Die punktgenaue Stimulation des Vagus-Nervs mit Strom wurde nun von Technikern und Medizinern per Computer errechnet. Anhand eines 3D-Modells lässt sich genau feststellen, wo die Stromimpulse für die Schmerztheapie gesetzt werden müssen.
Als „Krone GESUND“ vor mehr als 10 Jahren über Elektrostimulation bei chronischen Schmerzen berichtete, war der Wirkmechanismus noch nicht bekannt und wurde zumeist von Kritikern als Placebo erachtet. Jetzt konnten Wissenschafter von TU Wien und MedUni Wien anhand eines Computermodells berechnen, wie man den sg. Vagus-Nerv am besten stimuliert und damit Schmerzprozesse positiv beeinflusst.
Dieser besteht aus verschiedenen Fasern, manche davon reichen zu den inneren Organen, aber auch im Ohr ist er zu finden. „In der Simulation zeigte sich erstmals, dass ein dreiphasiges Signalmuster aus der Sicht der Biophysik hilfreich sein sollte, ähnlich wie man es aus der Starkstromtechnik kennt - nur eben mit viel geringerer Stromstärke“, berichtet Prof. Eugenijus Kaniusas ( Institute of Electrodynamics, Microwave and Circuit Engineering EMCE). Außerdem lässt sich auch darstellen, welche Art der elektrischen Signale verwendet werden sollten, in welcher Intensität und in welchem zeitlichen Verlauf.
Wie lange, wie stark müssen Impulse sein?
Herausforderung: die Elektroden genau an der richtigen Stelle anzubringen, damit der gewünschte Effekt entsteht. „Ist die Elektrode zu weit entfernt, wird der Nerv nicht ausreichend stimuliert. Ist sie zu nah, dann ist das Signal zu stark. Der Nerv kann blockiert werden, mit der Zeit ‘ermüden‘ und keine Signale mehr ans Hirn weiterleiten.“ So wurden vom Expertenteam Schnittbilder von Gewebeproben hochauflösend fotografiert und dann am Computer zu einem dreidimensionalen Modell zusammengefügt. Damit kann der Bereich punktgenau bestimmt werden. Prof. Kaniusas: „Vor allem bei Menschen mit chronischen Schmerzen, die bereits ’austherapiert’ sind und bei denen Medikamente keinen Nutzen mehr bringen, ist die Vagusnerv-Stimulation eine oft rettende Möglichkeit.“
Karin Podolak, Kronen Zeitung
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