CL-Finale

Van der Sar ist der Held von Moskau

Sport
22.05.2008 12:42
Um 1.35 Uhr Moskauer Ortszeit ist die Schlacht geschlagen gewesen und Manchester United Sieger der Fußball-Champions-League 2008. Das packende und erst im Elferschießen entschiedene rein-englische Finale zwischen ManU und Chelsea brachte im strömenden russischen Regen zahlreiche Helden und tragische Figuren hervor. Zum Star des Abends avancierte Manchester-Goalie Edwin van der Sar, die traurigste Gestalt im Luschniki-Stadion war Chelsea-Kapitän John Terry.

Ausgerechnet Terry, der "Mr. Chelsea", hatte es nach einem verschossenen Versuch von Cristiano Ronaldo beim Stand von 4:4 im Elferschießen auf dem Fuß, den ersten Champions-League-Sieg für die "Blues" unter Dach und Fach zu bringen. Doch Terry rutschte beim Schuss aus, der Ball landete an der Außenstange.

Während Terry danach weinend in der Kabine saß, stellte sich sein Coach Avram Grant ("Ich bin stolz auf mein Team") vor seinen Captain: "John ist traurig. Aber er ist der Hauptgrund, warum wir es überhaupt ins Finale geschafft haben. Er ist ein toller Spieler und Kapitän."

Chelsea-Trainer Grant dennoch zufrieden
Hätte übrigens Didier Drogba in der Verlängerung nicht die Rote Karte gesehen, wäre Terry gar nicht unter den ersten fünf Chelsea-Schützen fürs Elferschießen gestanden. Für Chelsea blieb damit wie in der Premier League (hinter ManU) und im Liga-Cup (Final-Niederlage gegen Tottenham) nur der zweite Platz. "Das war dennoch eine herausragende Saison, wir können positiv in die Zukunft blicken", bilanzierte Grant, seit September 2007 Nachfolger von Jose Mourinho.

Den entscheiden Penalty vergab dann der eingewechselte Franzose Nicolas Anelka, sein Schuss wurde vom 37-jährigen Van der Sar pariert. "Ich war gut informiert und das ist im Elferschießen sehr viel wert. Für meine Gefühle habe ich keine Worte", freute sich der baumlange Goalie der niederländischen Nationalmannschaft, der 13 Jahre zuvor mit Ajax Amsterdam in Wien gegen den AC Milan die Champions League erstmals gewonnen hatte.

Emotionales "Deja-vu" für Ferguson
Für Sir Alex Ferguson war es nach dem dramatischen Finalsieg 1999 gegen Bayern München der zweite Triumph in der Millionenliga. Und wieder ging es hauchdünn zu. "Das Gefühl ist dasselbe wie 1999, es ist unglaublich emotional. Aber ab sofort gilt meine volle Konzentration der kommenden Saison, denn die Euphorie verschwindet immer sehr schnell", meinte der Schotte, der seit 1986 die sportlichen Geschicke des Vereins leitet.

Während Engländer wie Wayne Rooney, Rio Ferdinand, Terry oder Franck Lampard nun aufgrund der verpassten EURO-Quali theoretisch wochenlang ihre Freude bzw. ihren Frust ausleben könnten, blieben Cristiano Ronaldo nach Schlusspfiff nur etwa 72 Stunden zum Feiern. Für ihn gilt ab Samstag die volle Konzentration auf die EURO.

Christiano Ronaldo weint im Mittelkreis
Beinahe wäre der Superstar im Endspiel zum tragischen Helden geworden. Zunächst erzielte der Portugiese zwar per Kopf das 1:0, doch im Elferschießen scheiterte er dann an Petr Cech. Als der Sieg dann dennoch feststand und seine Kollegen ihren Helden-Goalie Van der Sar unter sich begruben, blieb Ronaldo im Mittelkreis liegen und weinte vor Glück.

"Natürlich hatte in Angst, aber ich hatte auch Vertrauen in unseren Tormann. Ich bin sehr stolz und glücklich. Und ich will bei Manchester bleiben", meinte Ronaldo danach und beendete damit vorerst alle Transfergerüchte rund um den derzeit wertvollsten Kicker der Welt. Bei der EURO wird sich Ronaldo wohl kaum ein Zimmer mit Ricardo Carvalho teilen, denn der Chelsea-Verteidiger hatte seinen Landsmann während der Partie übel gefoult und hätte dabei ohne weiteres die EM-Träume Ronaldos beenden können.

Englische Fans sehr vorbildlich
Die englischen Fans haben sich in Moskau von ihrer besseren Seite präsentiert, unter den 40.000 nach Russland gereisten Anhängern kam es laut Polizeiangaben zu keinen ernsthaften Problemen und keiner einzigen Verhaftung. "Es ist sehr ruhig geblieben, es gab keine größeren Auseinandersetzungen", erklärte ein Sprecher, nachdem 5.000 Polizisten in Alarmbereitschaft gewesen waren. Moskau war zum zweiten Mal Austragungsort eines Europacup-Finales, 1999 hatte das UEFA-Cup-Endspiel Parma - Marseille in der Hauptstadt stattgefunden.

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(Bild: KMM)



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