Weil wir gerade bei Geschwistern sind, führe ich noch einen dritten Namen ins Treffen: Die Yamaha (ich weiß, ich habe sie als Bruder bezeichnet, aber sie wirkt halt so männlich…) hat noch eine große Schwester, die XV1900, die mich bereits vergangenes Jahr begeistert hat (siehe Infobox). Viel kleiner ist die XVS1300 nicht, dafür aber schwächer. Statt 1854 ccm und 100 PS nur 1304 ccm und 72,8 PS. Stattlich ist das Trockengewicht von 283 Kilogramm, hier hast du mächtig viel Motorrad zwischen den Beinen, bzw. unterm Hintern, denn den Tank zwischen die Knie zu nehmen wäre höchst uncool.
Und „cool“ ist wichtig. Entdecke die Langsamkeit, denn fürs Kurvenheizen ist dieses dicke Ding zu schwerfällig und fürs sonstige Hetzen fehlt ihr die Luft. Kein Wunder – und hier muss noch mal die XV1900 herhalten – 106 Nm im Vergleich zu 167,8 Nm fallen extrem ins Gewicht.
Nicht nur Tom cruist
Aber ums Rasen geht es hier ja nicht, sondern ums Cruisen. Das höchste der Räuberei-Gefühle ist, wenn die Trittbretter hochklappen, und das tun sie regelmäßig auch ohne besonders ambitionierte Fahrweise. Macht aber Spaß. Die Midnight Star ist ein echter Fels in der Brandung; selbst ein ausgewachsener Sturm, der sogar Bäume umgeworfen hat, hat mich auf ihr nicht aus der Ruhe gebracht. Wäre so ein Baum allerdings vor mir auf die Straße gefallen, wäre ich wohl kurz nervös geworden, denn die Bremsen sind überraschend schwach.
Klein, aber soundmäßig voll oho!
Bei der Shadow Spirit haben mich die Bremsen dagegen positiv überrascht, die packen kräftig zu. Und noch was kann sie richtig gut: Klingen! Der Sound der Honda lässt Größeres vermuten als einen 750-ccm-Motor mit 45 PS. Die Kleine tuckert wie eine Große und schlägt die deutliche größere Yamaha in der Akustikwertung um Längen. Dass man mit 45 PS und einem Trockengewicht von 230 Kilo keine Bäume ausreißt, ist klar, aber die Honda stemmt sich mit 65 Nm tapfer gegen den Wind. Bei 150 km/h ist das Gleichgewicht zwischen Kraft und Wind erreicht.
Bei der Yamaha ficht der Fahrer einen anderen Kampf mit dem Wind aus, jedenfalls wenn man die optionale Scheibe montiert hat wie ich. Nicht den Widerstandskampf, sondern den Vibrationskampf. Ab 80 km/h vibriert der Helm in einem unangenehmen Luftstrudel.
Optisch würde der Vergleich unentschieden ausgehen: Die zierlichere Honda hat den Tacho klassisch am Tank, dafür hat sie Fußrasten statt Trittbretter; die Yamaha hat den Tacho am Lenker, dafür herrliche Trittbretter. Beide sind wahre Schönheiten, wobei die Yamse einfach das imponierendere Stück Motorrad ist. Ein optischer K.O. ist allerdings der auffällige Kühlwasserbehälter vor dem Honda-Hinterrad, der das Auge beleidigt. Das hat die Shadow Spirit nicht verdient!
Fazit:
Sieht man von dem hässlichen Wassertank bei der Honda ab und lässt bei der Yamaha die Scheibe weg, hat man ein wunderbares Chopper-Paar fürs Biker-Paar. Die Honda ist fürs Weibchen wie geschaffen, besonders wenn es kurzbebeint ist (supertiefe Sitzposition), die Yamaha fürs Männchen, weil sie so kraftvoll aussieht und mehr Kraft benötigt. Yeehaa!
Stephan Schätzl
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