Spieler, Fans, Trainer, Klubführung - alle wurden für das symbolische Foto eingespannt. Gemeinsam wollte man den Karren aus dem Dreck ziehen ...
... drei Wochen später steckt Rapid noch tiefer im Schlamassel. Nach dem 1:2 in Wolfsberg (im Video oben sehen Sie alle Highlights!) im Dreck einzementiert, bereits 20 Punkte hinter Meister Salzburg, von dem Sonntag die nächste Watschen droht. "Es ist egal, wer kommt. Derzeit sind wir unser größter Gegner", meint Sportchef Fredy Bickel.
Der ruhig bleibt, Verständnis für den Unmut der Fans hat: "Das lässt uns auch nicht kalt." Genauso wie dem akribischen, ehrgeizigen Trainer Damir Canadi seine bisherige Pleiten-Bilanz. Zahlen lügen nicht. Seine sind noch schlechter als jene von Vorgänger Mike Büskens.
Quo vadis, Rapid - und was, abgesehen von Durchhalteparolen, jetzt? Nicht viel. Grün-Weiß kann gar nicht anders, als den eingeschlagenen Weg durchzuziehen. Natürlich mit Canadi. "Die Spieler zeigen unglaubliche Qualitäten im Einstecken, stehen immer wieder auf", lobt Bickel den Charakter. "Das Team muss das ausbaden." Nämlich die völlig verfehlte Personalpolitik des Klubs.
Denn der aktuelle Kader wurde noch auf Ballbesitz ausgerichtet. Das war die Philosophie von Zoki Barisic, zog sich von den Profis bis in den Nachwuchs durch. War auch erfolgreich. Nur als Rapid Canadi holte, hätte man wissen müssen, dass der 46-Jährige für einen anderen Fußball steht, mit ihm ein Umbruch erfolgt. Dreierkette, schnelles Umschalten, mehr Tempo. Das geht nicht von heute auf morgen. Und man braucht dafür die geeigneten Spieler.
Die hat Rapid auf Schlüsselpositionen (etwa im Sturm) nicht. Ohne den verletzten Schobesberger gibt's gar keinen schnellen Spieler. Aber in der Saison wurden schon 31 (!) Spieler eingesetzt. Das zeigt die Planlosigkeit.
Und Bickel sind die Hände gebunden. Mit Vorgänger Müller, Jancker und Hedl auf (Büskens ohne Europacup nicht mehr) der Gehaltsliste, dazu die Verpflichtungen von Mocinic und Traustason, auch mit Schwab und Schaub wurde (zu Recht) verlängert - das kostet Geld. Um im Sommer Verstärkungen holen zu können, muss der aufgeblähte Kader trotz laufender Verträge drastisch reduziert werden.
Klar ist, dass Canadi nicht von seiner Philosophie abweichen wird. Macht auch Sinn, wenn er davon überzeugt ist. Das wusste Rapid (hoffentlich) schon bei seiner Verpflichtung. Er zieht das durch, hofft, dass die Spieler die Prügel stählen. Selbst wenn einige von der Rolle sind. So hatte Schaub, im Herbst noch Rapids Bester, in Wolfsberg nur 18 Ballkontakte. Die nächsten Wochen werden nicht einfacher. Im Dreck einzementiert.
Rainer Bortenschlager, Kronen Zeitung
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