Keine dunklen Nächte

Mitternachtssonne: Der helle Wahnsinn in Schweden

Reisen & Urlaub
27.07.2012 10:34
Dunkel und kalt? Im Gegenteil: In Nordschweden geht im Sommer die Sonne nie unter. Natur pur und die Mitternachtssonne sorgen für hier unvergessliche Urlaubserlebnisse.

Dieses Licht! Der weite Himmel, die endlosen Wälder, die spiegelnden Seen, die glasklaren Flüsse. Aber das Licht! Zehn Minuten nach Mitternacht und noch immer scheint die Sonne. Sommer in Schwedisch Lappland. Lappland? Da fällt einem unwillkürlich der legendäre Helmut Qualtinger als Travnicek ein: "Und die Lappen? Gscherte im Pelz! Wann mi des Reisebüro net vermittelt hätt." Heute gehen viele Sami – so heißen die Ureinwohner korrekt – ganz normalen Berufen nach. Die meisten haben aber auf die eine oder andere Weise immer noch mit Rentieren zu tun.

Nils Nuttis Familie zog das ganze Jahr mit ihrer Herde Hunderte Kilometer durch die Weite Lapplands. Im Sommer zu den Weidegründen in die norwegischen Berge, im Winter zurück ins schwedische Flachland. Nils hat sich vom Rentierhirten zum erfolgreichen Geschäftsmann gemausert. In Jukkasjärvi nördlich des Polarkreises bietet er Touristen Einblick ins Leben der Sami. Nach jahrhundertealter Tradition sitzt man im Zelt rund um ein Lagerfeuer, trinkt Kaffee und erzählt Geschichten. Filme informieren über den Alltag des Volkes der Samen, ihre Musik und ihre bunte Tracht. Blau steht für den Himmel, Rot für Feuer. Versteht sich, dass man hier auch Rentiere sehen und im Winter Fahrten mit von ihnen gezogenen Schlitten buchen kann.

"Jagen gehe ich auch noch regelmäßig"
Die Samin Eivon Auna gilt als eine der besten Geschichtenerzählerinnen ihres Volkes und ist täglich in den Wäldern unterwegs. "Jagen gehe ich auch noch regelmäßig", sagt die rüstige 72-Jährige: "Auf Elche und Bären". Eivon lebt in Vuollerim, dessen Bewohner ganz besondere Menschen sind. Um wirtschaftlich überleben zu können, haben sie sich einiges für Besucher einfallen lassen: Mit Eivon am Lagerfeuer sitzen und sich alte Legenden erzählen lassen oder mit ihr durch den Wald gehen. Oder Fliegenfischen mit Örjan Kraft, der an eine Mischung aus Indianer und Bob Dylan erinnert. Reiten wird angeboten, Kanu fahren, radeln.

Die Gäste wohnen im Gästgiveriet, einem Hotel, das 140 Dorfbewohner von ihrem Ersparten gekauft und mit eigenen Händen renoviert haben. Jedes Zimmer ist ganz persönlich gestaltet. Es ist, als würde man bei guten Freunden übernachten. Ein Höhepunkt sind die "House Jumping Dinner", dreigängige Abendessen, die von verschiedenen Bewohnern abwechselnd in ihren Häusern zubereitet werden. So kommt man ganz in samischer Tradition ins Gespräch. Die Atmosphäre ist freundlich und familiär. Keine Rede von kühlen, distanzierten Schweden.

Cool übernachten im "Icehotel"
Apropos kühl: Was wäre ein Bericht über Lappland ohne Erwähnung des "Icehotels" in Jukkasjärvi? Die Idee wurde bereits Ende der 80er-Jahre geboren. Japanische Künstler präsentierten dort ihre Eisskulpturen in einem Iglu. Nachdem einige Gäste spontan mit ihren Schlafsäcken darin übernachteten und am nächsten Morgen nicht erfroren, sondern total begeistert waren, war der Grundgedanke zum Eishotel geboren. Seither entsteht alljährlich Mitte Dezember eine kleine Eisstadt mit imposanter Empfangshalle, Eiskirche und der bekannten "ICEBAR", die inzwischen in mehreren Städten nachgebaut wurde. Das Eis dafür wird in riesigen Blöcken aus dem benachbarten Fluss Torne geschnitten. In den es im Frühjahr in geschmolzenem Zustand wieder zurückfließt.

Wer ungewöhnliche Hotels liebt, ist auch im Treehotel in Harads gut aufgehoben. Hier wohnt der Gast in modernen Baumhäusern mitten im Wald. Bisher gibt es fünf von renommierten Architekten gestaltete Zimmer, die rund drei Meter über den Erdboden an Bäumen angebracht sind. "The Cabin" erinnert an eine Seilbahn-Kabine, "The Nest" sieht wie ein Vogelnest und "UFO" wie ein Raumschiff aus. Am gelungensten ist der "Mirrorcube", ein Würfel mit Spiegelfassade, die die umliegenden Bäume, Wolken, Sonne und den Himmel wiederspiegelt. Eine Baum-Sauna gibt es auch. Derzeit ist man mit den Architekten der österreichischen Firma COOP HIMMELB(L)AU über die Gestaltung eines sechsten Baum-Zimmers im Gespräch.

Die "wandernde Stadt" Kiruna
Kiruna liegt nördlich des Polarkreises zwischen dem 67. und 68 Breitengrad, bietet gute Unterkünfte wie etwa Camp Ripan, das auch noch mit Spitzen-Gastronomie punktet, und ist ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge. Die Stadt wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Siedlung für den Eisenerzbergbau gegründet. Durch den Abbau ist das Erdreich darunter löchrig wie ein Schweizer Käse. Deshalb muss Kiruna wegen Einsturzgefahr bis 2023 um fünf Kilometer verschoben werden.

Nur knapp eine Stunde entfernt liegen der Nationalpark Abisko und das Skiresort Björkilden Fjällby. Vom dortigen Panoramarestaurant hat der Besucher einen atemberaubenden Ausblick auf das Schauspiel der Mitternachtssonne, die berühmte Felsformation Lappentor oder den Torneträsk-See. Über der Aurora Sky Station ist der Himmel wegen des speziellen Mikroklimas fast immer wolkenlos. Im Winter lassen sich von hier auch die Nordlichter am besten beobachten. In Schwedisch Lappland gibt es viel zu sehen. Der Elchpark in Vittangi, die Huskyfarm mit Hotel an einem märchenhaften See in Kangos, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende alte Kirchendorf Gammelstaden bei Luleå. Hauptattraktionen bleiben aber die faszinierende Landschaft, der endlose Himmel und – das Licht!

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