Kaum Vorteile

Früher Sprachenunterricht bringt nur wenig

Leben
17.01.2018 16:00

Eine neue Studie befasst sich mit der Frage, inwiefern das Alter die Entwicklung von Fremdsprachenkenntnissen beeinflusst. Dazu wurden Tests durchgeführt, die verschiedene Fähigkeiten maßen wie das Hörverständnis, den Wortschatz, die mündlichen und schriftlichen Kenntnisse etc. Außerdem wurden Lernmotivation, Lernstrategien, sozialer und sprachlicher Hintergrund, Lernumfeld und elterliche Unterstützung erhoben. Die Ergebnisse sind recht ernüchternd.

Für die zwischen 2008 und 2017 durchgeführte Studie der Anglistin Simone Pfenninger von der Universität Salzburg wurden 800 Zürcher Gymnasiasten auf ihre Sprachkenntnisse im Fach Englisch untersucht.  Dafür wurden die Kinder in vier Gruppen eingeteilt: Einsprachige Kinder, von Geburt an zweisprachige Kinder, Kinder, die bilingual und biliteral aufwuchsen (Lese- und Schreibfähigkeiten in beiden Muttersprachen) sowie, "sukzessiv zweisprachige Kinder" (Kinder mit Migrationshintergrund).

Jeweils die Hälfte der Schüler jeder Gruppe waren dabei "Frühenglischlernende" mit Englischunterricht bereits ab acht Jahren im Ausmaß von ein bis zwei Stunden pro Woche. Zu Beginn und am Ende der Gymnasialzeit wurden diverse Tests zu etwa Hörverständnis und Lernmotivationen durchgeführt. 

Substanzielle Unterstützung der Eltern bringt Kinder weiter
Langfristig profitierte nur eine der vier Gruppen vom frühen Fremdsprachenunterricht - nämlich jene Kinder, die zweisprachig aufwachsen, sowohl bilingual als auch biliteral sind und substanzielle Unterstützung der Eltern und der Umgebung erfahren. In allen anderen Gruppen hatten jene Kinder, die erst fünf Jahre später in den Englisch-Unterricht einstiegen, bereits nach sechs Monaten die "Frühlerner" eingeholt und teils sogar übertroffen. Am Ende der Gymnasialzeit waren dann keine Unterschiede bezüglich des frühen oder späten Einstiegs in den Fremdsprachenunterricht erkennbar. Einziger Vorteil der Frühlerner: Bei der ersten Datenerhebung verfügten sie noch über einen größeren Wortschatz.

"Es ist wichtig zu betonen, dass sich die Forschung nicht per se gegen den frühen Fremdsprachenunterricht ausspricht, aber die Erwartungen sollten realistisch sein bezüglich der erwünschten Zwei-und Mehrsprachigkeit", so Pfenninger in einer Aussendung der Uni Salzburg. Die Schweizer Resultate seien dabei kein Einzelphänomen. Die Forschung zeichne diesbezüglich ein sehr einheitliches Bild und zeige, dass es kaum Vorteile eines frühen Fremdsprachunterrichts im Schulkontext gibt. Anders ist des dagegen beim "natürlichen" Zweitsprachenerwerb außerhalb der Schule - dort profitieren die "Frühlerner" tatsächlich.

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(Bild: kmm)



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