Die Inflation steigt in schwindelerregende Höhen. Jetzt rechnen der steirische Kammer-Lautsprecher Hermann Talowski und SPÖ-Gewerkschafter Josef Muchitsch vor, wie uns mehr Netto vom Brutto bleiben könnte.
Großer „Krone“-Gipfel zur Rekordinflation: Mit einem Plus von 6,8 Prozent hat die Teuerung den höchsten Wert seit November 1981 erreicht. Jetzt ist guter Rat teuer. „Weil der einzige, der dabei auch noch richtig abcasht, der Finanzminister ist“, schüttelt Josef Muchitsch, SPÖ-Nationalrat und mächtiger Boss der Gewerkschaft Bau und Holz, den Kopf. Und verweist auf die dadurch entstehenden Mehreinnahmen aus Mehrwert-, Lohn- und Einkommenssteuer für den Bund zwischen 7,5 und 11 Milliarden.
Seelsorger statt Tankwart
Mit ihm und den ebenfalls als Querdenker bekannten und nie um eine Ansage verlegenen Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKO Steiermark, wollten wir deshalb einen Ausweg aus der Krise erörtern. „Geht es so weiter, werden wir an der Supermarktkasse und bei der Tankstelle bald nicht nur Kassiererin und Tankwart brauchen, sondern auch einen Seelsorger“, sagt Talowski.
Die Regierung hat ja schon bei der Pandemie und der Impfpflicht versagt – bitte, jetzt nicht auch bei der Teuerung!
Josef Muchitsch
Steuerbefreiung für Urlaubs- und Weihnachtsgeld
Und das Duo kann auch mit einer Idee aufwarten, die es zumindest wert ist, diskutiert zu werden: „Das Jahr hat nur zwölf Monate. Warum soll man also für ein 13. und 14. Monat zusätzlich Sozialabgaben bezahlen? Man kann ja auch nur zwölf Monate im Jahr krank sein“, fordert Hermann Talowski Steuerfreiheit für unser Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Bei einem monatlichen Nettogehalt von 1400 Euro würden so im Jahr 1351 Euro netto mehr im Börserl bleiben (siehe Rechenbeispiel oben). „Wir brauchen jetzt schnelle und treffsichere Aktionen. 540.000 Beschäftigte in der Steiermark und 3,9 Millionen in ganz Österreich brauchen endlich mehr Netto vom Brutto“, nickt Muchitsch.
Die Aktion soll die Inflation temporär in den nächsten Monaten oder Jahren abfedern. „Und die Ausfälle der Sozialabgaben könnten ja durch den prallgefüllten Budgettopf des Finanzministers kompensiert werden“, fährt Muchitsch fort.
Finanzminister Brunner muss endlich in die Gänge kommen! Er hat von den Steuerzahlern einen klaren Auftrag bekommen.
Hermann Talowski
Für den Dienstgeber würde sich nichts ändern, wie Talowski betont. „Nur dass sein Sozialversicherungs-Anteil 1:1 an den Angestellten geht. Man darf ja nicht vergessen, dass ein Mitarbeiter mit einem Jahresbruttogehalt von rund 24.000 Euro seinen Dienstgeber 31.000 Euro kostet. Die Wirtschaft darf deshalb nicht noch weiter belastet werden.“ Zum Vergleich: Bei einer dreiprozentigen Gehaltserhöhung steigen die Gesamtkosten des Dienstgebers zwar um über 900 Euro, dem Dienstnehmer bleiben aber nicht einmal 500 Euro mehr pro Jahr übrig.
Kammer-Funktionär Talowski würde im Gegenzug ein Aussetzen der Kollektivvertragsverhandlungen fordern. Muchitsch steigt da jedoch vorsichtig auf die Bremse. „Die Frühjahrslohnrunde ist aktuell ja voll im Laufen, das wäre wohl schwierig. Aber vielleicht kann man in Zukunft darüber reden.“
Einig ist sich das Duo aber wieder, wenn es um die Bewertung der von der Bundesregierung eingesetzten Teuerungskommission geht: „Entbehrlich“, heißt es da unisono. „Was soll denn eine Beobachtung der Entwicklung der Teuerung denn bringen? Die Menschen brauchen jetzt eine Entlastung und nicht irgendwann!“
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