Dominic Thiem gewann am Freitag einen unfassbaren Nervenkrieg gegen Tennis-Rüpel Nick Kyrgios trotz Zweisatz-Rückstands noch mit 4:6, 4:6, 6:3, 6:4, 6:4 - und zog damit zum vierten Mal ins Achtelfinale der Australian Open ein. „Eine epische Nacht“, analysierte Österreichs Superstar nach seiner sensationellen Aufholjagd und vielen Provokationen des australischen Lokalmatadors. Thiem trifft nun am Sonntag auf den Bulgaren Grigor Dimitrow.
Der Weltranglisten-Dritte fand vor fast 7.000 Fans, die Kyrgios komplett hinter sich zog, lange keine spielerischen Mittel gegen den stark spielenden und mit allen Mätzchen arbeitenden Kyrgios. Doch der US-Open-Champion blieb in aufgeheizter Atmosphäre cool und schaffte es nach 3:21 Stunden zum vierten Mal in seiner Karriere, wie u.a. zuvor im Finale der US Open 2020 von New York, einen 0:2-Satzrückstand noch in einen Sieg zu drehen.
„Unglaublich schwierig"
„Ich bin noch immer schwer in dem Hype vom Match, weil es war einfach unglaublich schwierig“, sagte Thiem im Interview mit ServusTV. „Das erste Mal gegen ihn zu spielen in einem Match, in dem er voll ‘on fire‘ war, auf seinem bevorzugten Platz - eine richtig geile Atmosphäre, aber verständlicherweise waren alle für ihn. Es gibt sicher leichtere Dinge im Tennis als das“, gestand Thiem. Im Gegensatz zu den US Open 2017, als er gegen Juan Martin Del Potro (ARG) vor entfesselter „Davis-Cup“-Atmosphäre nach klarer Führung noch verloren hatte, blieb Thiem diesmal aber erstaunlich cool.
Das Match begann nach dem Geschmack der Kyrgios-Fans - und der für seine Mätzchen bekannte Kyrgios zeigte auch von Beginn, dass er mit allen gerade noch erlaubten Mitteln arbeitet. Gleich im Auftakt-Game hatte der Australier Breakball, den er unter dem Jubel der fast Fans auch nutzte. Kyrgios pushte sich und auch das Publikum schon vom ersten Game weg immer wieder. Ganz in seinem ihm eigenen Stil lebt der Sohn eines Griechen und einer halb-malaysischen Mutter auch von der Provokation. „Das ist lächerlich“, kommentierte er einen starken Rückhand-Longline Thiems ebenso wie sarkastisches Lob für gute Aufschläge.
Aufschläge von unten
Immer wieder „foppte“ er Thiem mit Aufschlägen von unten. Kyrgios ließ sich jedenfalls den Vorteil des frühen Breaks nicht nehmen. Thiem musste nach 37 Minuten mit 4:6 den ersten Satzverlust im Turnierverlauf zur Kenntnis nehmen.
Im zweiten Durchgang ging es bis zum 4:4 ohne Serviceverlust, wobei Thiem im dritten Game einen Breakball abwehren musste. Im langen neunten Spiel passierte es dann aber, Kyrgios nutzte seine dritte Chance zum Break und servierte zu Null zur 2:0-Satzführung aus. Bezeichnend: den Satzball nutzte er mit einem Ass durch einen Aufschlag von unten.
Nach zwei abgewehrten Breakbällen kippte das Momentum endlich zugunsten Thiems. Kyrgios musste erstmals zum 0:2 den Aufschlag abgeben, Thiem nutzte seinen dritten Breakball und stellte danach zu Null auf 3:0. Trotz mehrerer „Blitz-Aufschlag-Games“ von Kyrgios, die er unter einer Minute gewann, ließ sich Thiem vom Satzgewinn zum 6:3 nicht mehr abbringen.
Anfang des vierten Satzes vergab Thiem zwei Breakchancen gegen Kyrgios bzw. wehrte der Australier stark ab. Danach blieben beide bei ihren Aufschlägen vorerst unantastbar. Im neunten Game war es aber soweit: Thiem nutzte den dritten Breakball zum 5:4 nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden. Wegen einer zweiten Verwarnung an Kyrgios gab es zudem einen Strafpunkt zum 15:0 für Thiem im zehnten Game. Thiem servierte zum Satzgleichstand aus.
Der fünfte Satz
Das Match musste im fünften Durchgang entschieden werden: Mit dem Aufschlag ging es bis zum 3:3, ehe Thiem nach einem starken Returngame das wichtige Break zum 4:3 gelang. Diesen Vorteil ließ er sich nicht mehr nehmen. Thiem nutzte gleich seinen ersten Matchball zum ersten richtigen Sieg über Kyrgios. Das bis dato einzige Match hatte er in Nizza wegen Aufgabe des Australiers gewonnen.
Hier die besten Bilder des Spiels:
„Eine epische Nacht"
Thiem in einer ersten Reaktion: „Es gibt wirklich leichtere Aufgaben, als hier gegen Kyrgios zu spielen. Ich habe die Niederlage schon im Kopf gehabt. Aber seit den US Open weiß ich, es ist nichts unmöglich. Aufgeben ist keine Option, also hab ich gekämpft und mit dem Break im dritten Satz habe ich dann auch gemerkt, dass ich es vielleicht doch noch schaffen kann. Zum Glück hat es gereicht. Es war eine epische Nacht.“
Der 27-Jährige steht damit zum insgesamt 15. Mal bei einem Major in der Runde der letzten 16 und hat damit in einer Grand-Slam-Statistik nun auch vor Thomas Muster (14 x) sowie vor Jürgen Melzer (5 x) die Nase vorne. Gegen Dimitrow hat Thiem übrigens eine 2:3-Bilanz.
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