01.11.2019 12:00 |

Seelensport

Katrin Biber als mutige Stimme der Trauernden

Nach dem Mord an Larissa Biber verfällt das ganze Land in Trauer. Doch niemand spricht aus, was das bedeutet. Bis Katrin Biber es tut.

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Es ist der 13. September 2013, der das Leben von Katrin Biber und ihrer Familie auf einen Schlag verändert. Nichts wird jemals wieder so sein, wie es einmal war. Ihre 21-jährige Schwester Larissa wird in dieser Nacht von ihrem damaligen Freund ermordet. Die Familie, der Ort, das Land verfällt in Trauer – doch niemand spricht aus, was das mit den Menschen macht.

„Der offene Umgang fehlte“
„Ich habe so viel gesucht“, erzählt Biber heute. „Doch es gab keinen Blog, keine Internetseite, auf der über den Tod oder die Trauer geschrieben wurde.“ Der Tod, er verweilt in der Tabuzone – die Trauer nach einem Mord erst Recht. Doch wie soll man verarbeiten, wenn der offene Umgang fehlt? Eine Frage, die sich auch Biber stellt - und schließlich aktiv wird. Sie beginnt über ihr Erlebtes zu bloggen und findet parallel einen Weg, mit dem Mord an ihrer Schwester umzugehen - den Sport. „Draußen in der Natur, mit mir selbst, da durfte ich sein, wie ich mich gerade fühlte“, sagt sie. Schreien, weinen, lachen, tanzen, bewegen - und niemand, der sich dadurch gestört fühlt.

Die Trauer wird immer ein Teil des Lebens sein
Im Alltag seien viele Menschen von den Emotionen überfordert, wüssten nicht, wie sie mit so viel Wut und Traurigkeit umgehen sollen, erzählt sie. Oder noch schlimmer: Verlangen, „es dann irgendwann auch wieder gut sein zu lassen“.  Doch erlebt man so einen Schicksalsschlag, wird die Trauer immer ein Teil des Lebens bleiben, schildern Betroffene. „Ich werde meine Schwester immer vermissen, weil ich sie immer lieben werde“, sagt die 33-Jährige.

Mehr Offenheit im Umgang mit dem Tod
Um daran aber nicht zu zerbrechen, braucht es einen Umgang mit der Trauer, der nicht zerstörerisch ist – „und dazu gehört, sie auch leben zu dürfen“, ist Biber überzeugt. Denn werde der Schmerz lange unterdrückt, könne er zu Burnouts, Depressionen, Alkohol- und Drogenmissbrauch führen. Je länger Katrin Biber offen über den Tod schreibt, desto mehr Feedback bekommt sie. „Menschen kamen auf mich zu, dankbar, dass jemand ausspricht, was sie fühlen.“ Katrin Biber wird zunehmend zur Stimme der Trauernden und macht es sich zur Lebensaufgabe, offen mit dem Tod umzugehen.

Seelensport: Wieder zurück ins Leben finden
Sie beginnt ihre Trainings anzubieten – und merkt schnell, was ihr hilft, unterstützt auch andere. Die junge Frau gründet „Seelensport“, beginnt Workshops, Vorträge und Seminare zu geben. Heute wird sie im gesamten deutschsprachigen Raum gebucht – und bewegt im doppelten Sinn. „Es braucht mehr Platz für Gefühle in der Gesellschaft“, sagt Biber. Angefangen in der Schule: „Wir lernen Mathe, Deutsch und Geografie, aber nicht, was Wut mit einem machen kann oder wie man mit Trauer umgehen soll. Ich habe keine Angst, ich habe das Schlimmste überlebt. Was soll mir passieren?“, sagt Katrin Biber und kämpft für all jene , die es selbst (noch) nicht können.

Mehr Informationen:https://www.seelensport.at/

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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