Tödlicher Crash

Architekt Abraham bei Autounfall in L.A. gestorben

Österreich
05.03.2010 07:38
Der österreichisch-amerikanische Architekt Raimund Abraham ist bei einem Autounfall in Los Angeles ums Leben gekommen, wie das österreichische Generalkonsulat in Los Angeles am Donnerstag (Ortszeit) erklärte. Demnach ist der Unfall kurz nach Mitternacht in Downtown Los Angeles passiert. Nur wenige Stunden vor seinem Tod hatte Abraham noch einen Vortrag am Southern California Institute of Architecture (SCI-Arc) gehalten.

Abraham hatte als Architekt des 2002 eröffneten, spektakulären Österreichischen Kulturforums in New York Aufsehen erregt. Er war bereits 1964 in die Vereinigten Staaten ausgewandert und hatte hier u.a. am Pratt Institute, der Cooper Union for Advencement of Science and Art und dem SCI-Arc unterrichtet. SCI-Arc-Direktor Eric Owen Moss beschrieb Abraham in einer ersten Reaktion als "unersetzbare Kraft in der Architektur". Das Institut veranstaltet am Freitag eine Zusammenkunft im Gedenken an den Architekten.

Österreichisches Kulturforum tief betroffen
Das Österreichische Kulturforum in New York hat sich "tief betroffen" über den Tod Abrahams gezeigt. Mit dem "großartigen Entwurf" für das Gebäude des Kulturforums habe Abraham nicht nur die New Yorker Skyline mitgestaltet, sondern auch die Art, wie sich Österreich als Nation zeitgenössischer Kreativität verstehe, so der Direktor des Kulturforums, Andreas Stadler.

Abraham habe von 1992 bis 2002 zehn Jahre seines Lebens der Errichtung des Kulturforums gewidmet. Das Gebäude sei in der Ausgabe des Jahres 2009 des "Wall Paper City Guides" als eines der fünf wichtigsten Wahrzeichen zeitgenössischer Architektur in New York bezeichnet worden. Es ziehe nach wie vor Architektur- und Design-Liebhaber aus der ganzen Welt an. Die Werke Abrahams seien in Ausstellungen "in vielen Ländern zu beiden Seiten des Atlantiks" gezeigt worden.

Schmied: "Er ging keine Kompromisse ein"
Als einen "Mann von Klarheit", würdigte Kulturministerin Claudia Schmied Abraham. "Diese Qualität betraf nicht nur sein architektonisches Werk, sondern auch sein öffentliches Wirken. Er ging keine Kompromisse ein, da er bedingungslos an seinen Prinzipien festhielt." Sein Einfluss lässt sich nicht nur in seinen umgesetzten Werken erkennen, sondern vor allem auch in dem Geist, mit dem er zahlreiche nationale und internationale Architekten beeinflusste. Von all seinen Bauten sticht das österreichische Kulturforum hervor, das zu einem Aushängeschild einer modernen Kulturnation, für die er stand, wurde. Die internationale Kunstszene verliert durch seinen Tod einen zentralen Vertreter", so Schmied.

Dietmar Steiner, der Direktor des Architekturzentrums Wien, zeigte sich "schockiert und tief betroffen" von der Nachricht. Abraham sei "einer der bedeutendsten Architekten Österreichs" gewesen. "Er war sein ganzes Leben lang einzig und bedingungslos der autonomen Kunst der Architektur verpflichtet, hat dieser mit intellektueller Radikalität und künstlerischer Vision neue Dimensionen eröffnet." Sein Hauptwerk sei der Bau des "Austrian Cultural Forum" in New York, "das nur unter schwierigsten Rahmenbedingungen verwirklicht werden konnte, aber heute als Manifest und Landmark zeitgenössischer Architektur in die globale Architekturgeschichte eingeschrieben ist".

Staatenwechsel wegen FPÖ-Regierungsbeteiligung
Abraham legte 2000 seinen österreichischen Pass zurück, 2002 wurde ihm die amerikanische Staatsbürgerschaft verliehen. Grund für seinen Staatenwechsel war die Regierungsbeteiligung der FPÖ, die er vehement kritisiert hatte. In Österreich hatte sich Abraham wiederum wegen steigender Kosten für das Kulturforum und wegen der Höhe seines Honorars teils scharfer Kritik ausgesetzt gesehen.

Exponent der neuen Wiener Architektur-Avantgarde
Nach seinem Studium an der Technischen Universität in Graz hatte der 1933 in Lienz in Osttirol geborene Abraham von 1959 bis 1964 in Wien als Architekt gearbeitet - mehr auf dem Gebiet der Theorie als auf jenem der Praxis. Abraham galt als einer der Exponenten der neuen Wiener Architektur-Avantgarde und wurde als solcher 1967 gemeinsam mit Hans Hollein und Walter Pichler im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Ab 1971 lebte, unterrichtete und arbeitete er in New York.

Abraham beteiligte sich mit aufsehenerregenden Entwürfen an internationalen Wettbewerben, doch bei den "Big Projects" schienen zweite Preise lange sein Schicksal zu sein: Im Wettbewerb um das Centre Pompidou (1971) wurde er ebenso knapp geschlagen wie in jenem um die Opera de la Bastille (1983).

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