Keim aus Afrika

Neuer resistenter Tuberkulose-Erreger entdeckt

Wissenschaft
10.01.2018 06:28

Schweizer Forscher haben einen neuen multiresistenten Tuberkulose-Erreger in Europa entdeckt. Weil das Bakterium, das bei Flüchtlingen aus Afrika gefunden wurde, gegen vier gängige Antibiotika immun ist, ist es besonders gefährlich. Die betroffenen Personen infizierten sich vermutlich in einem lybischen Flüchtlingslager mit dem Keim, so die Wissenschaftler.

Das Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Zürich identifizierte den multiresistenten TBC-Erreger zwischen Februar und November 2016 bei acht Flüchtlingen aus dem Horn von Afrika. „Der Erreger wies eine neuartige Kombination von Resistenzen gegen vier verschiedene Antibiotika auf, die noch nie beschrieben worden war“, sagt Peter Keller, der den Keim identifiziert hat. Die Multiresistenz erfordert die Isolierung von Betroffenen und eine mehrmonatige, intravenöse Behandlung mit Medikamenten im Spital.

Von Migranten nach Europa eingeschleppt
In den folgenden Monaten wurde der gefährliche Keim bei weiteren Patienten nachgewiesen, die alle aus Ländern am Horn von Afrika nach Europa migrierten. Insgesamt identifizierte das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien an der Universität Zürich den Erreger zwischen Februar und November 2016 bei acht Flüchtlingen aus Somalia, Eritrea und Djibouti. Dank des raschen Nachweises und der Isolationsmaßnahmen gab es keine weiteren Übertragungen auf Personen in der Schweiz.

Die erhobenen Daten weisen darauf hin, dass sich der Tuberkuloseerreger in einem libyschen Flüchtlingscamp bei Bani Waleed unter Migranten verbreitete. Das überfüllte Lager rund 180 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis ist berüchtigt für seine unhygienischen Verhältnisse. Etliche der diagnostizierten Tuberkulose-Patienten passierten das Camp auf ihrem Weg Richtung Norden.

Erreger entwickelte sich in Afrika
Wer am Anfang des Ausbruchs steht und das Bakterium in das Flüchtlingslager eingeschleppt hat, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit rekonstruieren. Als Ursprungsort des Erregers vermuten die Schweizer Wissenschaftler den Norden Somalias. Dort dürfte der Tuberkuloseerreger aufgrund neuer Mutationen die gefährliche Resistenzkombination entwickelt haben.

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