Millionen-Dollar-Frage

Toto Wolff: „… dann hast du ein echtes Problem!“

Formel 1
29.06.2025 11:07

Die Formel 1 fährt 2026 in ein neues Zeitalter. Denn mit der Regel-Revolution zur kommenden Saison könnte die Hackordnung in der Motorsport-Königsklasse zumindest ein wenig durcheinandergewürfelt werden. „Wenn jemand beim Motor wirklich total in den Eimer greift, kann es schon sein, dass du ein echtes Problem hast“, so Mercedes-Boss Toto Wolff.

Wie die Hackordnung genau aussehen wird, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. „Das ist die Millionen-Dollar-Frage“, sagte Sauber-Pilot Nico Hülkenberg, 2026 für Audi unterwegs, in Spielberg. „Wir tappen tatsächlich völlig im Dunkeln“, betonte Wolff.

Nico Hülkenberg
Nico Hülkenberg(Bild: AP/Associated Press/Manu Fernandez)

Seit Jahresbeginn tüfteln die Teams eifrig in den Fabriken, um mit ihren Boliden innerhalb des neuen Regelwerks einen weltmeisterlichen Startvorteil zu erlangen. Was alles anders werden wird? Die Autos werden etwas kleiner und leichter, beim Hybrid-Antrieb wird die Relevanz des Verbrennungsmotors auf etwa 50 Prozent gesenkt, dafür die Batterieleistung deutlich nach oben geschraubt. Zusätzlich steigt die Formel 1 im Sinne der Umwelt unter anderem auf einen – so die Ansage - 100 Prozent nachhaltigen Kraftstoff um.

„Ich glaube, dass die Verbrennungsmotoren bei allen ziemlich gleich sein werden“, vermutete Wolff bei einer Medienrunde im Rahmen des Großen Preises von Österreich. Unterschiede werde es bezüglich der Energie-Effizienz der verschiedenen Batterie-Lieferanten geben. Eine Erfolgsgarantie gibt es keine, dementsprechend vorsichtig gab sich Wolff bei Prognosen.

Teams hoffen auf Gamechanger
Es ist offen, ob die vier Topteams McLaren, Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing auch 2026 um den WM-Titel kämpfen werden, oder ob Teams wie Aston Martin (mit Design-Genie Adrian Newey), Audi, Alpine oder Williams ganz vorne mitmischen können. „Es kann schon sein, dass irgendjemand einen Genius-Wurf hinlegt, den die anderen übersehen haben“, sagte Wolff. Gute Erfahrungen mit Regeländerungen machte Mercedes bereits, vor elf Jahren waren die „Silberpfeile“ zu Beginn der Turbo-Hybrid-Ära der Konkurrenz überlegen.

Helmut Marko schätzt die Änderungen aber nicht so drastisch ein wie damals. „Es ist eine Revolution. Aber nicht größer als es 2014 war“, sagte der Steirer. Am Verbrennungsmotor ändere sich nicht so viel. „Aber es ist die Batterie, erstmals das carbonfreie Benzin und das Zusammenspiel dieser Dinge. Diese drei Komponenten werden entscheidend sein.“

Helmut Marko
Helmut Marko(Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)

Red Bull Racing scheint auf einem guten Weg zu sein. „Generell sind die Daten auf Motoren-Seite als auch auf Chassis-Seite sehr positiv“, betonte der 82-Jährige. Weltmeister Max Verstappen äußerte sich ebenfalls zuversichtlich: „Was ich gesehen und gehört habe, hat das Team den richtigen Ansatz gewählt.“ Viele Gedanken mache er sich aber nicht. „Ich werde einfach einsteigen und mitfahren“, sagte der Niederländer.

Wenig Begeisterung nach ersten Tests
Über erste Simulator-Tests berichtete in Spielberg bereits Charles Leclerc. Viel Freude strahlte der Ferrari-Pilot dabei aber nicht aus. „Es ist nicht das angenehmste Rennauto, das ich bisher gefahren bin“, sagte der Monegasse. Er sei kein großer Fan davon, wie die neuen Boliden zu fahren sind. In Zukunft müssen die Piloten nämlich mehr auf „Lift and Coast“ setzen, also ein Ausrollen vor Kurven, bevor gebremst wird. „Durchs Rollen lädt sich die Batterie wieder auf“, erklärte Wolff. Der hundertprozentige Vollgas-Faktor fällt für die Fahrer dadurch weg.

Charles Leclerc
Charles Leclerc(Bild: GEPA)

In der Steiermark offenbarte der Mercedes-Teamchef, dass sein Team den aktuellen Boliden nicht mehr weiterentwickelt. „Die meisten Topteams sind schon 100 Prozent auf nächstes Jahr. Da kommen bis zum Sommer und spezifisch für Monza noch Upgrades, aber mich würde es wundern, wenn da noch mehr kommt“, sagte er. Einzig eine kleine Gruppe an Mercedes-Mitarbeitern, genannt „Navy Seals“, arbeite noch an der optimalen Umsetzung in der laufenden Saison.

Mögliche Mercedes-Dominanz?
Marko äußerte Sorgen, dass ein Team im nächsten Jahr wieder viel besser dastehen könnte als die Konkurrenz. „Ich hoffe nicht, dass es so sein wird wie damals, als Mercedes 60 bis 70 PS mehr hatte. Aber theoretisch ist es möglich. Wenn irgendwer das besonders gut hinbekommt ...“, sagte er. Wolff hätte freilich nichts dagegen. „Ich würde es mir wünschen, dass es so wird wie 2014. Mit dem Nachsatz, dass McLaren den Motor auch hat.“

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Ich hoffe nicht, dass es so sein wird wie damals, als Mercedes 60 bis 70 PS mehr hatte. Aber theoretisch ist es möglich.

Helmut Marko

Denn Mercedes beliefert seine Kunden McLaren, Williams und Alpine in Zukunft mit den gleichen Antriebseinheiten. Aston Martin kooperiert mit Honda, Newcomer Audi baut einen eigenen Motor. Die Bullen setzen indes auf das eigene Projekt Red Bull Powertrains in Zusammenarbeit mit Ford. Wolff bemerkte Unterschiede in den Rahmenbedingungen: „Wir haben Strukturen, die über 30 Jahre gewachsen sind mit 1300 Mitarbeitern“, sagte er.

Bei Red Bull könne was Gutes rauskommen, weil dort tüchtige Leute mit guter Infrastruktur und Investment arbeiten würden. Aber: „Wenn man die Wahrscheinlichkeit rechnet, wäre das schon ein richtiges Kunststück, wenn ihnen das gelingt.“ Das Geheimnis, wie das Kräfteverhältnis wirklich aussehen wird, wird spätestens Anfang März 2026 beim Saisonauftakt in Australien gelüftet.

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