Signale deuten

Lidzucken und Co.: Harmlos oder gefährlich?

Gesund
21.01.2009 16:24
Obwohl man sich gesund fühlt, nimmt man manchmal mitunter eigenartige Veränderungen an seinem Körper wahr und sollte diese auch sehr ernst nehmen: Die Fingernägel sind fleckig, das Haar wird brüchig, man hat einen metallischen Geschmack im Mund oder einen süßlich-fruchtigen Mundgeruch. Lidzucken, der eigene Herzschlag, Einschlafzuckungen oder knirschende Knie machen einem zu schaffen. Harmlos oder gefährlich? Wir geben dir einen Überblick!

Unser Körper kommuniziert über ein Frühwarnsystem, sogenannte Körpersignale, mit uns. Der Ratgeber „Das große Buch der Körpersignale“ erklärt, was dahinter stecken könnte:

Lidzucken
Beim Lidzucken – das niemand außer dir selber bemerkt – handelt es sich in den meisten Fällen um eine sogenannte Faszikulation, eine harmlose, wenn auch lästige und störende unwillkürliche Kontraktion der Muskeln. Gegen Lidzucken hilft übrigens Chinin (zum Beispiel in Tonicwater). Oder man drückt die Stelle sanft mit den Fingern.

Lidzucken wird zumeist durch Schlafmangel und Übermüdung ausgelöst. Leider kann es aber auch ein Frühzeichen des Meige-Syndroms sein. Die seltene neurologische Erkrankung führt bei den Betroffenen zu unkontrollierbaren Verkrampfungen der Kau- und Zungenmuskulatur sowie unwillkürlichen Lidkrämpfen. Sprechen und Schlucken können erheblich beeinträchtigt sein, die Lidkrämpfe führen zu Sehbeschwerden.

Die Fingernägel brechen leicht
Häufig sind brüchige Nägel lediglich einer trockenen Witterung oder dem Umgang mit aggressiven Reinigungsmitteln zuzuschreiben. In manchen Fällen sind sie jedoch ein Hinweis auf eine Schilddrüsenerkrankung oder einen Mangel an Eisen oder Vitamin A. Fachleute sind sich noch uneinig, inwiefern Kalziummangel vielleicht ebenfalls eine Rolle spielt.

Die Fingernägel haben weiße Flecken
Weiße Flecken auf den Nägeln – Leukonychie genannt - sind normalerweise ein Anzeichen für kleine Verletzungen am Nagel, die schnell wieder vergehen sollten. Es könnte aber auch ein Nagelpilz dahinterstecken oder Hauterkrankungen wie Psoriasis und Ekzeme. Weiße Flecken sind außerdem mögliche Anzeichen der Erkrankung Sarkoidose, die Haut, Lunge und andere Organe in Mitleidenschaft zieht. Sollten die Nägel zudem weich sein, kann es sich um einen Hinweis auf Schilddrüsenüberfunktion handeln.

Das Haar wird brüchig oder dünn
Wenn die Haarstruktur sich plötzlich verändert – zum Beispiel brüchig und glanzlos wird  – kann das zuallererst einmal an falscher Pflege liegen: Es wurde zu viel gewaschen, gebürstet, gefönt. Aber auch Stress, Umstellung des Hormonhaushaltes oder eine Fehlernährung könnten dahinterstecken. Bei Frauen weist eine plötzliche Haarveränderung zum Beispiel auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin, die oft nicht erkannt wird. Darüber hinaus könnte auch ein Jodmangel vorliegen.

Achtung: Wenn du schwanger bist und dir dein Haar dünner als gewohnt erscheint, solltest du möglichst bald mit deinem Arzt sprechen. Möglicherweise liegt ein Vitamin- oder Mineralstoffmangel vor, der die Schwangerschaft beeinträchtigen könnte.

Übler oder metallischer Geschmack im Mund
Auch mal wieder mit üblem, gar metallischem Geschmack im Mund erwacht? An sich kein Grund zur Sorge. Nur wenn du auch mit Zahnbürste und Mundwasser nichts mehr dagegen machen kannst, ist es angeraten, das checken zu lassen. Es könnte sich um eine Geschmackshalluzination oder Phantogeusie (Schmeckstörung) handeln. Dabei nimmt man Geschmäcker wahr, die gar nicht vorhanden sind.

Geschmackshalluzinationen sind ein mögliches Anzeichen von Fazialislähmung (Gesichtslähmung) sowie von Glossodynie, auch Burning-Mouth-Syndrom genannt, einer seltenen Störung, die durch eine Nervenschädigung hervorgerufen wird. Manchmal deutet dieses Körpersignal auch auf eine Virusinfektion oder das Sjögren-Syndrom hin. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Immunzellen die Speicheldrüsen und Tränendrüsen angreifen.

Süßlich, fruchtiger Atemgeruch
Wenn jemand zu dir sagt, dein Atem rieche süßlich, solltest du nicht voreilig annehmen, dass derjenige Süßholz raspelt – tatsächlich kann es sich um einen lebensrettenden Hinweis handeln. Unter Umständen zeigt der Geruch nämlich an, dass du Diabetes hast und dein Blutzuckerspiegel im gefährlichen Bereich liegt.  

Knoblauchatem
Wenn man aus dem Mund nach Knoblauch riecht, obwohl man keinen gegessen hat, könnte eine Selenvergiftung vorliegen. Selen ist ein wichtiges Antioxidans, bei Überdosierung kann es jedoch schädlich sein. Weitere Anzeichen für eine Selenvergiftung sind Verfärbung und Verfall der Zähne, Nagelprobleme, Lustlosigkeit und Reizbarkeit. Die Vergiftung kann zu neurologischen Schäden führen, im Extremfall zu Leberzirrhose und sogar zum Tod.

Achtung: Knoblauchatem kann in seltenen Fällen auch ein Hinweis auf eine Arsenvergiftung sein, insbesondere, wenn der Betroffene über einen metallischen Geschmack im Mund klagt. Dann liegt ein dringender medizinischer Notfall vor.

Man hört den eigenen Herzschlag
Viele Menschen erleben das Phänomen, dass sie beim Schlafengehen den eigenen Herzschlag hören. Diese Erscheinung mag zwar lästig sein und möglicherweise am Schlafen hindern, ist aber harmlos. Es gibt aber auch Menschen, die etwas Ähnliches – einen pulsierenden Laut in nur einem Ohr – hören, wenn sie nicht im Bett liegen. Diese Form nennt man pulsatilen Tinnitus, und es kann eine Gefäßerkrankung zugrunde liegen wie Herzgeräusche, Bluthochdruck oder Verhärtung der Blutgefäße im Herzen oder im Hals.

Achtung: Wenn du auf einem Ohr ein pulsierendes Geräusch oder deinen Herzschlag hörst und zugleich Kopfschmerzen hast, wende dich bitte sofort an einen Arzt oder eine Notfallambulanz. Möglicherweise handelt es sich um Anzeichen eines bevorstehenden Schlaganfalls.

Einschlafzuckung
Kurz vorm Einschlafen zuckt man plötzlich wieder hoch. Das Phänomen ist in der Medizin als Myoklonie beschrieben und in der Regel harmlos. Es handelt sich um eine Muskelkontraktion, die meist beim Übergang vom Wachzustand zum Schlaf auftritt. Die meisten von uns erleben so etwas hin und wieder, besonders bei Übermüdung.

Nächtliche Zuckungen können aber auch mit der neurologischen Erkrankung Restless-Legs-Syndrom sowie anderen Schlafstörungen zusammenhängen. Solltest du nachts mehrfach von Muskelzuckungen geweckt werden, so handelt es sich vielleicht um periodische Beinbewegungen (Periodic Limb Movement Disorder). Diese wiederum können Anzeichen für die Schlafstörung Narkolepsie sein. Andere Namen für die Erkrankung sind „Schlafkrankheit“ oder „Schlummersucht“. 

Knirschende Knie 
Wenn die Knie knacken und knirschen, bedeutet das zumeist, dass sich kleine Luft- oder Glasblasen im Gelenk gebildet haben oder in der Knorpelschicht eine Falte entstanden ist, die bei Bewegung hin- und hergerückt wird. Solange keine Schmerzen bestehen, ein wahrscheinlich harmloser Zustand. Kniegeräusche sind manchmal aber auch erste Anzeichen für eine beginnende Arthrose (Gelenkversteifung).

Wer mehr erfahren möchte: „Das große Buch der Körpersignale“ von Joan Liebmann-Smith und Jacqueline Nardi Egan ist bei Heyne erschienen und kann über unseren Shop (siehe Infobox) bestellt werden.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele