Färöer-Legende

Achtung, Knudsen-Alarm! Petur auf Papas Spuren

Fußball International
28.03.2021 07:00

Jens Martin Knudsen, der Goalie mit der Zipfelmütze, war 1990 der Held bei der 1:0-Sensation der Färöer über Österreich. Das Spiel machte ihn über Nacht international bekannt. Vor dem siebenten Duell der beiden Nationen am Sonntag Abend im Happel-Stadion ist seine Aufregung durchaus mit jener von 1990 vergleichbar: Denn sein Sohn Petur wurde erstmals ins A-Nationalteam einberufen und hofft just gegen Rot-Weiß-Rot auf sein Debüt.

Der 12. September 1990 ging in die Fußball-Geschichte ein: Österreich blamierte sich im schwedischen Landskrona bis auf die Knochen, unterlag zum Start der EM-Quali dem Fußball-Zwerg Färöer Inseln 0:1. Teamchef Pepi Hickersberger trat zurück, Jens Martin Knudsen nach vor ins Rampenlicht: Jener Goalie mit der Zipfelmütze, vom Beruf Staplerfahrer, der an jenem Abend Herzog, Polster und Co. verzweifeln ließ.

Mehr als 30 Jahre später muss der 53-Jährige noch immer schmunzeln: „Fußball war damals bloß ein Hobby für mich. Ich mixte es lange Zeit mit anderen Sportarten, war Landesmeister im Turnen und spielte auch im Handball-Nationalteam. Ich war auf der Insel bekannt, aber nicht international. Das Match gegen Österreich hat mein Leben natürlich auf den Kopf gestellt.“

Knudsen Sinnbild des Triumphs
Knudsen wurde zum Sinnbild des Triumphs, schrieb später darüber ein Buch: „Die Mütze ist heute im FIFA-Museum in Zürich ausgestellt. Ich trug sie infolge einer Kopfverletzung seit meiner Jugend. Der Arzt wollte, dass ich einen Helm trage, die Zipfelmütze war der Kompromiss.“ Insgesamt 65-Mal hütete Knudsen das Fußball-Tor des Nationalteams, wurde fünfmal Färöischer Meister. Später arbeitete er auch fürs Nationalteam, war für ein Spiel sogar Teamchef - heute leitet er eine Fischfabrik mit 100 Angestellten: „Wir verarbeiten Kabeljau aus Alaska. Er wird gesalzen und anschließend verkaufen wir ihn nach Spanien oder auch Italien.“

Am Sonntag Abend sitzt Jens Martin daheim aufgeregt vor dem Fernseher - es könnte wieder ein spezieller für die Knudsen´s werden: Sein Sohn Petur hat es erstmals ins A-Team geschafft, könnte just gegen Österreich sein Debüt feiern. Der 22-Jährige wurde 2020 zum Fußballer des Jahres auf den Färöer Inseln gekürt, war im Dress von Erstligist Runavik - zugleich auch der Heimatverein seines Vaters - drittbester Liga-Torschütze.

Im Vorjahr noch Kapitän der U21
Im Vorjahr war Petur noch Kapitän der U21, erzielte im Zuge der EM-Qualifikation bei seinen sechs Einsätzen drei Treffer. Für seine Karriere nimmt er sich einiges vor: „Mein Ziel ist es, eines Tages in einer großen Liga zu spielen. Der nächste Schritt wird mich im Sommer erst einmal weg von der Heimat führen. So wie es aussieht, werde ich zu einem skandinavischen Klub wechseln. Ich möchte sehen, wie weit ich es im Fußball bringen kann.“

Die Rolle des Torhüters hat ihn nie interessiert: „Ich fühle mich auf dem Feld wohler.“ Jens Martin wirft mit einem Schmunzeln ein: „Er ist ja auch nicht so dumm wie ich, hat die Intelligenz seiner Mutter.“ Die Bilder von 1990 amüsieren den 22-Jährigen: „Ja, natürlich muss ich dabei lachen. Ich denke, jeder ist verdutzt, wenn er erstmals das Video und einen Tormann mit einer Zipfelmütze sieht.“

Ob sein Vater ihm oft die Higlights von 1990 gezeigt hat? „Nein, Das musste er auch nicht. Denn alle fünf Jahre wird das Spiel im Land groß gefeiert und nochmals im TV gezeigt.“ Die Chancen auf ein erneutes Wunder sieht Petur realistisch: „Die Kluft zwischen den beiden Teams ist groß, da Österreichs Kicker ein viel höheres Tempo aus viel besseren Ligen gewöhnt sind. Doch wir gehen immer mit dem Ziel auf dem Platz zu gewinnen.“

Große Lücke in der spielerischen Qualität
Jens Martin sieht die Ausgangslage ähnlich: „Der größte Unterschied zu früher ist, dass wir körperlich nicht mehr einbrechen, weil inzwischen auch bei uns unglaublich gut und intensiv trainiert wird. Da wir aber keine Spieler bei den Bayern oder in der Champions League haben, klafft in der spielerischen Qualität aber nach wie vor eine große Lücke.“

Christian Reichel, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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