Saudi-Arabien richtet erstmals eine internationales Schachveranstaltung aus. In der Hauptstadt Riad findet seit Dienstag ein Blitz- und Schnellschachturnier statt - ein weiteres Zeichen des Modernisierungskurses im ultrakonservativen Königreich. Dass der Weltschachverband Fide das Land als Gastgeber auswählte, führte zu Kontroversen: Das streng islamische Land weigerte sich etwa, sieben israelischen Spielern Visa für das bis Samstag dauernde Turnier auszustellen. Die Doppelweltmeisterin Anna Muzytschuk aus der Ukraine boykottiert das Turnier, weil sie kein Koptuch tragen will und weil sie sich dort wie ein Mensch zweiter Klasse fühlt.
Nach den Regeln des Schachverbandes darf kein Land Spieler aufgrund ihrer Nationalität ausschließen. Auch Spielern aus dem Iran, seinem Erzrivalen im Nahen Osten, und dem Golfstaat Katar wollte Saudi-Arabien zunächst keine Einreiseerlaubnis erteilen, lenkte laut Fide jedoch später ein. Auch die strengen Regeln für Frauen in dem Land führten zu scharfer Kritik. Sie müssen eigentlich von Kopf bis Fuß bedeckt sein und dürfen nicht ohne männliche Begleitung in die Öffentlichkeit. Fide erklärte hingegen, das Tragen eines Kopftuches sei für Spielerinnen nicht nötig. Es reiche, wenn Frauen in zugeknöpften weißen Blusen erscheinen würden. Die Doppelweltmeisterin Anna Muzytschuk aus der Ukraine boykottiert wegen der Vorschriften für Frauen das Turnier. "Ich habe beschlossen, mich nicht wie eine Kreatur zweiter Klasse zu fühlen." schrieb die 27-Jährige in einem Facbook-Post.
Muslimen ist das Schachspiel eigentlich seit fast zwei Jahren durch eine Fatwa verboten. In einer Fatwa erklären islamische Gelehrte, ob ein Verhalten den Glaubensrichtlinien entspricht oder nicht. Vor kurzem hatte Saudi-Arabien angekündigt, sich im kommenden Jahr dem Tourismus zu öffnen. In den vergangenen Monaten wurde darüber hinaus die Aufhebung des Fahrverbots für Frauen ab Juni kommenden Jahres beschlossen, außerdem wurde das Kinoverbot aufgehoben. Hinter dem Modernisierungskurs steht Kronprinz Mohammed bin Salman, der im Juni zum Thronfolger ernannt wurde.
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