Athleten vs. FIS

Wirbel um Skandal-(?)-Abtransport von Sturzopfer

Sport
11.03.2016 18:33

Der Norweger Kjetil Jansrud hat im zweiten und verkürzten Training für die samstägige Weltcup-Abfahrt in Kvitfjell Bestzeit vor Peter Fill (ITA) und seinem Landsmann Aleksander Kilde erzielt. Das Training begann wegen Nebels eindreiviertel Stunden verspätet und musste nach einem Sturz von Guillermo Fayed weitere 20 Minuten unterbrochen werden. Der lang dauernde und umständliche Abtransport des Franzosen sorgte wieder einmal für viel Kritik bei den Fahrern - die von FIS-Renndirektor Hannes Trinkl umgehend zurückgewiesen wurde.

Das Abschlusstraining in Norwegen begann extrem verspätet, wurde dann vom Reservestart aus bei Sonnenschein, aber bereits flacher Sicht gefahren. Fayed kam dann beim sehr weittragenden Sprung in die Zielkurve böse zu Sturz. Schon die Erstversorgung dauerte lange und nachdem der Helikopter den am Knie offensichtlich schwerer verletzten Athleten die 200 Meter vom Berg geflogen hatte, wurde der Franzose erst wieder in ein Rettungsauto umgelagert und auf der Straße ins Krankenhaus gefahren.

Reichelt: "Es dauert alles viel zu lange"
Viele Fahrer fühlten sich an die fatalen Ereignisse rund um den Sturz von Matthias Lanzinger 2008 erinnert. "Die Erstversorgung hat wieder nicht geklappt. Es muss einfach ein zweiter Hubschrauber her", forderte etwa Hannes Reichelt sofort. "Es dauert alles viel zu lange. Vielleicht sind es nur Sekunden. Aber für den, der verletzt im Schnee liegt, sind es Stunden", ärgerte sich der immer noch etwas kranke Österreicher, der aber am Wochenende starten wird.

Laut FIS-Renndirektor Trinkl funktionierte die Versorgung Fayeds allerdings einwandfrei. "Von der Zeit her war alles im Soll", sagte er und betonte, dass der Abtransport per Rettungswagen auf Wunsch des französischen Teamarztes Fayed geschehen sei. Ziemlich genau eine Stunde nach seinem Sturz, um 14.43 Uhr, sei der Franzose im Krankenhaus gewesen, so Trinkl.

Ein zweiter Hubschrauber wäre zudem für den Fall einsatzbereit gewesen, dass Fayed mit dem (ersten) Helikopter weitertransportiert worden wäre. Athletensprecher Reichelt hatte zuvor gefordert, dass ein zweiter Hubschrauber her müsse.

Max Franz: "Der Verletzte hat immer Vorrang"
Der nach Fayed abgewunkene Carlo Janka stoppte, wartete in der Sonne und fuhr erst nach dem Einsatz ins Ziel. Mit einem Rückstand von über 20 Minuten wurde der Schweizer als 47. und Letzter gewertet. Der nach seiner Kitzbühel-Verletzung in den Weltcup zurückgekehrte Max Franz gab zu, nach dem Vorfall nicht mehr ans Limit gegangen zu sein. "Es ist Wahnsinn", sagte der Kärntner. "Der Verletzte hat immer Vorrang, speziell wenn er so starke Schmerzen hat."

Kann Fill als erster Südtiroler die Abfahrtskugel holen?
Sportlich gaben einmal mehr die dominierenden Norweger den Ton an, obwohl der verletzte und in beiden Speed-Wertungen immer noch führende Aksel Lund Svindal nicht mehr dabei ist. Dafür kann Fill Geschichte schreiben. Der nur 26 Punkte hinter Svindal liegende Südtiroler wäre der erste Abfahrts-Gesamtsieger in der Südtiroler Skigeschichte überhaupt. "Die Norweger sind gut drauf. Aber so ein Ergebnis wie heute würde schon passen", sagte Fill. Er sei sicher derzeit am Höhepunkt seiner Karriere. "Es ist auf jeden Fall meine konstanteste Saison", meinte der Kitzbühel-Sieger.

Die Abfahrtskugel zu gewinnen wäre sensationell. "Ich traue es mir zu. Und für eine Ski-Nation wie Italien ist es eh Zeit, dass endlich ein Italiener in der Königsdisziplin der Beste ist", sagte Fill und fügte scherzhaft an: "Vielleicht löst das ja ein Erdbeben aus, was das Interesse am Skisport südlich von Südtirol betrifft." Ernster meinte Fill dann: "Wir hatten so viele große Fahrer, die es versucht haben. Gustav Thöni, Kristian Ghedina, Herbert Plank, Christof Innerhofer, Dominik Paris und so weiter. Es wäre Wahnsinn, wenn ich der erste wäre."

Kriechmayr: "Im Super-G zähle ich hier zu den Mitfavoriten"
Bester Österreicher im Training war Kriechmayr als Siebenter. Der Oberösterreicher hat noch Chancen im Super-G-Weltcup (Rennen am Sonntag) und weiß, dass Kvitfjell eine besondere Chance für ihn ist. "Die Strecke liegt mir und wenn die Chance da ist, willst du sie auch nützen." Das Allerwichtigste sei aber ein gutes Ergebnis. "Im Super-G zähle ich hier zu den Mitfavoriten", gab sich Kriechmayr selbstbewusst. Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde liegt in der SG-Wertung 67 Punkte vor dem Österreicher. "Er ist gut drauf, aber nicht unschlagbar", lautet Kriechmayrs Kampfansage für Sonntag.

Das Ergebnis:
1. Kjetil Jansrud (NOR) 1:28,52 Minuten
2. Peter Fill (ITA) +0,52 Sekunden
3. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) +0,57
4. Travis Ganong (USA) +0,78
5. Steven Nyman (USA) +0,83
6. Dominik Paris (ITA) +0,84
7. Vincent Kriechmayr (AUT) +0,96
8. Beat Feuz (SUI) +0,97
9. Mattia Casse (ITA) +1,01
10. Valentin Giraud Moine (FRA) +1,12
Weiters:
12. Klaus Kröll (AUT) +1,34
13. Romed Baumann (AUT) +1,37
23. Otmar Striedinger (AUT) +1,87
31. Hannes Reichelt (AUT) +2,37
36. Max Franz (AUT) +2,90

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(Bild: KMM)



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