Auch wenn uns derzeit nicht zum Lachen zumute ist, begeben wir uns auf eine Zeitreise in die weiß-grüne Vergangenheit: So feierte man Fasching in der „alten“ Steiermark.
Einmal noch essen und trinken nach Lust und Laune, und dann ist bis Ostern Schluss mit lustig. Im Mittelalter feierte man „vaschanc“, bei dem die Gastwirte den letzten alkoholischen Trunk vor der Fastenzeit ausschenkten. Der heutige Fasching erinnert an diesen alten Brauch.
In der fünften Jahreszeit wurde schon vor Jahrhunderten die Welt auf den Kopf gestellt. In einer Zeit, in der die Pfarrer die gesellschaftliche Ordnung überwachten und von der Kanzel herab das rechte Leben predigten, tat es gut, der strengen Kirchen-Hierarchie wenigstens einmal im Jahr ein Schnippchen zu schlagen. Im Fasching war alles erlaubt, die Alltagsrollen wurden vertauscht!
„Aus diesem Gedanken der Umkehrung kommt ein sehr häufiges Motiv im Fasching - das der verkehrten Welt“, erklärt Martina Edler, Sammlungskuratorin am Volkskundemuseum in Graz. So gab es anno dazumal in der Steiermark Faschingszüge, die von einem Polizisten mit Fantasie-Uniform angeführt wurden. „Sein wichtigstes Requisit war das Notizbücherl, in das er bei den Bauernhöfen die Spenden eintrug“, berichtet die Volkskundlerin. Dieser Brauch erinnert wiederum an die Abgaben, welche die Bauern bis zum Jahr 1848 an die Grundherrschaft abliefern mussten. „Der Polizist ist also der Nachfolger des Robotschreibers.“
Die Alltagsrollen drehten sich einen Tag lang um
Vielen Steirern - vor allem auf dem Land - noch heute gut bekannt ist das Sauschädel-Stehlen, das schon viele Jahre in die weiß-grüne (Faschings-)Geschichte zurückreicht. Hier wurde der Knecht gleichsam über Nacht zum Richter über seinen Bauern. Wenn der nämlich beim Schlachten nicht aufpasste, stahl ihm das Gesinde den Kopf des Schweines. „Im Gasthaus fand die ,Gerichtsverhandlung’ statt, bei der nicht der Dieb, sondern der Hausherr wegen mangelhafter Verwahrung verurteilt wurde.“
In den 1950er- und 60er-Jahren dominierte hierzulande noch die Landwirtschaft. Auch damals galt der Winter noch als Bedrohung, nicht, weil er kalt und finster war, sondern weil die Menschen mit Ernährungssorgen zu kämpfen hatten. Hielt dann endlich der Frühling Einzug, folgte das große Aufatmen. Und das wurde mit einer Mordsgaudi auch in den Umzügen gezeigt.
In Rassach bei Stainz etwa traten die Laschikunden auf. Die in dürre Maisblätter gekleideten Männer symbolisierten den Winter. Gegenspieler war der Grüne, der für das Frühjahr stand - und der kalten Jahreszeit die lange Nase zeigte.
Den Fuchs vom Hof gejagt
Der Spaß stand immer im Vordergrund, wie auch bei der folgenden Narretei. Vor allem in den ländlichen Regionen wurden die kleineren und größeren Schwierigkeiten des Lebens auf humorvolle Art und Weise aufgegriffen. „Wenn Füchse oder Geier Eier oder Hühner stahlen, war dieses Malheur auch Thema im Fasching“, weiß Edler. Da wurde schon mal ein oststeirischer Bursche im Fuchskostüm unter Androhung von Prügel durch den Hof gejagt.
Im Murtal verkleideten sich Männer als Pferde - die aber kurz nach dem teuren Kauf am Viehmarkt tot umfielen. Das sollte in der Realität ja durchaus vorkommen - und für Wutausbrüche der Landwirte sorgen.
Die Masken-Dauerbrenner waren aber auch schon vor vielen Jahren Kasperl, Ritter und Berufsgruppen wie Schuster oder Schmied.
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