Heinz Mantl wurde am 31. Juli 1921 in Innsbruck geboren und arbeitete als Elektromeister in Kramsach. Im Zuge seines Brotberufs erlebte Mantl in den 1950er Jahren, wie wenig geachtet alte Einrichtungsgegenstände bei der Landbevölkerung waren. Es zerriss ihm schier das Herz, wenn er wieder einmal sah, wie herzlos und unachtsam mit jahrhundertealten Möbeln, die seit unzähligen Generationen Teil des Bauernhofes waren, umgegangen wurde.
Einige Tauschgeschäfte
So begann Mantl, Bauerntruhen- und Kästen im Tausch gegen elektrische Gerätschaften zu erwerben. In den späten 1950er und 1960er Jahren wurden zahlreiche historisch bedeutsame Bauernhöfe bedenkenlos aufgegeben. Im Bundesland Tirol wohnen aktuell über 755.000 Menschen. Um 1900 waren es an die 267.000, davon waren 85 Prozent der Bevölkerung damals in der Landwirtschaft tätig. Heute sind es noch rund 15 Prozent.
Die damit verbundenen wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen beeinflussen naturgemäß auch die bäuerliche Kulturlandschaft in den Alpen mit ihrer spezifischen Baukultur, die über Jahrhunderte das Erscheinungsbild der Region geprägt hat.
Vorbilder in Nordeuropa
Inspiriert von Freilichtmuseen in Europa, allen voran Lillehammer und Oslo, wuchs in Mantl die Idee, hierzulande auch ein solches zu errichten. Er belegte als außerordentlicher Student die Fächer Volkskunde und Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck.
Weggefährten gefunden
Da aber die Errichtung eines Museumsdorfes die wirtschaftlichen Möglichkeiten einer einzigen Person weit überstiegen, suchte er Wegbegleiter. Anfangs wurde Mantl belächelt oder als Träumer bezeichnet. Doch er blieb hartnäckig und konnte an der Universität einige Professoren und Studenten für die Idee motivieren. Mantl lud im September 1974 politische Vertreter zu einem Gespräch ein. Eindringlich schilderten der damalige Direktor des Volkskunstmuseums Hans Gschnitzer und Heinz Mantl, wie wenige originale Bauernhäuser in Tirol noch vorhanden seien und von Jahr zu Jahr würden es zudem immer weniger werden.
Kurz darauf sagte der ehemalige Kulturreferent Fritz Prior die finanzielle Unterstützung des Landes aus Kulturmitteln zu. Im Oktober 1974 kam es zur Gründung des „Vereins Museum Tiroler Bauernhöfe“ in Kramsach. Der Baubeginn wurde mit Frühjahr 1975 festgelegt. „Haus Summerau“, „Haus Gwiggen“, „Backofen“, „Alm Schrofenaste“ und ein „Haag“ waren eine Spende von Heinz Mantl und legten die Grundsteine des Museums.
37 Originalbauten
Schon am 5. September 1975 fand der Wiederaufbau des ersten Gebäudes am Gelände des Museums mit der „Alm Schrofenaste“ statt. Heute kann man, dank Heinz Mantls vorausschauendem Blick und seiner übermenschlichen Initiative, 37 wieder errichtete Originalbauten erleben und erkunden. Historische Bauernhöfe und Nebengebäude aus verschiedenen Talschaften, die reizvoll auf knapp neun Hektar ins Hügelland östlich des Reintaler Sees unter einer imposanten Bergkulisse eingebettet sind.
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