Duo vor Canossagang

Dopingsumpf: Das Geständnis und die Entschuldigung

Wintersport
07.03.2019 06:00

Kein Tag ohne neue Enthüllungen im Skandal rund um heimische Langlauf- und Radprofis - und nun der nächste Paukenschlag! Nach seiner überraschenden Festnahme am Dienstag in Innsbruck - wir berichteten ausführlich -, legte der selbst ernannte „Aufdecker“ und angeblich geläuterte Saubermann des Spitzensports, Johannes Dürr, ein Geständnis ab: Laut eigenen Angaben habe der 31-Jährige bis zuletzt Eigenblutdoping betrieben. Nach der Einvernahme wurde Dürr wieder auf freien Fuß gesetzt, die Ermittlungen in Richtung Sportbetrug laufen allerdings weiter.

Denn der 2014 überführte Dopingsünder (Olympische Spiele in Sotschi, Anm.) arbeitete gerade an seinem Comeback, das er mittels Crowdfunding finanzieren wollte. Also mit dem Geld privater Investoren. Doch damit dürfte jetzt Schluss sein. Dass er anderen Sportlern den Weg zum deutschen „Doping-Arzt“ geebnet hätte, bestritt Dürr.

Johannes Dürr (Bild: GEPA)
Johannes Dürr

Den Verband und seinen Betreuerstab entlastete das Duo: „Am meisten leid tut mir das alles für unseren Trainer Markus Gandler. Auch wenn es manche nicht glauben, er hat davon nichts merken können“, so Baldauf. Und: „Wir würden uns gerne bei Präsident Schröcksnadel persönlich entschuldigen, wenn er uns die Chance dazu gibt. Seit der Enthaftung haben wir niemanden aus dem Team gesehen.“

(Bild: Harald Dostal)

Gegenüber der „Krone“, die über den Linzer Anwalt Andreas Mauhart zum Gespräch mit den Ex-Sportlern kam, willigte der Ski-Boss ein. Das Treffen wird in den nächsten Wochen stattfinden: „Ich möchte die Hintergründe hören und wissen, warum sie trotz der Förderung und der Anti-Dopingmaßnahmen im Verband diesen Schritt gesetzt haben“, meint Schröcksnadel, der auf eine Ausweitung der Ermittlungen hofft: „Auch auf der internationalen Ebene. Aber dazu müssen wir möglichst genau wissen, wie sich die Doper organisieren.“

(Bild: APA/AFP/LUK BENIES)

„Dopen hat mit Ansehen zu tun“
 Das Vorarlberger Rad-Ass Matthias Brändle setzt eine höchst bemerkenswerte Aktion, um klar zu stellen, dass er „sauber“ ist.

„Krone“: Wie geht es Ihnen nach den Dopinggeständnissen?
 Matthias Brändle: Das Ganze hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Ich hatte mit Stefan Denifl und Georg Preidler öfters Kontakt. Ich habe mit beiden schon das Zimmer geteilt. Deshalb geht mir das sehr nahe.

„Krone“: Konnten Sie keine Einstiche sehen? 
 Brändle: Mir ist nie etwas aufgefallen! Georg sagt ja, dass er es noch nie in einem Wettkampf angewendet hat.

„Krone“: Was würden Sie Denifl sagen, wenn Sie ihn treffen? 
 Brändle: Ich würde ihn fragen, wie er auf die dumme Idee gekommen ist. Er war ein guter Fahrer, als Typ mag ich ihn auch heute noch.

„Krone“: Sie sind am Dienstag ein Rennen gefahren, mit welchem Gefühl? 
 Brändle: In der Nacht vor dem Rennen bin aufgewacht und habe nachgedacht. Ich bin aber zu keinem Schluss gekommen. Fakt ist: Wir Fahrer müssen das Ganze jetzt ausbaden, wir werden ständig damit konfrontiert.

„Krone“: Warum dopen Sportler? 
 Brändle: Das müssen Sie sie selbst fragen. Es hat mit Geld und Ansehen zu tun. Aber das betrifft nicht nur den Sport, sondern auch andere Bereiche wie die Wirtschaft.

„Krone“: Gäbe es Maßnahmen, Doping zu verhindern? 
 Brändle: Die Hemmschwelle müsste höher sein. Wenn man wüsste, dass man bei absichtlichem Doping das im Sport verdiente Geld verliert, würden sie nicht dopen.

„Krone“: Sie setzen eine bemerkenswerte Aktion, welche?
 Brändle: Ich werde ein Dokument unterschreiben, in dem ich versichere, dass ich, sollte man mich bei bewusstem Doping erwischen, alles im Sport verdiente Geld an karitative Organisationen spenden werde.

Anja Richter, Oliver Papacek, Martina Prewein, Elred Faisst und Christoph Budin

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(Bild: KMM)



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