt werden. Es betrifft nicht nur die Bawag-Gruppe. Diese ist aktuell aber besonders aktiv“, bestätigt Andreas Oberlechner, Leiter der konsumentenpolitischen Abteilung in der Tiroler Arbeiterkammer.

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Oft betreffen diese Kündigungen langjährige Kunden, Pensionisten und Menschen mit geringerem Einkommen. Das ist besonders bitter.

Andreas Oberlechner, Konsumentenschützer der AK Tirol

Gesetzlich ist das Vorgehen gedeckt. Unter Einhaltung einer zumeist zweimonatigen Kündigungsfrist können Banken Kunden vor die Tür setzen. „Moralisch ist diese Praxis jedenfalls hinterfragenswert“, spricht Oberlechner eine Kategorie an, die im Wirtschaftsleben nur zu oft keine ist.

Kündigungen trotz sehr hoher Gewinne
Die Flurbereinigung findet trotz satter Gewinne statt. Im Fall der Bawag stiegen diese im ersten Quartal um die Hälfte auf 111 Millionen Euro. „Gleichzeitig werden Schalteröffnungszeiten eingeschränkt und die Beratung reduziert“, stellt Oberlechner dem gegenüber. Auch das Filialnetz wurde ausgedünnt.

Nicht nur Girokonten werden geschlossen
Laut AK Tirol werden bei der Bawag nicht nur Giro-, sondern auch Sparkonten gekündigt. Eine Anfrage der „Krone“, wie viele Tiroler betroffen sind, ließ die Bank unbeantwortet. Zum Warum wird lediglich festgehalten: „Wir haben uns entschieden, einige Kontomodelle einzustellen.“ Betont wird, dass sich „in der gesamten Branche“ viel verändere. Zum Leidwesen vieler Kunden.

Oberlechner rät Konsumenten, Bankprodukte genau zu vergleichen und verweist auf den dafür eingerichteten AK-Bankenrechner (bankenrechner.at).

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