„Krone“-Interview

Wolff: „So wie ein Boxer mit Punch und Glaskinn“

Formel 1
10.07.2020 10:49

Mercedes-Teamchef Toto Wolff kehrte nach einem Abstecher zum Motocross in die „Formel-1-Blase“ zurück und bezeichnet seine Boliden als echte Speed-Monster, die allerdings verwundbar sind.

Sie sind zurück in der sogenannten Formel-1-Blase. Wie fühlt sich denn dieses Leben an?
Toto Wolff: Es ist nicht viel anders als normal. Im Fahrerlager gibt’s überhaupt keine Ablenkung. Der Fokus liegt komplett auf der Performance. Die Zeit mit den Team-Mitgliedern hat dadurch neue Qualität.

Sind Sie aus der Blase auch ausgebrochen?
Wolff: Ja, ich war in den Bergen Mountainbiken und Motocross fahren. Das hat richtig Spaß gemacht, und ich hab auch keinen Stern gerissen.

Apropos Stern – der Mercedes-Stern soll am Sonntag wieder strahlen. Wie sind Ihre Erwartungen?
Wolff: Wir haben vom Speed her ein echtes Monsterauto. Es ist wie ein Boxer mit einem richtig fetten Punch, aber auch mit einem Glaskinn.

Das bedeutet?
Wolff: Wir hatten am letzten Wochenende Probleme mit der Aufhängung, dem Getriebe, sodass wir schon am Freitag am Auto von Bottas den Kabelkanal tauschen mussten. Das Problem ist während des Rennens an beiden Autos ärger geworden, die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls war extrem groß. Insofern ist es ein Wunder, dass Bottas und Hamilton überhaupt ins Ziel gekommen sind.

Befürchten Sie ähnliche Schwierigkeiten beim Grand Prix der Steiermark?
Wolff: Ich glaube, dass wir uns diesbezüglich verbessern konnten. Aber die Wahrheit werden wir sehen, wenn die Autos am Freitag wieder über die Curbs räubern.

Wie beurteilen Sie mit ein wenig Abstand die Protestwelle von Red Bull?
Wolff: Man merkt eine gewisse Aggressivität in der Herangehensweise. Aber man muss die Dinge von unterschiedlichen Standpunkten aus betrachten. Der Einspruch wegen das DAS-Systems („Dual Axis Steering“) kam zu einem richtigen Zeitpunkt – wäre dieser erst am Sonntag erfolgt, hätte es für die gesamte Formel 1 keinen schlanken Fuß gemacht, wenn mit Rennende kein Ergebnis festgestanden wäre. Über den Protest wegen der Rückversetzung von Hamilton kann man diskutieren. Auf der anderen Seite wurde beim Zweikampf Hamilton gegen Albon vom Renndirektor extrem lautstark eine Strafe gefordert.

Und die war für Sie ...?
Wolff: Wir haben da völlig unterschiedliche Meinungen. Wir haben uns noch mehrmals die Linienwahl von Hamilton angesehen, er war nicht am Gas, hatte einen relativ starken Lenkeinschlag. Für mich war das im schlimmsten Fall ein ,racing incident‘, aber niemals eine Fünf-Sekunden-Strafe. Das Ganze war eher ein Fehler von Albon, der im Wissen, dass er das Rennen wahrscheinlich gewinnen wird, hätte zurückstecken müssen. Für mich fällt das in die Kategorie ,Jugend forscht und lernt‘.

Können Sie den Ärger von Red Bulls Helmut Marko verstehen?
Wolff: Ja. Sie hatten Pech mit Verstappen, Albon hätte gewinnen können. Dass da die Frustration hoch ist, ist klar.

Der Ton zwischen Mercedes und Red Bull wird rauer?
Wolff: Das gehört dazu, ist Teil der Geschäfts. In der Formel 1 schenkt niemand niemandem etwas. Aber der gegenseitige Respekt ist und bleibt weiterhin groß.

Richard Köck, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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