Literaturfest:

Bernhard und die Buhle

Salzburg
15.04.2018 08:47

Neues Duo setzt auf Langzeit Bewährtes: 30 Autoren bringen im Mai Literatur in die Stadt und ins Gespräch

Nachdem Jochen Jung und Klaus Seufer-Wasserthal nach 10 Jahren Intendanz befanden es ist genug, gibt nun Literaturfest-Gründerin Christa Gürtler mit Valerie Besl, die das Festival schon seit Jahren mit Pressearbeit begleitet, den Ton an. Die Besetzung ist zwar neu, nichtsdestotrotz setzt das Duo auf Langzeit Bewährtes und präsentiert auch bei der 11. Auflage rund 30 Autoren, die Literatur in die Stadt und ins Gespräch bringen, und sich ab 23. Mai ganz dem Thema „Revolte“ widmen.

„Natürlich denkt in diesem Zusammenhang jeder an die 68er Bewegung. Dennoch spannen wir einen breiten Bogen, der von gesellschaftlichen, sozialen und politischen Umbrüchen und Veränderungen bis zu ästhetischen und künstlerischen Revolten reicht“, betonten die Beiden bei der Programmpräsentation im Carpe Diem. Gestartet wird allerdings trotzdem mit den späten 60er Jahren. Damals ließ sich Büchner-Preisträger Friedrich Christian Delius von der revolutionären Energie des N.Y. Free Jazz zum Schreiben inspirieren, wie er in seiner autobiografischen Erzählung „Die Zukunft der Schönheit“ schildert. 1968 war auch das Jahr als Barbara Frischmuth ihren Debütroman „Die Klosterschule“ präsentierte, der das Aufbegehren der Schülerinnen eines katholischen Internats thematisiert.

Als „Altachtundsechziger“ kann man den renommierten Kulturwissenschaftler Helmut Lethen bezeichnen. Er wird am 25. Mai in den Kavernen mit Feministin Edit Schlaffer und Schriftsteller Frank Witzel über das Thema „1968 - Kulturen der Rebellion“ diskutieren.

Selbstverständlich wird heuer auch musiziert. Für Zwischentöne sorgen neben den Dental Princes in der Blauen Gans, auch Ferdinand Schmalz und Clara Frühstück im Jazzit. Dabei bringt die Pianistin die Texte des Bachmann-Preisträgers, der zuletzt mit seinem Stück „Jedermann (stirbt)“ an der Burg für Aufsehen sorgte, mit Klängen von Bach, Schuman und Cage zum Schwingen.

Apropos Jedermann: Auch Buhlschaft Stefanie Reinsperger ist heuer beim Literaturfest zu Gast. Am 26. Mai wird sie allerdings nicht um Tobias Moretti buhlen, sondern mit ihrem Kollegen vom Berliner Ensemble Nico Holonics aus dem Briefwechsel von Bert Brecht und der Schauspielerin Helene Weigel lesen - Dramen dieser Beziehung inklusive. Neu im Programm ist aber nicht nur die Kooperation mit den Festspielen, sondern auch „Hausbesuche“. Während des Festivals kann man nämlich die Linzer Autorin Margit Schreiner für eine Lesung in sein Home Sweet Home engagieren.

Eine Schnitzeljagd durch das Andräviertel dürfte, obwohl man sich dabei auf Spurensuche von Thomas Bernhard begibt, lustig werden. „Seine oft nicht gerade schmeichelhaften Kommentare zu Salzburg führen nämlich nicht auf die richtige Fährte, vielmehr ist nach Passagen aus “Die Ursache. Eine Andeutung„ zu suchen“, so Gürtler, die heuer auch die Schaufenster der Altstadt mit den Zitaten des großen Literaten bestückt. Auch hier verspricht sie Optimismus: „Es handelt sich um Auszüge aus seinem autobiografischen Buch ,Der Keller. Eine Entziehung’, die den jungen Bernhard als Suchenden, als “eine nützliche Existenz„ zeigen.“

Selbstverständlich kommen auch kleine „Leseratten“ nicht zur kurz: Am 24. Mai tischt Michael Stavarič fabelhafte Geschichten und Zaubersprüche auf, und Renate Welsh macht Mut zum Anders sein.

Tina Laske
Tina Laske
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