Lokalaugenschein

Eltern erschlagen: “Alles musste ein Ende haben”

Österreich
15.02.2017 17:00

Es geschah am 3. Jänner: Gerald B. (48) tötete in einem Einfamilienhaus im niederösterreichischen Perchtoldsdorf seine pflegebedürftigen, gehörlosen Eltern. Am Mittwoch fand der Lokalaugenschein mit dem Täter statt. "Ich will selbst nicht mehr leben", sagte er zu den Justizwachebeamten.

Minutiös schilderte der ÖBB-Bedienstete den Hergang des Verbrechens. Tagelang habe er davor "wegen Überforderung" nicht geschlafen. Dann, an diesem Dienstag, um 6 Uhr früh, sei in ihm plötzlich die Überzeugung gewesen, "dass alles ein Ende haben" musste: "Und ich holte meinen Baseballschläger."

Puls gefühlt, "um sicherzugehen, dass sie tot sind"
Damit ging er ins Schlafzimmer seiner Eltern: "Ich begann auf sie einzuprügeln." Als Vater und Mutter regungslos vor ihm lagen, habe er noch nach ihrem Puls gefühlt, "um sicherzugehen, dass sie wirklich tot sind".

Der Mann habe sich schon von Kindesbeinen an um seine gehörlosen Eltern gekümmert, die aufgrund ihrer Einschränkung auf ihn angewiesen waren. Der 48-Jährige - er hat noch zwei Schwestern - war der einzig Hörende in der Familie. Seine persönlichen Bedürfnisse habe er hintangestellt. "Er hat nie eine Partnerin gehabt", sagte sein Rechtsbeistand Astrid Wagner zur APA.

Ihr Mandant sei mit der Betreuung der Eltern überfordert gewesen. Er sei verzweifelt gewesen, weil er zwar Hilfe gesucht, jedoch rund um die Weihnachtsfeiertage nicht so schnell bekommen hatte, berichtete Wagner. Der 85-jährige Vater konnte nur noch schlecht gehen und war seit einiger Zeit inkontinent.

Mutter "viel zu schnell aus dem Spital entlassen"
Zwar kümmerte sich die 75-jährige Mutter um ihren Ehemann, doch war sie nach einem Sturz über die engen Treppen im Haus selbst gehandicapt. "Sie wurde nach dem Sturz viel zu schnell aus dem Spital entlassen", sagte Wagner. Die Frau dürfte sich zahlreiche schmerzhafte Prellungen zugezogen haben.

"Herrn B. war es sehr schwergefallen, an den Tatort zurückzukehren und dort abermals über das Geschehene zu sprechen. Immer wieder sagte er auch, dass er nicht mehr leben wolle", so die Juristin. "Der Mann gilt als schwer suizidgefährdet, er ist deshalb in einer psychiatrischen Klinik in U-Haft."

Martina Prewein, Kronen Zeitung/krone.at

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