Neben Kopfweh sind Gleichgewichtsstörungen der häufigste Grund für einen Arztbesuch - Facharzt Dr. Stefan Edlinger gibt einen Überblick über Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.
„Frau Doktor, mir wird immer schwindlig!“ Für HNO-Fachärztin Dr. Katharina Meng gleichsam der Alltag in Ordination und Krankenhaus. Dabei ist Schwindel nicht gleich Schwindel. Allerdings leiden Betroffene so massiv, dass sich für sie gleichsam alles um den Schwindel dreht. Laut Dr. Katharina Meng beschreiben die Patienten ihre Wahrnehmung als Gleichgewichtsstörung, Schwanken, Drehen oder Gefühl der nahenden Ohnmacht: „Die Ursache bleibt oft ungeklärt. Hilfreiche Behandlung erfolgt häufig zu spät. Früherkennung steigert die Erfolgsaussichten beträchtlich.“
Was ist Schwindel eigentlich?
Dr. Meng: „Es handelt sich um keine eigenständige Krankheit, sondern nur um ein Symptom. Die Diagnose wird dadurch erschwert, dass verschiedene Erkrankungen, aber auch Medikamente auslösend sein können. In rund 40% der Fälle liegt eine Störung des Gleichgewichtsorganes im Ohr vor, der Rest entfällt auf neurologische, internistische, orthopädische, aber immer wieder auch psychische Probleme.“ Vor allem ältere Menschen sind betroffen - etwa 30% aller mehr als 65-Jährigen klagen über Schwindelgefühl. Hervorgerufen durch Abbauprozesse im Innenohr. Wobei die Alterung von Koordination im Stehen und Gehen schon ab dem 20. Lebensjahr beginnt. Was jüngere Menschen aber noch gut ausgleichen können (Muskelkraft), kann später zum gefährlichen Problem werden: Bei vielen besteht im Alltag akute Sturzgefahr!
Die „Fahndung“ nach der Ursache beginnt mit der Befragung (=Anamnese). Dr. Katharina Meng: „Bitte dem Arzt die Art des Schwindels beschreiben - drehend, schwankend, dauerhaft, anfallsartig? Sind Begleiterscheinungen wie Ohrensausen (Tinnitus), Höreinschränkung oder Kopfweh vorhanden bzw. auslösbar? Bestehen Krankheiten wie Diabetes oder Herzrhythmusstörungen? Welche Medikamente werden eingenommen?“ Anschließend erfolgen eine Reihe von Untersuchungen: Der Augen mittels Frenzel-Brille, der Ohren mit dem Otoskop (Entzündungen?), Lagerungsversuche (zum Ausschluss eines gutartigen Lagerungsschwindels), Überprüfung auf Gangunsicherheiten, interne Untersuchung des Herzens und des Blutdrucks.
Schmerzen bei der Überprüfung der Halswirbelsäule oder bewegungsabhängiger Schwindel können auf einen orthopädischen Hintergrund des Zustandes hinweisen. Ergeben die Tests keinen krankhaften Befund obwohl die Patienten starken Leidensdruck angeben, dann an eine Beteiligung der Seele zu denken. Bei chronischen Beschwerden, attackenhaftem Schwindel oder anderweitig auffälligen Testergebnissen, so Fachärztin Dr. Meng, sollte eine MRT des Gehirns zum Ausschluss neurologischer Krankheiten gemacht werden. Kurz zu den Arzneimitteln: Antidepressiva sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel können Schwindel auslösen oder verstärken. Fast ein Drittel älterer Personen nehmen derartige Medikamente dauerhaft ein. Hier wären die Ärzte gefordert, andere Lösungen für die Probleme ihrer Patienten zu finden.
Dr. med. Wolfgang Exel, Kronen Zeitung
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