Zur Radikalisierung?

D: “Wiener Taliban” ruft seine Anhänger nach Ägypten

Ausland
13.08.2012 13:49
Mit Sorge beobachten die Sicherheitsbehörden in Deutschland derzeit eine Ausreisewelle von Salafisten nach Ägypten. Die Islamisten sollen laut Medienberichten Aufrufen des "Wiener Taliban" Mohamed M. folgen, der "via Internet aus dem ägyptischen Exil" predige. Die Salafisten könnten "möglicherweise noch viel gewaltbereiter zurückkehren", so die Befürchtung des deutschen Verfassungsschutzes. Für Österreich sieht das Innenministerium derzeit aber "keinen Anlass zur Sorge".

Der Wiener Salafisten-Prediger M. war in Österreich in einem aufsehenerregenden Prozess wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Im September des Vorjahres wurde er aus der Haft entlassen und zog nach Deutschland. Im April von den deutschen Behörden mit einem Aufenthaltsverbot belegt, dürfte M. sich mittlerweile in Ägypten aufhalten - von wo aus er nun Gleichgesinnte in Deutschland zur Ausreise aufrufen soll.

Ausreisen nach Verbot von Salafistenverein
Der deutsche Verfassungsschutz beobachte, "wie zahlreiche Salafisten aus Deutschland nach Ägypten auswandern", berichtete die Tageszeitung "Die Welt" in ihrer Samstagausgabe. Ein gutes Dutzend Islamisten sei demnach bisher dem Ruf M.s gefolgt. "Der Verfassungsschutz ist besorgt: Im ägyptischen Exil könnte aus dem inzwischen in Deutschland verbotenen radikalen 'Millatu Ibrahim'-Netzwerk (siehe Infobox) eine deutsche Salafistenkolonie entstehen", so die Zeitung.

Auch das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete in seiner aktuellen Ausgabe von "einer neuen Reisewelle radikaler Islamisten ins Ausland". Deutschen Sicherheitsbehörden zufolge würden die "zumeist als gewaltbereit eingestuften Salafisten" statt ins pakistanisch-afghanische Krisengebiet zunächst nach Ägypten ziehen. Sie folgen Mohamed M., der im Frühjahr Deutschland verlassen habe, um seiner Ausweisung zuvorzukommen.

Aus abgefangenen E-Mails und belauschten Telefonaten gehe hervor, dass sich viele Salafisten nach dem Millatu-Ibrahim-Verbot und Razzien in der Szene verfolgt fühlten. Am Nil wollten sie "den wahren Islam" leben oder im "Dschihad gegen Ungläubige" kämpfen, so das Nachrichtenmagazin.

Sorge um Aufbau neuer Strukturen
Etwa 20 Anhänger von M. seien bereits abgereist. 30 weitere Islamisten "sitzen auf ihren Koffern", zitierte "Der Spiegel" einen hochrangigen deutschen Sicherheitsbeamten. Staatsschützer befürchten demnach, dass Terrororganisationen wie Al-Kaida das Machtvakuum nach dem Arabischen Frühling in Ägypten nutzen, um dort eigene Strukturen aufzubauen. "Aus Ägypten reisen die Dschihadisten möglicherweise in afrikanische Krisenherde wie Somalia und Mali oder schließen sich Al-Kaida im Maghreb an."

Der Sprecher des österreichischen Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, sagte indessen am Montag, das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung sei informiert und stehe mit den deutschen Kollegen in Kontakt. Man sehe für Österreich "keinen Anlass zur Sorge". Die "Szene in Österreich" sei nicht mit jener in Deutschland vergleichbar, weil Letztere einen "höheren Organisationsgrad" aufweise, so Grundböck.

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