Konflikte, Trennungen

Wie Kinder mit Emotionen umzugehen lernen

Leben
27.06.2019 10:57

Erwachsene sind oft keine guten Vorbilder für Kinder, zumindest nicht auf „Gefühlsebene“. Frust wird hinuntergeschluckt, Konflikten permanent aus dem Weg gegangen, Gefühle nicht offenbart. Bricht der Nachwuchs in Tränen aus, heißt es oft nur „Sei still!“ oder „Indianer kennen keinen Schmerz“. Doch was sind Gefühle eigentlich - und darf man die überhaupt haben? Wie geht man mit ihnen um, auch wenn sie oft fürchterliches Bauchweh bereiten? Und was, wenn die geliebten Eltern sich trennen und ein scheinbar unüberwindbares Gefühlschaos entsteht?

Krisen überwinden
Der kleine Bauchweh sitzt in seiner Höhle und hat fürchterliche Bauchschmerzen. Er überlegt, woher diese wohl rühren mögen, denn zu viel - oder zu spät - hat er ganz sicher nicht gegessen. Er begibt sich auf die Suche nach der Ursache - und stellt fest, dass er weder verliebt ist, noch zu viele Runde in der Achterbahn gedreht hat. Schließlich erkennt er: Es war der Streit mit dem großen Bauchweh - und Angst und Wut darüber liegen ihm wie ein Stein im Magen.

Corinna Leibig erzählt in „Der kleine Bauchweh“ (Mabuse-Verlag) anschaulich, wie Kinder Krisen überwinden können, wenn körperliche Gründe oder Behandlungsversuche beim Kinderarzt nicht die gewünschten Erfolge zeigen: „Vermutlich durchlebt ihr Kind eine Entwicklungskrise. Die Bauchschmerzen wären dann so etwas wie die dazugehörigen Wachstumsschmerzen oder Nabelschmerzen, weil es um das Abnabeln gehen kann.“ 

„Oft geht einem Reifungsschritt ein Zustand voraus, in dem das Kind mehr über die Welt erfährt als es meint, bewältigen zu können ... Manche Kinder bekommen Fieber, werden tagelang umsorgt und machen danach einen Entwicklungsschritt. Ähnlich kann man gelegentlich auch die Bauchschmerzen als Ausdruck einer Reifungskrise, als “Anlaufnehmen" verstehen, so Leibig.

Leibig gibt Tipps, um die kindliche Seele und das Familiengefüge zu entlasten:

  • Entschleunigen Sie den Alltag, achten Sie auf klare Übergänge, Ankunft, Abschied, Beenden, Anfangen: “Alles hat seine Zeit, seinen Ort“, so Leibig.
  • Sagen Sie nur das, was Sie wirklich meinen, schimpfen Sie weniger und loben Sie das Selbstvertrauen Ihres Kindes.
  • Handeln Sie konsequent und versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können.
  • Beschönigen Sie nichts. Erklären Sie dem Kind altersgerecht, was in der Familie vor sich geht.
  • Lehren Sie Ihrem Kind, sich selbst zu trösten - etwa mithilfe von Sorgenpüppchen, Traumfängern, Taschenlampen.
  • Achten Sie auf bedrohliche Kommunikation (“Wie oft muss ich noch ...“, “Jetzt hast du schon wieder ...“)
  • Geben Sie Ich-Botschaften an das Kind weiter: “Ich möchte, dass ...“, “Ich finde, dass ...“

Hilfe, meine Eltern haben sich getrennt
Abgesehen von Trennungsschmerz, der durch einen temporären Kindergartenbesuch oder vorübergehende Abwesenheit eines Familienmitgliedes (etwa durch den Job) Bauchweh bei Kindern auslösen kann, ist das Erleben einer Scheidung der Eltern oft „gravierender“ - nicht nur, da der Trennung oft Zeiten schwerer Belastung vorausgehen oder diese gar „auf dem Rücken der Kinder“ ausgetragen wird. Viele Eltern tun sich jedoch sehr schwer, sich auf Partner- bzw. Elternebene zu trennen. Die Bewältigung dieser Krise kann zwar unterstützt, aber nicht abgenommen werden, so die Diplom-Sozialpädagoginnen Schirin Homeier und Barbara Siegmann-Schroth.

Sie geben in „Aktion Springseil“ (Mabuse-Verlag) Tipps und Hilfestellung, wie Mütter, Väter und Kinder ihren Alltag miteinander gestalten können - auch nach einer Scheidung. Dies geschieht im ersten Teil anhand der kindgerechten Erzählung der Geschichte von Tim und Lena, deren Eltern sich trennen. Im zweiten Teil erhalten dann die Eltern Hilfestellung, wie sie auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen und ihnen Sicherheit und Orientierung geben. Den oft herrscht pures Gefühlschaos beim Nachwuchs.

Reaktionen von Kindern auf die Trennung (Grundschulalter):
Aufgrund der schwierigen Umstände reagieren Kinder häufig auffällig: „Beispielsweise werden Schulleistungen schlechter, sie haben Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen, laufen von zu Hause weg oder klammern sich an ihre Eltern. Einige Kinder schämen sich auch für die Trennung der Eltern, oftmals dann, wenn sie keine anderen Kinder in einer ähnlichen Situation kennen“, so die Autorinnen.

Die Trennungsbewältigung wird bei Kindern in fünf Stufen untergliedert:

  • Verleugnung („Das kann doch nicht sein“)
  • Aggression (“Wie könnt ihr mir das antun?“)
  • Verhandlung
  • Trauer und damit verbundene körperliche Beschwerden wie Schlaf-, Kopf- oder Essstörungen
  • Akzeptanz der Situation

Für Elternteile gilt: Suchen Sie sich Hilfe!
Eine Vertrauensperson Ihrer Wahl kann Ihnen nötigen Rückhalt geben. Familienberatungsstellen oder Psychotherapeuten bieten professionelle Hilfe an, auch Mediation kann Druck aus der Situation nehmen. Im Mabuse-Verlag finden Sie überdies noch viele weitere Bücher zum Thema Krisenbewältigung, Familienhilfe, etc.

Schnelle und kostenlose Hilfe finden Sie hier:

  • Telefonseelsorge: 142 (kostenlos, rund um die Uhr)
  • Rat auf Draht: 147
  • Elterntelefon: 01-7147147

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(Bild: kmm)



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