HarmonyOS enthüllt

Huawei bringt eigenes Betriebssystem aufs Handy

Web
02.06.2021 15:43

Huawei versucht sich weiter unabhängig von den USA zu machen: Am Mittwoch kündigte der chinesische Smartphone-Hersteller und Netzwerkausrüster an, sein bislang nur auf einigen Smart-TVs verfügbares Betriebssystem HarmonyOS aufs Smartphone zu bringen - vorerst allerdings nur in Asien. Zum Einsatz kommen soll der Android-Rivale hierzulande unter anderem zunächst auf den neuen Smartwatches Huawei Watch 3 und Watch 3 Pro sowie den neuen Premium-Tablets MatePad 11 und MatePad Pro 12.6, die zusammen mit der neuen Software vorgestellt wurden.

Aufgrund von US-Sanktionen ist Huawei derzeit von Diensten des US-Internetkonzerns Google abgeschnitten: Das Betriebssystem Android dürfen die Chinesen zwar nutzen, zum Unmut der Kunden nicht aber Googles Play Store oder andere Tools des Internetkonzerns. Als Reaktion hatte Huawei im Herbst 2019 mit HarmonyOS bzw. Hongmeng, wie es in China heißt, ein eigenes Betriebssystem angekündigt. Dort feierte man den Sprung aufs Smartphone nun als Image-Erfolg für den größten Technologiekonzern der Volksrepublik. Mit HarmonyOS sei der „Mythos der technischen Überlegenheit der USA gebrochen“, schrieb etwa die regierungstreue Zeitung „Global Times“.

(Bild: youtube.com/Huawei Mobile)

Eines für alles
Wie Googles Android soll HarmonyOS aber nicht nur auf dem Smartphone, sondern einer Vielzahl von Geräten wie Tablets, Smartwatches und sogar intelligenten Haushaltsgeräten im sogenannten Internet der Dinge zum Einsatz kommen und diese bequem per Drag & Drop untereinander vernetzen, um beispielsweise Daten zwischen Geräten auszutauschen oder bestimmte Funktionen des einen Gerätes von einem anderen aus zu steuern (siehe Video der Pressekonferenz oben).

(Bild: youtube.com/Huawei Mobile)

Als erste Geräte werden Huaweis am Mittwoch vorgestellte Smartwatches Watch 3 bzw. Watch 3 Pro (ab Juli ab 399 Euro erhältlich), die Tablets MatePad 11 (ab August, Preis noch unbekannt) und MatePad Pro 12.6, die Ohrhörer FreeBuds 4 (ab August, 149 Euro) sowie die Monitore Mate View/GT (ab August) das neue Betriebssystem unterstützen, ehe per Update in den kommenden Monaten dann sowohl aktuelle als auch ältere Smartphones der Chinesen auf das neue Betriebssystem aktualisiert werden sollen. 

„Klebstoff zwischen vernetzten Geräten“
Chinas staatlicher Nachrichtenagentur Xinhua zufolge beabsichtigt der Technologieriese aus Shenzhen, bis Ende des Jahres 300 Millionen Geräte mit HarmonyOS auszustatten. „HarmonyOS wurde entwickelt, um den Klebstoff zwischen einer wachsenden Anzahl von vernetzten Geräten bereitzustellen, auf die Huawei abzielt“, zitierte die britische BBC Ben Wood, Chefanalyst bei CCS Insight. „Huawei hofft, dass es dem Beispiel von Apple folgen kann, indem es eine einzige Softwareplattform hat, die sich in alle Richtungen erstreckt und Kunden, die in sein Ökosystem von Produkten einkaufen, ein nahtloses Erlebnis bietet“, so Wood weiter.

Experten skeptisch
Experten wie John Artman von der „South China Morning Post“ bleiben allerdings skeptisch: In Sachen Software habe Huawei mit HarmonyOS zwar vorgelegt, nun müsse der Konzern aber dafür sorgen, dass die Nutzer auch genügend Apps zur Verfügung hätten. „Die Sache ist, dass man Android-Apps auf Geräten mit HarmonyOS nicht nutzen kann. Für alle Firmen, die ein neues eigenes Smartphone-Betriebssystem etablieren wollen, ist das das alles Entscheidende: Sie müssen App-Entwickler von der eigenen Plattform überzeugen“, zitierte die „Tagesschau“ den Experten.

Auch Bryan Ma vom Marktforschungsunternehmen IDC zeigte sich gegenüber der Nachrichtenagentur AP zurückhaltend: „Es wird interessant zu sehen sein, (...) ob es wirklich einige Funktionen gibt, die einigen Benutzern einen Vorteil verschaffen, aber ich halte nicht den Atem an“, sagte er. „Wenn es keine Google-Dienste gibt, ist das ein großes Problem.“

Smartphone-Verkäufe eingebrochen
Nach Berechnungen der Marktforscher von Canalys waren Huaweis Smartphone-Verkäufe aufgrund der US-Sanktionen zuletzt um gut 60 Prozent eingebrochen. Die einstige globale Nummer zwei rutschte im vergangenen Quartal mit 18,6 Millionen verkauften Smartphones auf den siebenten Rang ab.

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