krone.at-Interview

Schicker: “Admira-Strafe kam zu spät oder zu früh”

Sport
22.11.2013 10:16
René Schicker ist mit seinen 1,71 Metern beileibe kein "Großer" der Kicker-Zunft, auch von großen Worten hält der gebürtige Steirer in Diensten von Admira Wacker Mödling nicht viel – das hindert ihn allerdings nicht daran, derzeit in der Liga "Großes" zu leisten, etwa durch wichtige Tore bei den Siegen gegen Rapid, Austria und zuletzt beim 3:1 gegen Salzburg. Gegenüber krone.at redete Schicker nun Klartext über die Acht-Punkte-Strafe gegen die Admira, über seinen Spitznamen "Chicha", die schlecht begonnene Saison sowie die drei Trainer im Jahr 2013 – und darüber, wer am Saisonende absteigt.

krone.at: Je ein Tor bei den Heimsiegen gegen Rapid, Austria und Salzburg - was haben dem René Schicker ausgerechnet die "Großen Drei der Liga" getan, dass er ausgerechnet gegen die gerne trifft?
René Schicker: Aber nein, da gibt's gar nichts. Eigentlich ist es Zufall, dass ich genau gegen die drei getroffen habe - aber es ist natürlich schön, wenn man gegen diese Teams als Sieger vom Platz geht. Im Endeffekt will ich allerdings gegen den WAC oder gegen Wiener Neustadt genauso treffen und gewinnen.

krone.at: Ist man bei einem Spiel gegen die ewig lange ungeschlagenen Salzburger eigentlich motivierter?
Schicker: Ja, im Hinterkopf war der Gedanke an die Serie der "Bullen" sicher da - und dass wir sie brechen, das war eine Extramotivation für uns. Für uns ist jetzt zurzeit aber eigentlich sowieso jedes Spiel mit einer Extramotivation verbunden, weil wir dürfen ja kein Spiel hergeben: Wir stehen mit dem Rücken zur Wand!

(Bild: krone.at)

krone.at: Ihr hattet einen schlechten Saisonstart, dann folgten die Trainerwechsel von Toni Polster auf Oliver Lederer auf Walter Knaller und zu allem Überfluss gab es dann noch den Acht-Punkte-Abzug. Gab's da irgendwann Momente, wo es dir schwer gefallen ist, zum Training zu gehen und weiterzumachen?
Schicker: Nein, bei mir gibt's so etwas nicht. Ich spiele mein Leben lang schon Fußball und für mich ist es das Wichtigste, dass ich am Platz stehen, trainieren und spielen kann. Die anderen Sachen, die verdränge ich einfach, weil ich da ohnehin keinen Einfluss darauf habe. Wir haben keinen Einfluss auf die Trainerwechsel und auch keinen Einfluss auf den Acht-Punkte-Abzug.

krone.at: Generell: Wie stehst du zu der Strafe des Senat 5 der Bundesliga?
Schicker: Meine Meinung zur Strafe ist, dass sie entweder zu spät oder zu früh gekommen ist. Während der Saison ist es, glaube ich, nicht clever, dass man so etwas macht. Ob die Strafe an sich berechtigt ist, das kann ich nicht beurteilen, dafür haben wir Spieler zu wenig Einsicht in das Ganze. Wir erfahren zwar fast alles vom Verein, aber ich kenne mich auch nicht mit allen Sachen aus, die der Verein erledigen muss. Wir hoffen jedenfalls, dass wir Punkte zurückbekommen. Wir Spieler können daran sowieso nichts ändern, wir probieren einfach, die Punkte am Spielfeld hereinzubekommen.

krone.at: Drei Trainer in einer Saison, das erlebt man auch selten. Worin unterscheiden sich Toni Polster, Oliver Lederer und Walter Knaller sportlich und menschlich?
Schicker: Walter Knaller ist zwar ein Typ von der älteren Schule, aber trotzdem geht er auf uns ein wie ein Junger und weiß genau, worum es im heutigen Fußball geht. Er arbeitet sehr akribisch mit der Mannschaft, erklärt Sachen, analysiert die Spiele mit uns und geht auf jedes einzelne Detail ein, das ist sehr gut. Der Olli (Anm.: Oliver Lederer) ist von Anfang an eher der Kumpeltyp gewesen, aber er hat sich dann trotzdem sehr gut in die Rolle als Chef hineingearbeitet. Olli ist ja schon ewig beim Verein, da haben viele mit ihm noch zusammengespielt und es ist für ihn sehr schwer gewesen, dass er sagt: "Jetzt bin ich der Chef, ich mache das so und so!"

krone.at: Und Toni Polster?
Schicker: Gegen den Toni kann man menschlich überhaupt nichts sagen, er war menschlich ein super Typ und er ist auch zu den Spielern nie schlecht gewesen. Sportlich gesehen hat er nur drei Pflichtspiele gehabt und alle sind verloren gegangen, das ist natürlich bitter für ihn. Aber die Mannschaft hat daraus gelernt und daran gearbeitet - und jetzt sind wir auf dem besten Weg.

krone.at: Hat er irgendetwas falsch gemacht?
Schicker: Das kann und will ich gar nicht beurteilen.

krone.at: Du selbst bist mit 29 Jahren inzwischen schon eine Art Methusalem im mit durchschnittlich 23,9 Jahren äußerst jungen Admira-Kindergarten - wie siehst du deine Rolle in der Mannschaft?
Schicker: Für mich ist das etwas Neues, ich bin eigentlich sonst immer einer der Jüngeren gewesen oder irgendwo mittendrin. Den jüngeren Spielern möchte ich mitgeben, dass sie nie aufgeben und nie den Kopf in den Sand stecken dürfen, und dass sie immer an sich selbst glauben müssen.

krone.at: Talent hat dir in den vergangenen Jahren kaum einmal jemand abgesprochen, dennoch hast du es in der Bundesliga bisher nur auf 38 Spiele gebracht und bist generell viel herumgereicht worden. Wie erklärst du dir das?
Schicker: Ich weiß es nicht! Ich bin jetzt, glaube ich, körperlich so beieinander wie als Junger, aber jetzt bekomme ich halt meine Chancen und jetzt beweise ich auch, dass ich es von Beginn an schaffen und Tore machen kann.

krone.at: Was die Trainer problematisch an dir gesehen haben, ist dir aber nicht klar?
Schicker: Nein, also z.B. beim Trainer Kühbauer war es mir zeitweise sehr unverständlich. Sicher, wir haben auch eine sehr gute Mannschaft gehabt, etwa mit Hosiner und Sabitzer. Aber dann habe ich etwa einmal bei einem Spiel gegen Rapid drei Tore aufgelegt und auch 70 Minuten durchgespielt und ab der übernächsten Partie war ich schon wieder weg. Das war für mich nicht nachvollziehbar und deswegen habe ich auch nicht das beste Verhältnis mit Kühbauer.

krone.at: Auf deinem Trikot steht statt deinem Namen "Schicker" groß "Chicha" geschrieben. Wieso? Wie kam es dazu?
Schicker:Das ist so entstanden: Vor zwei oder drei Jahren haben der Bernhard Schachner und ich Champions League geschaut und bei ManU spielt ja Javi Hernandez, das ist der "Chicharito" - und der ist ein bisschen so ein Typ wie ich. Er ist eingewechselt worden, hat etwas Entscheidendes gemacht und dann hat der Bernhard immer "Chicha" zu mir gesagt. Das haben wir dann mit Alex (Anm.: Manager Alexander Friedl) besprochen, ob es möglich ist, dass wir das aufs Trikot geben - und es hat gepasst.

krone.at: In der Vergangenheit hat man vonseiten der Admira eine gewisse Geringschätzung des Klubs durch Vertreter des ÖFB und der Bundesliga kritisiert. Glaubst du, dass ein Klub wie Rapid oder Austria in der gleichen Situation besser davongekommen wäre?
Schicker: Das will ich zwar nicht beurteilen, aber ich glaube, es ist immer leichter, Strafen gegen kleinere Vereine zu verhängen, als gegen große. Wenn man Rapid so bestrafen würde, wäre das wohl etwas anderes - man braucht ja nur schauen, wie viele Anhänger Rapid und wie viele die Admira hat. Das ist sicher ein Problem.

krone.at: Im Fall um den Abzug von acht Punkten ging es nach Angaben der Admira um ein Problem mit der Kommunalsteuer. Wie schaut's in finanzieller Hinsicht mit euch Spielern aus? Bekommt ihr euer Geld wirklich nicht pünktlich und regelmäßig?
Schicker: Das behaupten vielleicht Leute, die mit dem Verein nicht viel zu tun haben. Aber ich kann von jedem einzelnen hier sagen, dass wir unser Geld immer bekommen. Und ich war schon bei anderen Vereinen, da war es schlimm. Nein, hier kommt das Geld immer sehr pünktlich.

krone.at: Die Vereinigung der Fußballer hat im Sommer das Ergebnis einer Umfrage präsentiert, wonach die Admira bei den Themen Pünktlichkeit bei der Gehaltsauszahlung, Klarheit der Verträge, Lohnfortzahlung im Falle einer Verletzung, Informationsaustausch zwischen Management und der Mannschaft, Image des Klubs sowie medizinische Betreuung von allen Bundesligaklubs am schlechtesten beurteilt wurde. Wenn es also nicht am Geld liegt, woran hapert's bei der Admira denn?
Schicker: Ich weiß es nicht! Wir haben das auch mit Alex besprochen und keine Ahnung, wer da befragt worden ist. Sicher, am Anfang war etwa die Kommunikation von Vereinsseite her nicht so gut, aber inzwischen - ich bin ja immerhin bereits das sechste Jahr hier - ist das vin kann's dann liegen? Etwa an der medizinischen Betreuung?
Schicker: Nein, sicher nicht! Wir haben einen der besten Physiotherapeuten der Liga, ständig zwei Top-Masseure und zusätzlich bei Bedarf noch die vom Nachwuchs und den Amateuren. Nein, also da fehlt's an gar nichts.

krone.at: Zum Abschluss: Wer steigt ab?
Schicker: Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass es nicht die Admira sein wird.

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(Bild: KMM)



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