Rapid in der Krise

Michael Konsel: “Schöttel ist ja nicht der große Loser”

Sport
04.04.2013 14:12
Der "Panther" leidet. Die nicht enden wollende Rapid-Krise lässt auch den Hütteldorfer Allzeit-Hero Michael Konsel nicht kalt. Für krone.at sinniert der einstige Weltklasse-Goalie über Trainer Peter Schöttel, "Problemfall" Lukas Königshöfer und fehlende Qualität im Kader.

krone.at: Wie sehr blutet Ihr Herz, wenn Sie sich derzeit Rapid-Spiele anschauen?
Michael Konsel: Schon sehr, ich leide da wirklich mit. Wenn du so lange Zeit sehr erfolgreich bei dem Verein warst, hast du natürlich einen besonderen Bezug. Und Rapid gehört einfach ganz woanders hin.

krone.at: Trainer Peter Schöttel betont stets, man müsse trotz allem die Ruhe bewahren, dürfe sich nicht auseinanderdividieren lassen – dann komme der Erfolg schon wieder. Ist das nach acht sieglosen Partien in Serie nicht ein bisschen wenig? Fehlt da nicht der Plan?
Konsel: Ich will nicht urteilen, wer an der momentanen Situation schuld ist. Fakt ist, dass immer wieder sehr ähnliche Fehler passieren, die offenbar nicht abzustellen sind. Das gibt schon zu denken.

krone.at: Wie ist das zu erklären?
Konsel: Möglicherweise mit der fehlenden Klasse mancher Spieler. Dann hat der Spieler aber bei Rapid nichts verloren. Da sollte man nicht allzu lange zuschauen. Als Rapidler hat man eine gewisse Verpflichtung, man muss gewisse Qualitäten mitbringen. Und wenn das bei einigen nicht der Fall ist, dann muss der Trainer durchgreifen.

krone.at: Apropos Trainer - sie kannten Peter Schöttel ja noch als Spieler sehr gut. War er einer, der die Mannschaft aus schwierigen Situationen herausführen konnte?
Konsel: Nachdem ich von Rapid weggegangen bin, hat er ja die Kapitänsbinde bekommen. Wie er als Kapitän war, kann ich daher nicht beurteilen. Aber als ich mit ihm spielte, war er sicher ein Schlüsselspieler, wenn auch nicht der einzige große Leithammel. Wir haben einige gute Typen, echte Leader in der Mannschaft gehabt. Und er war sicher auch einer davon.

krone.at: Vielfach wird bei Rapid dieser Tage auch die Transferpolitik kritisiert. Dabei waren Spieler wie Alar, Burgstaller, Gerson oder Sabitzer bei ihren vorherigen Vereinen ja allesamt Top-Talente. Kann man da wirklich von verfehlter Transferpolitik sprechen? Oder haben sich die Spieler einfach nicht weiterentwickelt?
Konsel: Für einige ist es sicher noch zu früh, große Erwartungen an sie zu knüpfen, da gebe ich Schöttel schon recht. Sabitzer ist natürlich noch zu kurz beim Verein, auch für Alar kommt eine große Verantwortung noch zu früh. Die müssen in die Rolle des großen Rapidlers erst reinwachsen. Aber es gibt eben andere Spieler, die die Erwartungen nicht erfüllt haben.

krone.at: Hätten Sie als Rapid-Präsident Boskovic zurückgeholt?
Konsel: Ich will nicht Rapid-Präsident spielen. Wenn er voll fit ist, kann Boskovic für jede Mannschaft wertvoll sein. Aber zur Philosophie der jungen Wilden passt er natürlich nicht. Es gibt derzeit eben viele Baustellen bei Rapid.

krone.at: Zum Beispiel auch die Torhüterposition. Lukas Königshofer scheint sich einfach nicht weiterzuentwickeln.
Konsel: Das ist natürlich ganz besonders traurig. Rapid hat immer ausgezeichnete Torhüter gehabt, die waren immer die Eckpfeiler in der Mannschaft. Königshofer hat durchaus Potenzial, wirkt aber im Moment überfordert und haltlos. Er wirkt für mich in vielen Belangen noch nicht wie ein vollwertiger Rapid-Tormann, er macht im Moment einfach zu viele Fehler.

krone.at: Ist Raimund Hedl der richtige Torwarttrainer? Einige Experten bezweifeln das ja.
Konsel: Es tun sich momentan viele Oberg'scheite hervor, von denen allerdings niemand etwas erreicht hat. Früher kamen die Torhütertrainer aus der Praxis und hatten große Erfolge vorzuweisen. Heute ist das nicht unbedingt so. Ich will nicht auf den Hedl losgehen, aber die heutigen Torhütertrainer waren oft nie in der Situation, in der ihr jetziger Schützling ist. Sie waren kaum besser als der, den sie trainieren. Da fehlt dann oft natürlich der Respekt. Es gibt sehr viel Aufholbedarf. Nicht umsonst haben wir im Team schon seit über zehn Jahren keine echte Nummer eins. Die Torhüterposition ist so speziell, dass sie auch speziell betreut gehört. Da geht's nicht nur ums Einschießen.

krone.at: Muss Rapid Angst um den Europacup-Platz haben?
Konsel: Das glaube ich nicht. Rapid ist wohl in dieser Liga auch in der Krise stark genug, um das Minimalziel zu erreichen. Sturm könnte ja auch schon davongezogen sein. Und selbst Salzburg ist noch nicht außer Reichweite.

krone.at: Was macht Peter Stöger beim Lokalrivalen in Favoriten besser als Schöttel?
Konsel: Da geht's nicht um Einzelpositionen. Stöger ist nicht der alleinige Superhero, und Schöttel ist ja nicht allein der große Loser bei Rapid. Bei der Austria stimmt im Moment einfach das gesamte Paket, während's bei Rapid viele Baustellen gibt.

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(Bild: KMM)



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