"Er bereut nichts"

20 Jahre Haft für Mord an Ex-Boxer Edip Sekowitsch

Österreich
02.12.2009 16:00
Jener 27-jährige Tschetschene, der im August 2008 den ehemaligen Box-Weltmeister Edip Sekowitsch (50) vor dessen Lokal in Wien erstochen hat, ist am Mittwochnachmittag im Straflandesgericht wegen Mordes zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Der Wahrspruch der Geschworenen fiel mit 7:1 Stimmen deutlich zu Ungunsten des Angeklagten aus. Die Fragen in Richtung Notwehr bzw. Notwehrüberschreitung wurden einstimmig verneint.

Bei der Strafbemessung waren "gewisse psychische Probleme" des Mannes mildernd, wie die vorsitzende Richterin Patrizia Kobinger-Böhm erläuterte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Verteidiger Lennart Binder meldete Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab.

"Relativ hohes Aggressionspotenzial"
Gerichtspsychiater Heinrich Pfolz bescheinigte dem Angeklagten eine kombinierte Persönlichkeitsstörung mit disozialen und psychopathologischen Elementen. Zum Tatzeitpunkt war dem Gutachten zufolge bei dem Mann allerdings Zurechnungsfähigkeit gegeben. "Er hat ein relativ hohes bis sehr hohes Aggressionspotenzial. In Bezug auf die ihm vorgeworfene Tat fehlt jede Form von Reue. Es liegt eine erhöhte Gefährlichkeit vor", stützte der psychologische Sachverständige Franz Maly den psychiatrischen Befund. 

Eine Zeugin hatte zuvor in diese Richtung ausgesagt. Sie befand sich am 26. August 2008 in Sekowitschs Lokal am Wiedner Gürtel, das der Tschetschene betrat, nachdem er am unweit gelegenen Südbahnhof seinen Zug versäumt hatte. Der Mann habe sich anderen Lokalgästen gegenüber von Anfang an "recht aggressiv" verhalten, so die 25-jährige Frau. "Er war verrückt", hielt sie fest.

Messerstich direkt ins Herz
Laut Anklage kam es zwischen Sekowitsch und dem Mann zu einer Auseinandersetzung, als jener gegen 5.30 Uhr sein Lokal schließen wollte. Sekowitsch wies den Tschetschenen schließlich aus dem Pub. Auf der Straße stach der 27-Jährige dann mit einem Klappmesser fünfmal auf den 50 Jahre alten Ex-Boxer ein. Ein Stich ging direkt ins Herz. Sekowitsch, der sich als Boxer den Beinamen "Stier von Serbien" erworben hatte, verblutete am Gehsteig.

Geständnis mit "gewissem Stolz"
Jene Polizisten, die als erste am Tatort eingetroffen waren, erklärten den Geschworenen, der Tschetschene habe sich zunächst als ein Freund des Opfers ausgegeben. Als die Beamten an der Kleidung des Mannes Blutspuren bemerkten, wurde dieser eingehend befragt. "Da hat er mit einem gewissen Stolz gesagt, dass er es war, der das gemacht hat", gab ein Polizist zu Protokoll. Der Angeklagte hatte beim Prozessauftakt am vergangenen Mittwoch auf Notwehr plädiert. Sekowitsch sei auf ihn losgegangen. Er habe Angst gehabt, deswegen sein Messer gezogen und zugestochen. 

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