Weiter Spurensuche

Gab es etwa gar keine Hintermänner im Ibiza-Krimi?

Österreich
26.05.2019 08:00

Die kuriose Aussage eines Wiener Anwalts, dass die Video-Falle in einer verwanzten Villa bei einer heißen Party-Sommernacht nur aus „demokratiepolitischen und rechtlichen Überlegungen“ - quasi als Aufdecker-Journalist - gestellt worden sei, Anzeigen und Verdächtigungen: Stück für Stück setzt sich das Puzzle zum Ibiza-Krimi zusammen. Nach einer Woche Rätselraten ist es Zeit, erste Bilanz zu ziehen: Beide als Drahtzieher genannte Männer streiten viel ab. Bleibt die Frage: Gab es Hintermänner? Manches deutet darauf hin: eher nein.

Die Vorwürfe von möglicher Geldwäsche bis hin zur Bestechlichkeit bzw. Anfütterung von Amtsträgern wiegen schwer. Während zehn Tage nach dem Regierungsbeben, das Österreich erschüttert hat, immer neue FPÖ-nahe Vereine in der Spendenfrage auftauchen, nimmt das Bild zur größten Partei-Affäre in der Zweiten Republik langsam Gestalt an. Die Rollenverteilung in dem heimischen Polit-Thriller Marke Hollywood wird klarer.

Video: Wie die Ibiza-Affäre ihren Anfang nahm

Wer stand hinter Detektiv und Anwalt?
Detektiv Julian H., der im Video den Freund der Oligarchennichte mimte, ist genauso untergetaucht wie der Anwalt, der in Wien bei einem Treffen dabei war. Julian H. wird von einem Ex-Kollegen belastet: Verdeckte Operationen, teils mit Prostituierten, habe es früher oft gegeben. Julian H. bestreitet aber eine vertiefte Beteiligung an der Aktion.

Der Wiener Anwalt lässt durch seinen Rechtsvertreter Richard Soyer ausrichten: Ein „zivilgesellschaftliches Projekt“ sei alles gewesen. Der Anwalt will vor allem im Auftrag eines Mandanten tätig gewesen sein. Doch wer stand hinter dem Detektiv und dem Anwalt, waren es eine Partei oder Geheimdienste? Indizien lassen eher auf ein Schelmenstück schließen. Bleibt nur die Frage: Wer übernahm die Kosten für Villenmiete, mehrere Limousinen oder die falsche Oligarchennichte?

Video: Die „Krone“ auf Spurensuche

Redakteur Stefan Steinkogler: Suche nach Wahrheiten und Kritik an Parteifreund
Als „Opferstrategie“ beurteilen viele das Auftreten des Ehepaares Strache eine Woche nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos. Nein, Philippa Strache will das ganze siebenstündige Video nicht sehen. Ihr Mann sei „bewusst aufs Glatteis geführt und fast schon mit Verhörmethoden zu gewissen Antworten verleitet worden“. Hinter der Ibiza-Falle stehe ein Konstrukt aus Leuten, die viel Geld und Zeit investiert hätten. „Daher müssen wir herausfinden, was dahintersteckt. Wir suchen nach der Wahrheit, gerade ist jeder Tag ein Abenteuer“, so die frischgebackene Mutter, die ihrem Mann den Rücken stärkt.

Auch der gestürzte FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus spricht erstmals ausführlich zu den Vorwürfen in der „Krone“, will sich aber an „viele gezeigte Sequenzen nicht konkret erinnern können“.

Zum Durchklicken und Erinnern: Screenshots samt Untertitel

Prüfverfahren läuft
Bei Missbrauch von Tonaufnahmen oder Abhörgeräten drohen Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr. Doch dem im Ibiza-Krimi tief verstrickten Juristen könnte noch größeres Ungemach drohen. Dr. Michael Enzinger, Präsident der Wiener Rechtsanwaltskammer, leitete ein Prüfverfahren ein. Es soll auch um Geldwäsche-Vorwürfe gehen. Von disziplinären Maßnahmen bis hin zu Rauswurf bzw. Berufsverbot ist alles möglich. Die Kanzlei ist freilich derzeit verwaist …

Kronen Zeitung/krone.at

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