"Härter werden!", schrie ein Besucher nach etwa drei Nummern. Es war die etwas grobschlächtige Artikulation eines Unbehagens, das wohl nicht wenige Hörer zu Beginn des Konzerts teilten.
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Denn die Soundtüfteleien, die das Duo Massive Attack live mit Hilfe von fünf Bühnenmusikern generiert, wurden zwar in Rockkonzert-Lautstärke vorgetragen, verloren dadurch jedoch nichts von der kühl-distanzierten Aura, die viele von Massives Studioaufnahmen umgibt.
Allerdings ist gerade diese Kühle, dieses unaffektierte, präzise Hineinhorchen in Beats und Sounds, das, was die Musik von Massive Attack konstituiert. Und der mitunter eisige melancholische Wind, der durch diese modernen, urbanen Klanglandschaften namens Trip Hop pfeift, ist hundert mal härter als jede, hier vom einzelnen Rufer eingeforderte, aufgeheizte Klangorgie.
Niemand gibt den Kasperl
Auch die Klage, dass Massive Attack nicht wirklich eine Liveband sind, geht ins Leere. Robert del Naja und Grant "Daddy G" Marshall sind nun einmal zwei Produzenten, die der Erfolg auf die Bühne gespült hat, denen auch nach Jahren mit unzähligen Liveauftritten das übliche Frontmann-Gehabe fremd geblieben ist. Hier gibt niemand den Kasperl.
Kollektive Gänsehaut
Die eigentliche Attraktion und wohl auch der Erfolg von Massive Attack machen jedoch die brennheißen pathetischen Momente aus, in denen die Gruppe ihre Coolness seit fast 20 Jahren immer wieder suspendiert. Das Jubelgeschrei, mit dem das Publikum solche Momente, namentlich die ersten Takte der Klassiker "Angel" und "Unfinished Sympathy" begrüßte, war ein akustisches Äquivalent zur kollektiv aufgestellten Gänsehaut.
Exzellentes neues Material
Präzise spielen Massive Attack ihre in die Populärkultur eingesickerten Hits, aber auch einiges vom neuen, übrigens exzellenten Material (von der EP "Splitting the Atom"). Horace Andys berühmt-berührendes Tremolo sorgte ebenso für oben erwähnte Gänsehaut wie die Soulsängerin Deborah Millers. Die dritte Gaststimme kam von Trip-Hop-"Veteranin" Martina Topley-Bird, die nicht nur bei "Teardrop" gute Figur machte.
von Martin Gasser, "Steirerkrone"
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