Segeltörn

Kroatien: Segeln an Dalmatiens Küste

Reisen & Urlaub
06.07.2017 06:12

Die Küste Dalmatiens ist eines der schönsten Segelreviere: Segel hissen und ablegen in traumhaften Buchten und verschlafenen Hafenstädtchen, umspült vom glasklaren Meer.

Die Küste Kroatiens ist eines der beliebtesten Ferienziele der Österreicher. Besonders der Segel-Tourismus hat in den letzten Jahren ordentlich zugelegt: Entlang der Küste gibt es etwa 210 Marinas mit 145.000 Anlegeplätzen. Wichtigstes Kriterium für einen entspannten Törn ist die Wahl der Crew. Wer selbst keinen Segelschein hat, chartert Segeljacht bzw. Katamaran (von preisgünstig bis zur Luxusvariante) samt Skipper.

 

Sukoan
Wir beginnen unsere Reise in Sukoan, wenige Kilometer südlich von Zadar in der Bucht "Zlatna Luka" ("Goldhafen"): Sie beherbergt die Marina Dalmacija, den größten Jachthafen an der Adria. Nachdem die Kajüten bezogen, Lebensmittel verstaut und der Kontrollcheck vollzogen sind, legen wir am Nachmittag ab. Eine leichte Brise weht. Die Segel sind gehisst. "Der Weg ist das Ziel", lautet ab sofort die Devise. Wohin? Richtung Süden!

 

Zeit wird an Bord zu einem herrlich dehnbaren Begriff
Als sich auf der Steuerbordseite die Sonne Richtung Horizont zu neigen beginnt, sichtet unser Kapitän auf der Karte einen geeigneten Platz, wo wir die Nacht verbringen. Dieser ist auf der Nordseite der Insel Kakan gefunden. Wir ankern, begrüßt von zirpenden Zikaden. Nach einem Sprung ins Wasser und dem obligatorischen Manöverschluck macht der heranwehende Duft von Gegrilltem der kleinen Konoba (Gaststätte) Babalu hungrig: Schnell übergesetzt mit dem kleinen Schlauch-Beiboot erwarten uns köstliche landestypische Gerichte: Ein mit warmen Erdäpfeln und Kapern verfeinerter Oktopussalat, Cevapcici und fangfrischer Branzino. Danach noch ein oder zwei Stamperl Raki für die gute Nacht, in die man sogleich von den ringsum glucksenden Wellen hineingeschaukelt wird.

 

Primoten
"So gut hab ich schon lange nicht geschlafen", stellt Andi, unser "erster Maat", fest und lässt sich via Bootsmannstuhl in den Ausguck bis knapp unter die Spitze des 21 Meter hohen Masts ziehen. Keine Wolke in Sicht! Auf nach Primoten, ein an der Küste gelegenes ehemaliges Fischerdorf, wo wir an einer Ankerboje festmachen und an Land gehen. Unser Einlaufen wird von einer Schule Delfine begleitet - die noch immer da sind, als wir später nach einem Aufstieg durch die pittoreske Altstadt, vom wohl schönsten Kirchenplatz der Adria mit Aussicht aufs Meer hinausblicken.

Am nächsten Tag geht es vorbei an kleinen Inseln. Insgesamt, so verrät's der Reiseführer, gibt es 718 (davon 50 bewohnt), sowie 389 Felsen und 78 Riffe. Die pure Entschleunigung hat die Mannschaft bereits fest im Griff. Als der Wind "aufdreht", bringt unser Skipper die 46 Fuß lange "Bavaria" in Schräglage. Für die Crew bedeutet das nun: Ran an die Winsch-Kurbeln, um die Segel optimal zu trimmen, sprich in Position zu bringen, und so erreichen wir schneller als erwartet Vis.

Vis
Aufgrund ihrer strategisch günstigen Lage einst auch das "Gibraltar der Adria" genannt, war die Insel lange militärisches Sperrgebiet und wurde erst 1995 für Touristen zugänglich gemacht. Malerisch: die Komia-Bucht an der Westseite samt gleichnamigem typisch mediterranem Ort, mit engen Gassen und Häusern, die malerisch um den Hafen gedrängt sind. Hier, 2,5 Autofährstunden von Split entfernt, ticken die Uhren noch einen Tick langsamer - und die Besatzung ist sich einig: "Da bleiben wir auch gerne länger."

 

Hvar
Nach zwei Tagen des Faulenzens ist den Seemannsherzen nach Party zumute: Idealer Ort: das gerne als "St-Tropez der Adria" bezeichnete Hvar. Einst wichtiger Stützpunkt der venezianischen Kriegsflotte und ab 1814 (wie ganz Dalmatien) ein Teil Österreichs, kann die Hauptstadt der gleichnamigen Insel auf eine überaus bewegte Geschichte zurückblicken. Hier findet man coole Clubs wie das "Hula-Hula" oder das "Carpe Diem" sowie haubenverdächtige Top-Gastronomie - sehr zu empfehlen ist das "Divino" mit grandiosem Ausblick über den Hafen.

Stari Grad und Trogir
Wer Zeit hat, besichtigt auf der anderen Seite der Insel Stari Grad, die älteste Stadt Kroatiens: Die ursprüngliche Siedlung namens Pharos wurde 384 v. Chr. von griechischen Kolonisten gegründet, 2008 wurde  die seit der Antike landwirtschaftlich genutzte Ebene östlich der Stadt in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Ja,  bei einem Törn darf's ruhig auch ein bisserl Kultur sein - und so werden die Segel Richtung Trogir gesetzt, das wir, bedingt durch einen hervorragend-konstanten Mistralwind, erst nach einem ausgedehnten Umweg vorbei an den Inseln Korèula, Braè und olta erreichen.

An das Gewusel in der ca. 25 km westlich von Split gelegenen Altstadt von Trogir, die seit 1997 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt, muss man sich erst einmal gewöhnen, denn es wird wie Dubrovnik von Touristenmassen ganzjährig überrannt. Sehenswert: die St.-Laurentius-Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert, beeindruckend: die Festung Kamerlengo, die nach der Übernahme der Stadt durch die Republik Venedig im Jahre 1420 erbaut wurde. Nach ausgedehnter Besichtigungstour ist man nicht unglücklich, über die Passerella, die Boots-Gangway, rasch wieder zurück in die ruhige Bordwelt einzutauchen. "Ausdampfen in die Vorspring", lautet das Kommando zum Ablegen, dann werden noch einmal die Segel gesetzt, und alle hoffen, dass der Wind nur ganz, ganz leicht weht. Denn es wartet bereits der letzte Manöverschluck in unserem Ausgangshafen, der Marina von Sukoan.

Stefan Weinberger, Kronen Zeitung

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