Streaming wird teurer

Raubkopien gehen zurück – aber bleibt das auch so?

Digital
28.11.2019 11:39

Laut einer Studie der EU ist die Film- und Musikpiraterie in der Europäischen Union in den letzten Jahren spürbar zurückgegangen - bei Musik um fast ein Drittel, bei Filmen um ein Fünftel, bei TV-Serien immerhin um fast acht Prozent. Eine positive Entwicklung für die Rechteverwerter. Ob der jüngsten Umwälzungen am Streaming-Markt stellt sich aber die Frage: Bleibt das so?

Der besonders große Rückgang der Piraterie im Musikbereich, wo wenige große Dienste wie Spotify oder Apple Music das Geschäft dominieren und umfassende Musikbibliotheken anbieten, deutet darauf hin, dass die Nutzer am ehesten zum Umstieg auf legale Alternativen bereit sind, wenn sie sich sicher sein können, dass der legale Abo-Dienst auch wirklich alles anbietet, was sie wollen.

Brauchen Streamer bald drei oder vier Abos?
Im Geschäft mit Film- und Serien-Streaming haben sich vor allem Netflix und Amazon zu großen Anbietern mit umfassenden Bibliotheken entwickelt. Doch damit ist langsam Schluss. Der Einstieg neuer Rivalen - Apple, Disney, HBO - ins Geschäft mit dem Streaming dürfte dazu führen, dass die einzelnen Angebote kleiner werden, und der Kunde, wenn er alles sehen will, zum Zweit-, Dritt- oder gar Viert-Abo greifen müsste. Da kommen schnell Kosten zusammen, welche die illegale, aber eben auch kostenlose Alternative Piraterie für manch einen wieder attraktiv erscheinen lassen.

Wie sehr etwa Netflix von lizenzierten Werken anderer Medienkonzerne abhängig ist, zeigt sich beim Blick auf den Serienkatalog. In den USA gehören mehr als die Hälfte der beliebtesten Serien auf Netflix den Medienriesen Disney, NBC Universal und WarnerMedia, rechnet das IT-Portal „Recode“ vor. Entziehen sie Netflix die Lizenzen, um diese Serien exklusiv auf eigenen Plattformen anzubieten, leidet bei Netflix die Auswahl - und damit wohl auch die Zahlungsbereitschaft der Kunden.

Können Eigenproduktionen es richten?
Zwar hat Netflix - ebenso wie der alte Rivale Amazon und neue Gegenspieler wie Disney und Apple - massiv in Eigenproduktionen investiert und beliebte Exklusiv-Serien erschaffen. Diese Eigenproduktionen kosten aber viel Geld. Kosten, die letztlich der Kunde trägt. Die Abwesenheit populärer Serien anderer Anbieter könnte indes trotzdem Kunden vertreiben - zu den neuen Rivalen mit ihren Exklusivinhalten auf der einen Seite und in den digitalen Untergrund der Filmpiraten auf der anderen.

Letzten Endes gefährdet der Konkurrenzkampf der großen US-Medienunternehmen beim Streaming-Geschäft somit, dass diese überhaupt zahlende Kundschaft für ihre Angebote finden. Dass es auch anders geht, zeigt die schon etwas länger von Raubkopien gebeutelte Musikindustrie: Hier erleben Anbieter, die einen umfassenden Musikkatalog gegen Monatsgebühr streamen, einen regelrechten Boom.

Apple Music hatte im Sommer 60 Millionen zahlende Abonnenten, Spotify hat 2019 die Marke von 100 Millionen Abo-Kunden übersprungen - obwohl Musikpiraten ein durchschnittliches Album im mp3-Format heute selbst mit einer langsamen Internetleitung in unter einer Minute auf ihre Festplatte saugen könnten.

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