Katalonien

„Pegasus“: Spanien spionierte Separatisten aus

Web
19.04.2022 12:18

Die spanische Regierung soll Kataloniens separatistische Regionalregierung zum Höhepunkt des Unabhängigkeitsprozesses zwischen 2017 und 2020 illegal mit der israelischen Software „Pegasus“ ausspioniert haben. Kataloniens regierender Ministerpräsident Pere Aragones verurteilte den Vorfall auf Twitter als „Angriff auf Grundrechte und die Demokratie“ und forderte eine Stellungnahme und Erklärung des spanischen Regierungschefs Pedro Sánchez.

Laut einem Report der kanadischen Forschungsgruppe Citizen Lab wurden die Mobiltelefone von mindestens 63 katalanischen Separatistenführer mit dem System gehackt und abgehört, berichteten am Dienstag spanische Medien. Unter ihnen befinden sich der heutige katalanische Regionalpräsident Pere Aragones, dessen Amtsvorgänger Quim Torra und Artur Mas sowie verschiedene Mitglieder der damaligen Regionalregierung, des Parlaments sowie Anwälte und Vertreter verschiedener separatistischer Bürgerbewegungen.

Es handelt sich um Politiker und Privatpersonen, die maßgeblich am Unabhängigkeitsprozess beteiligt waren, der 2017 in einem illegalen Unabhängigkeitsreferendum gipfelte. Der damalige und seitdem im belgischen Exil lebende Ministerpräsident Kataloniens, Carles Puigdemont, soll laut Citizen Lab nicht vom Pegasus-Softwareprogramm ausspioniert worden sein, sehr wohl aber Puigdemonts näheres Umfeld, zum Beispiel seine Frau. Noch am Dienstag will Puigdemont in Brüssel eine Pressekonferenz zu den Spionagevorwürfen geben.

Die aktuellen Spionagevorwürfe fallen vor allem in die Zeit nach dem Unabhängigkeitsreferendum, in welcher die Selbstverwaltung Kataloniens zeitweise aufgehoben und zahlreiche Mitglieder der separatistischen Regionalregierung wegen „Rebellion“ in Untersuchungshaft genommen wurden.

Innenministerium bestreitet „Pegasus“-Einsatz
Dem israelischen Softwarehersteller NSO zufolge wird „Pegasus“, mit dem sämtliche Daten von Mobiltelefonen inklusive Kameras und Mikrofonen ausspioniert werden können, ausschließlich an Regierungen und staatlichen Behörden verkauft. Laut dem „The New Yorker“ gab ein ehemaliger NSO-Angestellter zu, dass es mindestens einen spanischen Pegasus-Kunden gibt, weshalb Kataloniens Separatisten davon überzeugt sind, von der spanischen Zentralregierung illegal überwacht worden zu sein.

„Weder das Innenministerium noch die Polizei oder die Guardia Civil haben jemals Produkte oder den Service der Firma NSO beansprucht“, heißt es unterdessen aus dem spanischen Innenministerium.

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