Trotz zwei Jahren Corona-Pandemie zeigt sich die steirische Raiffeisen-Gruppe krisenfest und erwartet eine sehr gute Bilanz für 2021. Der Blick in die nahe Zukunft ist aber trotz der meist guten Entwicklungen nicht ungetrübt. Neben dem Fachkräftemangel bereiten vor allem die hohe Inflation und die nach wie vor niedrigen Leitzinsen Sorgen.
Wie wirkt sich die Pandemie auf Banken aus?
Trotz der Corona-Krise spricht Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark, von „sehr, sehr guten Kennzahlen 2021“ - die endgültige Bilanz liegt aber noch nicht vor. Es wurden im Vorjahr vier Milliarden Euro an neuen Krediten vergeben: Firmenkunden überwiegen, Immobilienkredite sind weiterhin stark gefragt. „Wir haben keine markanten Kreditausfälle“, betont Marktvorstand Rainer Stelzer. Das erwartet er sich auch für das heurige Jahr.
Durch Omikron befinden wir uns in einer Phase mit großen Nebelschwaden. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich die steirische Wirtschaft auch 2022 robust zeigt.
Generaldirektor Martin Schaller
Die Zinsen sind weiter sehr niedrig. Werden die Steirer nun risikofreudiger?
Ja und nein. Zwar sind bei Raiffeisen die Einlagen auf Wertpapierdepots um gleich 42 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro gestiegen. Doch die Spar- und Giroeinlagen sind mit 20,3 Milliarden Euro fast viermal so hoch (+15,3%). „Die Steirer lassen ihr Geld gerne am Konto liegen“, sieht Stelzer noch sehr viel Potenzial in Richtung Wertpapiere.
Werden die Zinsen bald ansteigen?
Die Inflation ist derzeit ja auf sehr hohem Niveau, vieles wird deutlich teurer. „Ich glaube nicht, dass sich die Inflationsrate in den nächsten Jahren wieder in Richtung zwei Prozent zurückbewegen wird“, meint Schaller. Notenbanken könnten hier entgegensteuern, indem sie die (seit Jahren sehr niedrigen) Leitzinsen erhöhen. Doch im Gegensatz etwa zu den Amerikanern macht die Europäische Zentralbank noch keine Anstalten - was Schaller scharf kritisiert. Die Geldentwertung auf den Spar- und Girokonten wird also weitergehen.
Kennzahlen der Raiffeisen-Bankgengruppe 2021 (gekennzeichnet durch die endgültig vollzogene Fusion mit der Hypo)
Und was passiert, wenn die aktuell äußerst niedrigen Kreditzinsen doch einmal merklich steigen werden?
Raiffeisen erwartet kaum Probleme bei seinen Kunden. „Viele haben ohnehin Fixzinsverträge. Und wir haben eine vorsichtige Kreditpolitik“, so Schaller.
Es gibt einen klaren Trend zur Nutzung bei mobilen Endgeräten. Wir werden daher stark investieren, 2022 wird etwa eine neue Bezahl-App eingeführt werden.
Marktvorstand Rainer Stelzer
Wird die Zahl der Bankstellen abnehmen?
Fast alle Bankgeschäfte laufen bereits digital, nur 1,7 Prozent der Überweisungen erfolgen noch am Schalter. Die Bankstellen werden daher laut Stelzer immer mehr zu Kompetenzzentren mit spezialisierten Beratern ausgebaut. Der Trend, Bankstellen zu reduzieren, wird weitergehen, „aber nicht im Ausmaß wie in der Vergangenheit“. Dasselbe gilt für Fusionen der eigenständigen Raiffeisenbanken., heuer steht, wie im Vorjahr (Gleisdorf und Pischelsdorf-Stubenberg), nur eine am Plan.
Wie gehen die Banken mit der immer größeren Nachfrage nach Kryptowährungen wie Bitcoin um?
Bei den Kunden sind sie Riesen-Thema, sagt Stelzer. „Kryptowährungen sind aber unreguliert und hochspekulativ. Wir handeln nicht mit ihnen, sondern beraten nur aufklärend.“
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